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Arzneiversand

Kiosk als Kampfansage

20.11.2007  15:45 Uhr

Arzneiversand

<typohead type="3">Kiosk als Kampfansage

Von Daniel Rücker 

 

Bislang galt das Konzept der Drogeriemarktkette dm unter Apothekern als der Tiefpunkt legaler Arzneimittelversorgung. Das dürfte sich bald ändern. Am S-Bahnhof Isartor in München sammelt seit vergangenem Mittwoch ein Container ärztliche Verordnungen ein.

 

Die Befürchtungen von Juristen sind Wahrheit geworden. Mit der unausgegorenen Legalisierung des Versandhandels hat die Bundesregierung 2004 eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, die sich unaufhaltsam weiter dreht. Im München können S-Bahnfahrer nun ihre Rezepte in einen als Arzneikiosk benannten Quader aus Glas und Blech einwerfen. Dort werden die Formulare eingescannt und via Internet an die Versandapotheke Mycare weitergeleitet. Am nächsten Werktag sollen die bestellten Medikamente ausgeliefert werden.

 

Aufgestellt hat den Kiosk das Apothekenportal Apotheke.de. Dessen Geschäftsführer Florian Korff feierte den Kiosk als Erlösung der Menschen vom Joch des Apothekerkartells. Ab sofort müsse sich niemand mehr mit »starren Öffnungszeiten und überhöhten Preisen« herumschlagen, preist Korff seinen Kiosk an.

 

Ohnehin hat Korff eine anscheinend nicht ganz störungsfreie emotionale Beziehung zur öffentlichen Apotheke. Diese »gehöre der Vergangenheit an«, sagt er. In wenigen Jahren, werde es sie in dieser Form nicht mehr geben. Seine Rezeptsammelhütte, aus der bald 50 werden sollen, sieht Apotheke.de dabei als Katalysator einer vorgezeichneten Entwicklung. »Die Apothekenkioske sollen klar als Kampfansage an die Präsenzapotheker gesehen werden«, sekundiert Korffs Pressesprecher Jan-Ulrich Bittlinger.

 

Wem er mit seinem Kampf gegen die öffentliche Apotheke einen Gefallen tut, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Bemerkenswert ist das zur Schau getragene Selbstbewusstsein allemal. In einer Zeit, in der Arzneiversender in das Präsenzgeschäft einsteigen, überhöht Korff den weit hinter den Erwartungen zurückgebliebenen Versandhandel, gestärkt durch den Kiosk, zum Henker der Präsenzapotheke.

 

Argumentatorisch gehen Korff und Bittlinger dabei einen ambitionierten Weg, denn dummerweise sind diejenigen, die zum Schafott geführt werden sollen, auch die, ohne die der Arzneikiosk nicht funktioniert. Denn ganz ohne Apotheke geht der Versandhandel eben doch nicht. Deshalb buhlen sie um die Apotheker, »die die Entwicklung in diesem Bereich nicht verschlafen wollen«. Die Kioske sollen über ein Franchise-System vertrieben werden.

 

Der Versandhandel mit Arzneimitteln hat mit rund 1 Prozent weiterhin nur einen verschwindend kleinen Anteil am Pharmamarkt. Aus ökonomischer Sicht werden sich die Apotheker deshalb wohl keine Sorgen wegen der Kioske machen müssen. ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf macht sich allerdings Gedanken um den Verbraucherschutz. Dieser werde »unter dem Vorwand einer angeblichen Liberalisierung unterwandert«, kritisiert er Korffs Geschäftsidee. »Im Windschatten der Zulassung von Versandapotheken wird der Verbraucher- und Gesundheitsschutz mit Füßen getreten«, sagt Wolf und fordert mit Hinweis auf eine Untersuchung des Bundeskriminalamts (BKA) ein Versandhandelsverbot für rezeptpflichtige Arzneimittel. Dies wäre die Voraussetzung dafür, rechtlich gegen Auswüchse wie den Arzneikiosk vorzugehen.

 

Schlecht im Einstecken

 

Deutlich schlechter als im Austeilen sind Korff und Bittlinger im Einstecken. »Herr Wolf hat so viel Panik, dass er auch vor peinlichsten Vergleichen nicht Halt macht«, reagierte Bittlinger auf Wolfs Verweis auf die BKA-Studie. Dann setzt Bittlinger an zum ganz großen Schlag gegen die Apotheker und fordert die »Zerschlagung des Apothekerkartells, dessen Preistreiberei ähnlich wie das von Stromkartellen funktioniere«. Es könne nicht sein, dass Patienten, Krankenkassen und die gesamte Volkswirtschaft für den Erhalt einer Berufsgruppe bluten müssten, schließt die Pressemeldung von Apotheke.de.

 

Angesichts der geplanten Arzneikioske bekräftigte Wolf die Unterstützung der Apotheker für die Initiative des nordrhein-westfälischen Gesundheitsministers Karl-Josef Laumann. Dieser macht sich für ein Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln stark machen. Nach Wolfs Überzeugung ein richtiger Schritt: »Es geht darum, Patienten vor Risiken und Nebenwirkungen zu schützen. Heute hat Deutschland noch die beste und sicherste Arzneimittelversorgung der Welt. Das darf weder durch Lockvogelangebote noch durch halbseidene Geschäftsmodelle infrage gestellt werden.«

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