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Interview

Lehre vor dem Lehrbuch

07.12.2009  13:58 Uhr

Von Sven Siebenand / Die Universität Frankfurt am Main darf stolz sein. Professor Dr. Theodor Dingermann wurde in der Kategorie »Naturwissenschaften/Medizin« zum Professor des Jahres 2009 gewählt. Im Gespräch mit der PZ informiert der Ausgezeichnete, auf was es ihm neben dem klassischen Lehrbuchwissen ankommt.

PZ: Herr Dingermann, wie fühlt man sich so als Professor des Jahres?

 

Dingermann: Das ist ein sehr gutes Gefühl, denn offensichtlich sehr viele müssen hier ja positiv abgestimmt haben. In erster Linie, aber sicherlich nicht ausschließlich, haben ja wohl die Voten der Studierenden gezählt. Das finde ich gut, denn angehende Apothekerinnen und Apotheker anspruchsvoll auf einen interessanten Beruf vorzubereiten, halte ich für eine meiner wichtigsten Aufgaben. Und wenn das so gewürdigt wird, dann tut das in höchstem Maße gut.

PZ: »Neben guter Lehre und reger Forschungstätigkeit zeichnen sich die Professoren des Jahres 2009 besonders durch Praxisnähe und effektives Job-Training aus«, teilt die Jury mit. Was machen Sie in der Lehre anders als die Kollegen?

 

Dingermann: Für mich besitzen aktuelle Fragestellungen in Pharmazie und Medizin eine hohe Priorität in der Lehre. Die Lehre »vor dem Lehrbuch« – also Lehre, die auch die noch nicht gestellten Fragen einbezieht, – nimmt bei mir einen sehr großen Stellenwert ein. Natürlich bildet das Lehrbuchwissen dabei die Basis, und dieses vermittle ich auch im Grundstudium. Aber es ist eben nur die Basis. Im Hauptstudium wird das Lehrbuchwissen auf aktuelle Fragen angewendet, und ein ganzes Seminar befasst sich mit Fragen, deren Antworten man definitiv in keinem Lehrbuch findet.

 

PZ: Wie kommt das bei den Studierenden an?

 

Dingermann: Von der Evaluation meiner Lehrveranstaltungen weiß ich, dass das gut ankommt. Vielleicht merken die Studierenden, dass ich ernsthaft versuche, sie auf das vorzubereiten, was noch kommt. Und vielleicht empfinden sie ja gerade das als eine gute Vorbereitung auf die Praxis nach ihrem Studium.

 

PZ: Der Großteil der Pharmaziestudierenden wird später in der öffentlichen Apotheke arbeiten. Wie sorgen Sie für Praxisnähe und effektives Job-Training?

 

Dingermann: Die Recherche spielt für mich eine große Rolle. Und eine geübte Internetsuche erlaubt es, auf neueste Erkenntnisse Antworten zu finden. Genau das ist es, was ich als »Lehre vor dem Lehrbuch« bezeichne. Weil ich dies für so wichtig halte, können natürlich meine Studierenden auch in den Staatsexamina, die ich prüfe, einen Computer benutzen. Nachschauen und auf dieser Basis korrekte Entscheidungen treffen, ist bei der rasant steigenden Faktenfülle heute unverzichtbar. Entscheidungen »auf Verdacht« zu fällen, kann in unserem Beruf lebensgefährlich sein.

 

PZ: Was muss sich ihrer Meinung nach generell im Pharmaziestudium ändern?

 

Dingermann: Ich weiß nicht, ob sich etwas ändern muss. Zumindest fühle ich mich nicht berufen, hier ungefragt Ratschläge zu geben. Ich halte meine Art zu Lehren für eine von vielen. Warum sollte jeder das Gleiche machen? Allerdings meine ich, dass die Studierenden die Präsensveranstaltungen noch regelmäßiger besuchen sollten. Hier kommt Individualität ins Studium, und Individualität ergänzt hervorragend das, was »unpersönlich« in Lehrbüchern steht.

 

PZ: Organisiert der Professor des Jahres für die Studenten – die schließlich für seine Nominierung gesorgt haben – nun auch die Party des Jahres?

 

Dingermann: Das habe ich nicht gemacht, und ich denke, dass die Studierenden das auch nicht erwarten. Ich habe allerdings eine »besondere Vorlesung« gehalten, und das einen Tag vor der offiziellen Bekanntgabe des Ergebnisses dieses Wettbewerbs, obwohl ich das eigentlich nicht durfte. Ich wollte jedoch nicht, dass die Studierenden das Ergebnis ihres engagierten Votums aus der Zeitung erfahren würden. Einige Studierende haben sich nachher für diese »Vorlesung außer der Reihe« bei mir bedankt. / 

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