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Selbstmedikation

Besseres Image soll Umsatz beflügeln

14.12.2010  16:22 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / OTC-Präparate haben ein Akzeptanzproblem, sagen die Arzneimittel-Hersteller. Sie fordern von Politik und Krankenkassen, Selbstmedikation aktiv zu fördern. Am besten sollten schon Kinder lernen, wann freiverkäufliche Medikamente eine Option sind.

Die Deutschen kaufen weniger rezeptfreie Arzneimittel, seit sie diese aus eigener Tasche bezahlen müssen. Das teilte der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) vorige Woche in Berlin mit. Seit dem Jahr 2004 erstatten Krankenkassen freiverkäufliche Medikamente nur noch in Ausnahmen und bei Kindern unter zwölf Jahren. Nach BAH-Angaben sank der Umsatz der OTC-Präparate seither um 100 Millionen Packungen im Jahr. »Der Ausschluss aus der Kassenerstattung ist kein Treiber geworden«, sagte Dr. Uwe May, Abteilungsleiter für Selbstmedikation beim BAH.

 

Weniger OTC-Umsatz in Apotheken

 

In den ersten neun Monaten dieses Jahres verringerte sich der Umsatz von OTC-Produkten um 1,2 Prozent auf 3,52 Milliarden Euro. Das ging vor allem zulasten von Präsenzapotheken. Denn der Versandhandel verzeichnete ein Plus von 10,2 Prozent und erzielte 493 Millionen Euro. Vor-Ort-Apotheken verkauften von Januar bis September 2010 rund 454,8 Millionen Packungen und damit 2 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum, während Versandapotheken ein Wachstum von 20,6 Prozent auf 51,7 Millionen Packungen verzeichneten. Bei rezeptfreien Arzneimitteln, die ein Arzt auf einem »Grünen Rezept« verordnet, sank der Umsatz um 3,9 Prozent auf 972 Millionen Euro und die Zahl der Packungen ging um 5,9 Prozent auf 95,1 Millionen Stück zurück, berichtete der BAH unter Berufung auf Zahlen des Branchendienstes IMS Health.

Die Hoffnungen der Pharmaindustrie durch die Selbstmedikation hätten sich nicht erfüllt, erklärte May. Anders als erwartet kauften die Patienten jene OTC-Präparate nicht selbst, die die Kassen nicht mehr bezahlen. Dabei spielte die schwin­den­de Kaufkraft vieler Bürger ebenso eine Rolle wie eine Art »Vollkasko-Mentalität«, bei der vor allem ältere Menschen wenig Eigenverant­wortung zeigten. Den Hauptgrund sieht May jedoch in einer Imagekrise von OTC-Arzneimitteln. Weil die Krankenkassen die Präparate nicht mehr über­neh­men, hielten Patienten diese für überflüssig. Doch der Kassen-Ausschluss habe »rein fiskali­sche« Gründe gehabt. Er sei kein Urteil über den Nutzen dieser Medikamente gewesen, sagte May. Vielmehr ist die Begründung für den Wegfall der Erstattung oft, dass die behandelte Krankheit nicht als schwerwiegend eingestuft wird. Bei vielen der verschreibungsfreien Produkte seien Nutzen und Wirksamkeit seit Jahren erwiesen, betonte BAH-Vorsitzender Hans-Georg Hoffmann.

 

Um OTC-Präparate aus der »Schmuddelecke« herauszuholen und ihr Image zu verbessern, forderte der BAH Politik und Krankenkassen zu einem »öffentlichen Bekenntnis« auf. »Nur die öffentliche Anerkennung der Selbstmedikation kann den Image- und Akzeptanzproblemen des OTC-Markts adäquat begegnen«, erklärte Hoffmann. Bisher hätten Politik und Kassen nur von den Einsparungen profitiert, aber wenig getan, um die Selbstmedikation zu fördern.

 

Hoffmann machte Apothekern, Ärzten und Krankenkassen ein Gesprächsangebot, um gemeinsame Konzepte zur Förderung der Eigenbehandlung mit Arzneimittel zu erarbeiten. Das Ziel sei, eine »medizinisch und ökonomisch sinnvolle Selbstmedikation« zu stärken. »Der BAH ist der Überzeugung, dass Selbstmedikation in diesem Sinne ein tragfähiges und zukunftsweisendes Konzept zur Sicherstellung und weiteren Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Deutschland darstellt«, sagte Hoffmann. Der Durchschnittspreis pro OTC-Packung liege bei 7,69 Euro. Zahlreiche Medikamente seien billiger als die Mindestrezeptgebühr von 5 Euro, erklärte er.

 

Anreize für Selbstmedikation setzen

 

Der BAH-Vorsitzende sprach sich für mehr Informationen über Selbstmedikation aus. »In diesem Sinne wäre eine frühzeitige Gesundheitserziehung und -aufklärung, eventuell integriert in schulische Lehrpläne, sinnvoll, erläuterte Hoffmann. »Insbesondere wäre eine umfangreiche Information durch Krankenkassen wünschenswert.« Schon aus ihrem eigenen Interesse heraus müssten die Kassen einen aktiven Beitrag leisten. Sie könnten zum Beispiel durch »Selbstmedikations-Budgets« finanzielle Anreize setzen, schlug er vor.

 

Als vollen Erfolg bezeichnete BAH-Ökonom May das Grüne Rezept – trotz des Rückgangs bei Packungen und Umsatz in diesem Jahr: »Mittlerweile stehen vier Prozent aller Verordnungen auf einem Grünen Rezept.« Mehr als 80 Prozent davon würden die Patienten auch einlösen. Die Empfehlung des Arztes gebe den rezeptfreien Mitteln den »Stempel der Wirksamkeit«, sagte May. /

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