Kaum Nestschutz bei Säuglingen |
17.12.2013 12:53 Uhr |
Von Christina Hohmann-Jeddi / Obwohl in den vergangenen Jahren der Anteil an Masernerkrankungen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen stark zugenommen hat, liegt die höchste altersspezifische Inzidenz immer noch bei Säuglingen und einjährigen Kindern. Darauf weist das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin im »Epidemiologischen Bulletin« Nummer 48/2013 hin.
Dafür gebe es verschiedene Gründe: Zum einen könnten Kinder erst ab einem Alter von elf Monaten geimpft werden, wobei der Impftermin häufig noch nach hinten verschoben würde. Zum anderen steige der Anteil an Müttern, die ihrem Kind entweder keinen oder einen zu geringen Nestschutz mitgeben. Unter Nestschutz ist eine vorübergehende natürliche Immunisierung der Neugeborenen zu verstehen, die durch die Übertragung von Antikörpern der Mutter über die Plazenta und später beim Stillen über die Muttermilch erreicht wird.
Viele Säuglinge bekommen von der Mutter keinen ausreichenden Nestschutz gegen Masern mehr.
Foto: Fotolia/Konstantin Sutyagin
Frauen, die nicht gegen Masern geimpft sind und auch keine Masernerkrankung durchgemacht haben, verfügen nicht über Antikörper, die sie ihrem Kind mitgeben könnten. Außerdem weisen Frauen nach einer Impfung einen niedrigeren Antikörperspiegel auf als nach einer durchgemachten Infektion, schreibt das RKI. Der Nestschutz falle daher geringer aus und könne potenziell den Zeitraum bis zur Masernimpfung des Kindes nicht mehr überbrücken, vor allem wenn diese zu spät erfolgt. Aus den genannten Gründen ist es bisher nicht gelungen, die Inzidenz bei Säuglingen so deutlich zu senken, wie es in anderen Altersgruppen in den vergangenen Jahren der Fall war.
Um auch bei Säuglingen die Inzidenz zu senken, müssten diese indirekt, durch eine ausreichend immunisierte Umgebung, geschützt werden. Doch trotz gestiegener Impfquoten sei die Immunität der Bevölkerung nicht ausreichend hoch, um einen Herdenschutz für Säuglinge zu gewährleisten. Die Infektionen in den ersten zwei Lebensjahren seien besonders bedrohlich, weil in dieser Zeit das Risiko für Komplikationen am höchsten liegt. So liegt die Inzidenz der Subakuten Sklerosierenden Panenzephalopathie (SSPE), eine Spätkomplikation, die immer tödlich endet, mit 1 zu 1000 bis 1 zu 5000 Masernerkrankungen einer aktuellen Studie zufolge deutlich höher als bisher angenommen.
Für einen ausreichenden Schutz der Kinder sei es nötig, die Masern-Impfungen rechtzeitig durchzuführen. Laut Impfkalender sollte die erste Impfung bei allen Kindern zwischen dem vollendeten 11. und 14. Lebensmonat, die zweite im Alter von 15 bis 23 Monaten erfolgen. Außerdem sollten junge Erwachsene mögliche Impflücken schließen und ausgefallene Impfungen nachholen – junge Frauen möglichst noch vor der ersten Schwangerschaft, rät das RKI. /