PEI mahnt zur Vorsicht |
03.12.2014 10:19 Uhr |
Von Stephanie Schersch / Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mahnt zur Vorsicht bei Arzneimittelimporten aus Spanien. Hintergrund ist ein Skandal um illegal gehandelte Präparate, den die spanische Polizei Mitte November aufgedeckt hatte. Die Arzneimittelimporteure halten die Warnung für überzogen.
Bislang sei unklar, welche Arzneimittel von den kriminellen Geschäften betroffen sind, teilte das PEI vergangene Woche unter Berufung auf die spanische Zulassungsbehörde Agencia Española de Medicamentos y Productos Sanitarios (AEMPS) mit. Demnach gibt es auch noch keine Erkenntnisse über mögliche Manipulationen der Medikamente.
Laut AEMPS hatten Apotheken staatlich subventionierte Arzneimittel zum Teil über Scheinfirmen an Großhändler verkauft. Diese hätten die Präparate dann an weitere Händler in anderen Ländern veräußert, heißt es. Über den Parallelhandelt sollen die illegal gehandelten Medikamente dabei auch nach Deutschland gelangt sein. »Es kann noch nicht abgeschätzt werden, in welchem Ausmaß dies geschehen ist«, heißt es beim PEI.
Möglicherweise hätten Großhändler zudem staatlich subventionierte Ware, die sie von den Herstellern für den spanischen Markt bezogen hätten, auch direkt in das EU-Ausland verkauft. Insgesamt sollen etwa 200 Apotheken und einige Großhändler in die Geschäfte verwickelt sein. Das PEI rät mit Blick auf die Ereignisse daher, bei Arzneimitteln aus Spanien vorerst genauer hinzuschauen. Demnach sollen alle Beteiligten auf Manipulationen achten und mögliche Verdachtsfälle sofort melden.
Kritik der Importeure
Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD) hält diese Mahnung für irreführend. Die Meldung könne Apotheker und Patienten vorschnell verunsichern, hieß es. Schließlich seien bislang keinerlei Manipulationen der illegal gehandelten Präparate bekannt.
Aus Sicht der Importeure ist auch die Schilderung der Vorkommnisse zum Teil missverständlich. So gebe es in Spanien überhaupt keine staatliche Subventionierung von Arzneimitteln. Vielmehr gelte dort das sogenannte Dual-Pricing-Modell. Dabei verkauften Hersteller ihre Produkte günstiger, wenn sie im Inland zum Einsatz kommen. Würden die Präparate ins Ausland exportiert, gelte ein erhöhter Preis. Dem VAD ist dieses System ein Dorn im Auge. Es sei europarechtswidrig und Gegenstand laufender Beschwerdeverfahren vor der Europäischen Kommission und spanischen Gerichten, so der Verband. Als Folge des Preismodells könnten spanische Apotheken Arzneimittel zum Teil günstiger einkaufen als Großhändler.
Nicht selten verkauften Apotheken daher bei Herstellern bezogene Ware an den Großhandel zurück. Auch in Deutschland sei dieses Prozedere in einigen Bereichen gängige Praxis, wenn Apotheker etwa OTC-Präparate oder Generika günstiger beziehen könnten als Großhändler.
Eine Sicherheitsgefährdung berge das allerdings nicht, »da sowohl Apotheken wie Großhändler gleichermaßen Fachleute im Umgang mit Arzneimitteln sind«, betonte der VAD. »Mit Arzneimittelfälschungen hat dieser Handel rein gar nichts zu tun.« Ohnehin hätten die Mitglieder des Verbands ihre Arzneimittel nur von lizensierten Großhändlern bezogen, die nicht auf der Liste der Ermittlungsbehörden stünden. /