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Opportunistische Infektionen

Kryptokokken im Gehirn

Datum 29.11.2011  18:04 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler / Manche Keime können sich nur in einem immungeschwächten Organismus ausbreiten. Einige davon gelangen bis in das Gehirn, zum Beispiel Toxoplasma gondii oder Cryptococcus neoformans. Lebensbedrohende Gehirn- oder Hirnhautentzündungen können die Folge sein.

Dank der hoch aktiven antiretroviralen Therapie (HAART) sind opportunistische Infektionen (OI) bei HIV-Infizierten in Industrieländern selten geworden. Denn unter einer HAART kann das Immunsystem potenzielle Krankheits­keime wie Bakterien, Pilze, Viren und andere Parasiten unter Kontrolle halten. Anders sieht es aus, wenn die HIV-Infektion nicht bekannt ist oder der Patient als sogenannter »Late Presenter« (noch) nicht antiretroviral behandelt wird.

 

Zu den schwerwiegenden neurologischen OI zählt eine Gehirnentzündung (Enzephalitis), zum Beispiel durch Zytomegalie- oder Herpes-zoster-Viren. Etwa 10 Prozent der unbehandelten Patienten erkranken an zerebraler Toxoplasmose (Toxoplasma-Enzephalitis), ebenso viele sind von einer Kryptokokken-Meningitis bedroht.

 

Gefährliche Parasiten

 

Toxoplasmen sind Einzeller, die sich in Zellen von Mensch und Tier vermehren. Schätzungsweise ein Drittel der Menschen weltweit ist mit Toxoplasma gondii (TG) infiziert, in Deutschland sollen es 50 Prozent sein. Eine zerebrale Toxoplasmose bei immungeschwächten Menschen entsteht meist durch Reaktivierung einer latenten Infektion mit dem intrazellulären Parasiten. Extrazerebrale Manifestationen sind selten.

Vor Einführung der HAART erkrankte nahezu die Hälfte der HIV-Infizierten an einer zerebralen Toxoplasmose. Auch heute noch ist sie die wichtigste neurologische OI. Enzephalitis, schwere Kopfschmerzen, Fieber, Lethargie, zunehmende Verwirrung, Sprech- und Gehstörungen sowie Erbrechen können die Erkrankung anzeigen. Da die Infektion im Gehirn potenziell lebensbedrohlich ist, sollten die Ärzte die Therapie schon bei Verdacht beginnen.

 

Standardtherapie ist eine Kombination aus Pyrimethamin plus Sulfadiazin als Erstlinientherapie. Als gleichwertig gelten Pyrimethamin plus Clindamycin. Beide Kombinationen müssen jedoch bei etwa der Hälfte der Patienten aufgrund von Nebenwirkungen modifiziert werden. Die Gabe von Trimethoprim/Sulfamethoxazol oder von Atovaquon/Pyrimethamin ist alternativ möglich. Die Akuttherapie dauert mindestens vier (bis sechs) Wochen, die Alternativtherapien eventuell noch länger.

 

Da der Mensch die Parasiteneier mit rohem oder kurz gebratenem Fleisch aufnehmen kann, sollten HIV-Patienten mit negativer TG-Serologie auf diese Lebensmittel verzichten. Es ist nicht bewiesen, dass man sich durch bloßen Kontakt mit Katzen, dem Endwirt von TG, anstecken kann. Dennoch sollten HIV-Infizierte im Umgang mit Katzen auf besondere Hygiene achten.

 

Opportunistische Infektionen durch den Hefepilz Cryptococcus neoformans kommen in Europa eher selten vor; wenn, dann sind sie meist importiert. In Afrika, den USA und in Südostasien sind Kryptokokkosen deutlich häufiger; vor allem in Afrika gehören sie zu den wichtigsten Aids-definierenden Erkrankungen. Weltweit gibt es pro Jahr schätzungsweise eine Million Neuerkrankungen; sehr viele Menschen sterben daran. Vogelkot, besonders der von Tauben, gilt als wichtiges Erregerreservoir.

 

Nach dem Einatmen infiziert der Erreger zunächst die Lunge und breitet sich dann in Gehirn und Rückenmark aus. Tückisch ist, dass nur 30 bis 40 Prozent der Patienten Symptome wie Husten und Luftnot bekommen. Bei stark geschwächtem Immunsystem kann sekundär eine Meningitis auftreten. Diese zeigt sich zum Beispiel mit starker Müdigkeit, Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit, aber auch Verwirrtheit und Gedächtnisstörungen. Unbehandelt kann die Kryptokokken-Meningitis tödlich enden.

 

Als Standardtherapie gilt die Kombination aus liposomalem Amphotericin B (intravenös) und Flucytosin (intravenös oder peroral). Die Akutbehandlung dauert mindestens vierzehn Tage. Bei klinischem Ansprechen kann der Patient für weitere acht Wochen auf eine Fluconazol-Monotherapie umgestellt werden. In der Sekundärprophylaxe ist Fluconazol in halber therapeutischer Dosierung das Medikament der Wahl und wirksamer als Itraconazol. Die Sekundärprophylaxe soll frühestens nach sechs Monaten abgesetzt werden, wenn sich das Immunsystem unter einer HAART erholt hat. Eine zu kurze Erhaltungstherapie erhöht das Rezidivrisiko. / 

 

Literatur

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