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Onchozerkose

Elimination im Blick

Datum 19.11.2012  16:27 Uhr

Von Brigitte M. Gensthaler/Starker Juckreiz, Hautveränderungen und Sehstörungen bis hin zur Erblindung: Dies sind typische Folgen der Onchozerkose, der sogenannten Flussblindheit. Weltweit sind etwa 18 Millionen Menschen mit deren Erreger infiziert. Bis zum Jahr 2020 will die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Erkrankung ausrotten.

1999 startete die WHO gemeinsam mit zahlreichen Partnern und der International Agency for the Prevention of Blindness (IAPB) die Initiative »Vision 2020« (www.vision2020.org). Ihr Ziel ist es, vermeidbare Blindheit bis zum Jahr 2020 zu eliminieren. Dazu zählen Erblindungen, die mit bekannten kosteneffektiven Maßnahmen vermeidbar oder behandelbar sind. Laut WHO trifft dies auf etwa 80 Prozent aller Fälle zu. Zu den weltweit wichtigsten Ursachen für Blindheit zählen Katarakt, Glaukom, altersbedingte Makuladegeneration und diabetische Retinopathie sowie Infektionskrankheiten wie Trachom und Onchozerkose.

 

Würmer unter der Haut und im Auge

 

Die Onchozerkose ist eine Parasitenerkrankung, die vor allem in Afrika sowie in geringerem Ausmaß auch in Lateinamerika endemisch ist. Erreger der Krankheit ist der Fadenwurm Onchocerca volvulus, der von Kriebelmücken (Simulium damnosum) übertragen wird. Da die Mücken vor allem an fließenden Gewässern nisten, erkranken überwiegend Menschen, die in Flussnähe wohnen.

Beim Blutsaugen gibt die Mücke Larven (Mikrofilarien) ab, die im menschlichen Körper zu Fadenwürmern (Makrofilarien) heranreifen. Erwachsene Würmer sammeln sich in Knoten unter der Haut und in der Muskulatur und lösen Symptome wie starken Juckreiz und Hautveränderungen aus. Weibliche Würmer produzieren in großer Menge neue Mikrofilarien, die unter die Haut wandern, wo sie wiederum von den Mücken aufgenommen werden. Oft erst Jahre nach der Erstinfektion befallen Mikrofilarien auch die Gewebe des Auges – mit Ausnahme der Linse – und lösen dort Entzündungen, Blutungen und Sehstörungen aus.

 

Die schlimmste Folge einer Infektion mit dem Parasiten ist Blindheit. Nach Angaben der WHO ist Onchocerca volvulus die weltweit zweitwichtigste infektiöse Ursache für Blindheit – nach Chlamydia trachomatis, dem Auslöser des Trachoms. Die Onchozerkose kommt in vielen west- und zentralafrikanischen Ländern, dem Jemen und sechs lateinamerikanischen Staaten vor. Schätzungsweise eine halbe Million Menschen sind bereits erblindet, schreibt die WHO. Andere Quellen sprechen davon, dass mehr als 120 Millionen Menschen weltweit der Infektion ausgesetzt und etwa 18 Millionen bereits infiziert sind.

 

In vielen Ländern, in denen die Onchozerkose endemisch ist, hat die Krankheit die sozio-ökonomische Entwicklung massiv behindert. Denn nicht selten verlassen Bewohner ihre in Flussnähe gelegenen Dörfer und damit auch ihre fruchtbaren Felder, wenn die Zahl der Erblindungen überhandnimmt.

 

Kampf gegen Mücken und Filarien

 

Der Kampf gegen die Onchozerkose begann in den 1970er-Jahren in Westafrika mit dem von der Weltbank unterstützten Onchocerciasis Control Programme (OCP). Zunächst ging es vor allem um die Vektorkontrolle, also die Bekämpfung der Überträgermücken. Das änderte sich mit der Einführung von Ivermectin, einem Anthelmintikum, das seit Ende der 1980er-Jahre zur Verfügung steht.

Das makrozyklische Lakton wirkt sehr gut gegen zahlreiche Nematoden, unter anderem Onchocerca, da es die Parasiten durch Öffnung von Chloridkanälen lähmt. Es muss regelmäßig ein- bis zweimal jährlich eingenommen werden – mindestens zehn Jahre lang. Erst dann sterben die Fadenwürmer ab und bilden keine Mikrofilarien mehr. So lassen sich die Symptome lindern und der Erblindungsprozess stoppen.

 

Große WHO-Programme

 

Seit 1989 trieben »Non Governmental Development Organisations« (NGDO) die massenhafte Verteilung von Ivermectin in kontrollierten Programmen voran. Seit 1996 arbeiten das African Programme for Onchocerciasis Control (APOC) und das Onchocerciasis Elimination Program for the Americas (OEPA) unter Leitung der WHO an der Aufgabe, die Tropenerkrankung zu eliminieren. Sie arbeiten zusammen mit internationalen und lokalen Organisationen, aus Deutschland zum Beispiel die Christoffel-Blindenmission, mit Pharmaunternehmen wie Merck, das Ivermectin (Mectizan) zur Verfügung stellt (Kasten), mit Geberländern und UN-Organisationen. Das APOC-Programm läuft bis 2015. Sein Ziel ist ambitioniert: Die Verantwortlichen wollen jedes Jahr mehr als 90 Millionen Menschen in 19 afrikanischen Staaten behandeln und damit mehr als 40 000 Erblindungen jährlich vermeiden. /

25 Jahre Spendenprogramm

Das Mectizan-Spendenprogramm (MDP) existiert seit 1987. Seitdem wurden in 33 Ländern Äquatorialafrikas, Mittel- und Südamerikas und im Jemen mehr als eine Milliarde Behandlungen gegen Flussblindheit durchgeführt, meldet das Pharmaunternehmen MSD Sharp & Dohme, Haar. Bei einer Veranstaltung anlässlich des Jubiläums erläuterte Hanspeter Quodt, Geschäftsführer MSD Deutschland, das Engagement des Unternehmens: »Wir haben uns verpflichtet, das Mectizan-Spendenprogramm so lange laufen zu lassen, bis die Krankheit eliminiert und kein öffentliches Gesundheitsproblem mit so gravierenden sozialen Folgen mehr darstellen wird.« Das Programm erreicht mittlerweile jedes Jahr 110 Millionen Menschen und wächst weiterhin. Jährlich können laut Quodt 40 000 Fälle von Blindheit verhindert und mehr als 24 Millionen Hektar verwaisten Landes wieder genutzt werden.

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