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Rückenwind gegen Fremdbesitz

20.11.2007  15:45 Uhr

BAK

<typohead type="3">Rückenwind gegen Fremdbesitz

Von Bettina Sauer, Berlin

 

Alarmsignale aus Norwegen, Unterstützer beim EuGH-Prozess und die Gefahren des Versandhandels beschäftigten die Bundesapothekerkammer vergangene Woche. Um die inhabergeführte Apotheke zu stärken, wird die Qualitätsoffensive fortgesetzt.

 

»Das Kettensklaven-Dasein scheint in Norwegen nicht gerade das Ziel aller Träume zu sein«, sagte Magdalena Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer (BAK). Dort sind nur noch 18 der 578 Apotheken gänzlich unabhängig von den Großhändlern Celesio, Phoenix, Alliance Boots oder anderen Kettenbetreibern. Zu den Auswirkungen des Fremdbesitzes liegt Linz nun eine Stellungnahme des norwegischen Apothekervebandes »Norges Farmaceutiske Forening« vor, dem viele angestellte Apotheker angehören. Davon berichtete sie zu Beginn der Mitgliederversammlung der BAK vergangene Woche in Berlin.

 

»Die Kollegen klagen, dass zwar immer mehr Apotheken eröffnet, aber immer weniger Apotheker eingestellt werden«, sagte sie. Damit steige für jeden Einzelnen die Arbeitsbelastung. Die Qualität der pharmazeutischen Versorgung sinke gleichzeitig. »Selbst die Zahl der Pharmaziestudenten nimmt ab. Der Apothekerberuf erfreut sich offenbar keiner allzu großen Beliebtheit mehr.« Nicht einmal die Kosten scheint das Kettensystem zu dämpfen. Denn die Preise für verschreibungspflichtige Arzneimittel seien staatlich festgelegt, die für rezeptfreie Medikamente sogar gestiegen. »Dieser Bericht zeichnet ein völlig anderes Bild als der zweite norwegische Apothekerverband Apotekforeningen, dem in einer Kette beschäftigte Apothekenleiter angehören, oder auch Celesio-Chef Dr. Fritz Oesterle.« Dieser verliert laut Linz bei seiner Glorifizierung der Kettenapotheke immer mehr an Boden.

 

Auch aus dem europäischen Ausland scheint es kräftig Rückenwind für die inhabergeführte deutsche Apotheke zu geben. »Neben der deutschen Bundesregierung haben sich auch Österreich, Frankreich, Italien, Griechenland und Finnland in Stellungnahmen beim Europäischen Gerichtshof für den Erhalt des deutschen Fremdbesitzverbotes ausgesprochen«, berichtete Lutz Tisch, Geschäftsführer für Apotheken- und Arzneimittelrecht, Berufsrecht der ABDA. Dagegen geäußert hätten sich Polen und die Europäische Union. Eine neutrale Stellungnahme stamme aus Irland. »Dieses Verhältnis macht Mut für den Ausgang des Prozesses im nächsten oder übernächsten Jahr«, sagte Tisch. »Bis dahin dürfen wir uns natürlich nicht entspannt zurücklehnen.«

 

Vielmehr sei weiterhin der Dialog mit Öffentlichkeit und Politikern zu suchen. Das gelte auch in anderen Bereichen, ergänzte Dr. Hans-Jürgen Seitz, Hauptgeschäftsführer der ABDA. »Als Arzneimittelfachleute dürfen wir bei der Diskussion um die Lockerung des Heilmittelwerbeverbotes nicht außen vor bleiben. Schließlich geben wir neutrale, anstelle von interessengeleiteten Informationen über Medikamente.« Auch die Prävention und die Versorgungsforschung möchte die BAK 2008 aktiv mitgestalten und weiterhin auf ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel hinarbeiten. In diesem Kontext wies ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf auf die Warnung des Bundeskriminalamtes vor Gefahren von Medikamenten aus dem Internet hin. »Für diese Bedenken müssen wir Politiker sensibilisieren, zugunsten des Verbraucherschutzes und des Erhaltes der heilberuflich ausgerichteten Apotheke.«

 

Um diese zu stärken, wird die BAK ihre Qualitätsoffensive fortsetzen. Mehrere Delegierte appellierten an ihre niedergelassenen Kollegen, auch 2008 an einem Ringversuch teilzunehmen und die Qualität einer selbst angefertigten Rezeptur durch das Zentrallabor Deutscher Apotheker überprüfen zu lassen. Zudem werden auch 2008 wieder Testkäufer (Pseudo Customer) in die Apotheken kommen, die Beratungsqualität überprüfen und in einem Feedback kommentieren. »Seit 2004 fanden rund 9000 Testkäufe statt«, bilanzierte Professor Dr. Martin Schulz, Leiter des Zentrums für Arzneimittelinformation und Pharmazeutische Praxis (ZAPP) der ABDA. »Den dabei gewonnenen Daten zufolge verbessert sich die Beratungsqualität in den Apotheken tatsächlich von Besuch zu Besuch. Zudem scheinen schon drei Minuten auszureichen, um umfassend zu beraten und die Notwendigkeit eines Arztbesuch abzuschätzen, also die erforderliche Arzneimittelsicherheit zu gewährleisten.«

 

Leitlinien werden überarbeitet

 

Zudem will die BAK im nächsten Jahr ihre bestehenden Leitlinien zur Qualitätssicherung in der Apotheke neu und übersichtlicher strukturieren. Ferner stimmten die Delegierten einem Entwurf mit leicht abgewandelten Inhalten für die Weiterbildung »Toxikologie und Ökologie« zu. Sie berücksichtigen die im vergangenen Juli in Kraft getretene Europäische Chemikalienverordnung REACH. Auch die betriebliche Ausbildung der Pharmazeutisch-Kaufmännischen Angestellten (PKA) könnte sich bald ändern. Die Delegierten stimmten einem Entwurf zu, der eine Verstärkung des kaufmännischen Bereiches vorsieht. Ganz neue Akzente liegen auf Qualitätssicherung, Kommunikation und Information. Dr. Christiane Eckert-Lill aus der zuständigen Arbeitsgruppe sagte: »Das nützt den PKA im Gespräch mit Großhändlern oder bei der Beratung zu Kosmetik- und anderen Freiwahlprodukten. Wir wollen den Beruf attraktiver machen und das Apothekenteam bereichern.«

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