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Apothekenkooperationen

Zukunftskonzept oder Auslaufmodell?

17.12.2013  16:02 Uhr

PZ / Das Thema Apothekenkooperationen stand im Mittelpunkt eines Runden Tisches, zu dem die Beratungsgesellschaft Professor Kaapke Projekte Ende November in Stuttgart eingeladen hatte. Experten aus dem Bereich der Arzneimitteldistribution diskutierten Sinn und Nutzen diverser Geschäftsmodelle und gaben eine Einschätzung für die Zukunft.

Schaut man auf die am Markt befindlichen Apothekenkooperationen, wird die Heterogenität der Konzepte schnell deutlich. So spielt aus Sicht der Diskussionsteilnehmer einerseits die Motivation für eine Kooperationsgründung eine wichtige Rolle. Andererseits sei aber auch die Arbeitsweise einer Kooperation, etwa bei Einkauf oder Marketing, ein wichtiges Unterscheidungskriterium.


Angst ist heute keine Motivation mehr

 

Für die Geschäftsführerin des Landesapothekerverbands (LAV) Baden-Württemberg, Ina Hofferberth, sind Kooperationen keine wirkliche Konkurrenz für die Verbände. Sie seien zu Beginn argwöhnisch beäugt worden, der befürchtete Mitgliederschwund bei den Apothekerverbänden blieb aber aus. Die Diskussion um das Fremd- und Mehrbesitzverbot und die Angst vor Apothekenketten hätte in den Jahren ab 2004 viele Apotheker dazu bewegt, einer Kooperationen beizutreten. Als weitere Motivationsfaktoren nannte Hofferberth verbesserte Einkaufskonditionen für Rx- und OTC-Sortimente sowie eine gewisse Unerfahrenheit im Umgang mit Werbung, Marketing und Markenbildung.

Nach Einschätzung der LAV-Geschäftsführerin wird sich die Kooperationslandschaft in Zukunft stark ausdünnen. Inzwischen sei Angst als Mitmach-Motivation vom Tisch. Auch seien im ruinösen Wettbewerb der Pharmagroßhändler keine weiteren Einkaufsvorteile zu erzielen. Auch Dachmarkenkonzepte, die dem Apotheker suggerierten, er müsse sich dort nur einordnen, ohne anschließend selbst aktiv zu werden, funktionierten nicht.

 

Nach Ansicht des Geschäftsführers der Apothekenkooperation A-Plus, Gerd Böpple, hätten heute viele Apotheker aufgrund vielfältiger anderer Aufgaben zu wenig Zeit, ihre tatsächliche Kompetenz auszuspielen. »Wenn sie sich darauf und auf ihre Kunden wieder verstärkt konzentrieren, kann eine gute Apothekenkooperation in dieser Situation von großem Nutzen sein«, so Böpple.

 

Über die Bedeutung einer Dachmarke für eine Kooperation gehen die Meinungen auseinander. Der Drang zur Markenbildung komme häufig aus der Industrie, sagte Phagro-Vorsitzender Thomas Trümper. Hersteller hätten immer ein großes Interesse an einheitlichen Absatzkanälen. Trümper betonte einmal mehr, die Apotheke sei nicht ohne Weiteres mit anderen Branchen vergleichbar. Arzneimittel seien Waren der besonderen Art. Das habe Konsequenzen für das Geschäftsmodell. Qualitätsunterschiede der Produkte gebe es nicht. Deshalb müsse sich Apotheke A von Apotheke B auf einem anderen Weg differenzieren, etwa über Professionalität und Servicebereitschaft der Apotheke. Nach Trümper sind moderne und zukunftsweisende Dienstleistungen für Apotheken in statu nascendi.

 

Kooperationen auch beim Management-Kongress

 

Apothekenkooperationen werden auch beim PZ-Managementkongress vom 9. bis 12. April 2014 ein wichtiges Thema sein. Unter dem Titel: »Apotheken­kooperationen 2.0 – Welche setzen sich durch?« wird Professor Andreas Kaapke über die Erfolgschancen der Apothekenzusammenschlüsse in Deutschland referieren. Er wird auch darauf eingehen, welche Bedeutung eine Dachmarke für eine Kooperation haben kann und welchen Nutzen eine Apothekenkooperation für die Kunden und Patienten haben könnte. Zu klären ist auch die Frage, ob Kooperationen eine Zukunft haben oder mit dem Urteil des Europäischen Gerichtshofes zum Fremdbesitz im Jahr 2009 bereits ihren Zenit erreicht hatten. Wird die Zahl der Apothekenkooperationen in den nächsten Jahren schrumpfen oder gibt es noch Nischen für neue Anbieter? Und natürlich bleibt bei jeder Entscheidung für oder gegen eine Kooperation die zentrale Frage, wie viel Freiheit dem einzelnen Apothekenleiter bleibt.

Das Programm des PZ-Managementkongresses finden Sie hier. /

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