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Institut für Handelsforschung

Keine Einsparungen durch Ketten

18.11.2008  16:18 Uhr

Institut für Handelsforschung

<typohead type="3">Keine Einsparungen durch Ketten

PZ / Das Institut für Handelsforschung (IfH) glaubt nicht, dass Apothekenketten Arzneimittel deutlich preiswerter abgeben könnten als Individualapotheken.

 

Die Wirtschaftsweisen hoffen darauf, dass der Europäische Gerichtshof das Fremdbesitzverbot kippt. Dies würde mehr Wettbewerb in den Apothekenmarkt bringen und die Preise für Arzneimittel sinken lassen, schreiben sie in ihrem Jahresgutachten (siehe dazu Wirtschaftsweise: Kritik an Apotheken und Finanzreform). Der Chef des IfH, Dr. Andreas Kaapke, glaubt daran nicht. Die der Kettenbildung auf Apothekenebene zugeschriebene Einsparung sei »marginal und mit Unsicherheit behaftet«, sagt er.

 

Vor allem die von Ökonomen prognostizierten Einsparungen bei Wareneinsatz, Personal- und Raumkosten würden überbewertet. Zudem sei es falsch, dass alleine Apothekenketten Größenvorteile und Fixkosteneffekte realisieren könnten. Kaapke: »Jede Form der Kooperation ist zur Realisierung dieser Effekte auch in der Lage, egal ob es sich bei dieser um eine Genossenschaft, einen Einkaufsverbund, eine Marketingkooperation, einen Apothekerverband oder eine andere Variante der kooperativen Zusammenarbeit auf der Apothekenebene handelt.«

 

Kaum Einsparpotenzial

 

Mit rund 63 Prozent vom Umsatz ist der Wareneinsatz der wesentliche Kostenfaktor in der Apotheke. Somit böte er theoretisch auch das größte Einsparpotenzial, so Kaapke. Hier macht der Gesetzgeber aber den Kettenbetreibern einen Strich durch die Rechnung. Bei verschreibungspflichtigen Medikamenten, sie machen immerhin 75 Prozent vom Arzneimittelumsatz einer Apotheke aus, sind die Einkaufskonditionen staatlich festgesetzt. Einsparungen kann es hier nicht geben. Das verbleibende Sortiment ist aber zu klein, um nennenswerte Vorteile zu generieren.

 

Bei den Raumkosten einer Apotheke sieht Kaapke auch keinen Vorteil für Filialisten. Eigentümer von Gewerbemietflächen würden kaum mit dem Mietpreis runtergehen, wenn ein großer Konzern anfrage. Auch die Personalkosten einer Apotheke ließen sich laut IfH nur bedingt senken. Anders als in vielen anderen Branchen gebe es klare gesetzliche Anforderungen an das Personal einer Apotheke. Die Beratungs- und Dienstleistungsintensität in der Apotheke sei hoch, das Kundenaufkommen nur schwer vorhersehbar. Das lasse wenig Spielraum für einen Personalabbau, vor allem bei den vergleichsweise teuren pharmazeutischen Fachkräften.

 

Kaapke bezweifelt, dass sich Ketten dem entziehen könnten. Auch die Filiale einer Apothekenkette würde ihre Funktion als pharmazeutisches Fachgeschäft infrage stellen, wenn sie beim Personal sparen würde, sagt er. Demnach reduzierten sich auch bei Filialisten die Möglichkeiten, Personal einzusparen auf die bessere Koordination von Ausfällen, Notdienst- sowie Urlaubszeiten und beim Filialleitergehalt.

 

Bei den administrativen Back-Office-Vorgängen rechnet das IfH ebenfalls nicht mit nennenswerten Einsparungen, da sich der Warenfluss in einer inhabergeführten Apotheke nicht signifikant von dem in einer filialisierten Apotheke unterscheidet.

 

Bleiben Größeneffekte im Marketing und in der Werbung. Doch auch hier sind die Vorteile der Ketten begrenzt. Generell bergen Werbe- und Marketingaktivitäten zwar ein hohes Potenzial zur Realisierung von Größen- oder Mengeneffekten. In Apotheken fielen aber die Kosten für Werbeanstrengungen direkt am Point of Sale an, etwa bei der Schaufenstergestaltung oder bei Verkaufsförderungsaktionen. Genau diese Kosten seien jedoch am wenigsten von der Größe des Unternehmens abhängig. Es blieben allein die kreativen Vorleistungen oder die Bündelung beim Erstellen von Werbemitteln, die größeren Einheiten Kostenvorteile brächten.

 

Die ohnehin schon geringen Kostenvorteile einer Kette werden durch deren Verwaltungsapparat weiter verkleinert. Ein Filialist habe im Gegensatz zur Einzelapotheke zusätzliche Overheadkosten, sagte Kaapke. Die Dienste der Systemzentrale erzeugten Kosten, die von den einzelnen Verkaufsstellen per Umlage getragen werden müssen. Das gelte auch für Kosten, die infolge eines erhöhten Organisations- und Kontrollaufwandes in Filialorganisationen entstehen.

 

Angesichts der beschriebenen Effekte hätten Ketten kaum noch eine Möglichkeit, Arzneimittel preiswerter anzubieten. Denn auf ihre Marge können sie nicht verzichten. Das Geld hätten, so Kaapke, die Shareholder einer Kette längst als Rendite für ihr Engagement eingeplant.

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