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Pandemieimpfstoff

Engpässe in der Versorgung

10.11.2009  16:59 Uhr

Von Christina Hohmann und Stephanie Schersch / Aus mehreren Bundesländern wurden in den vergangenen Tagen Engpässe bei der Versorgung mit dem Pandemieimpfstoff gegen die Schweinegrippe gemeldet. Von den bestellten 50 Millionen Impfstoffdosen wurden bislang lediglich 5,4 Millionen an die Bundesländer ausgeliefert.

Das ist etwa die Hälfte der ursprünglich erhofften Menge, heißt es beim Thüringer Gesundheitsministerium, das derzeit den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz hat. Auch der Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) teilte mit, dass die »lieferbaren Impfdosen unter der ursprünglich unter Vorbehalt kommunizierten Planungsmenge« lägen. Grund dafür sei vor allem eine Umstellung des Herstellungsprozesses, da das Saatvirus zu Beginn der Produktion schwierig zu vermehren war, wie ein Sprecher des Unternehmens auf Nachfrage der Pharmazeutischen Zeitung mitteilte. Die Ausbeute war entsprechend niedrig, sodass die Produktion auf ein zweites Saatvirus umgestellt wurde. »Ab voraussichtlich Ende November werden diese anfänglichen Umstellungen greifen und die erzielten Ausbeute-Verbesserungen auch in der Liefermenge deutlich spürbar werden«, so der Sprecher.

Zu einem Zeitverlust in der Produktion war es außerdem gekommen, weil einzelne Impfchargen nach Angaben von GSK einer Nachtestung unterzogen wurden. Auch kurzfristige Vorgaben der Europäischen Zulassungsbehörde zur Impfdokumentation hätten zusätzliche Zeit erfordert. Diese Schwankungen in der Impfstoffproduktion sind nach Ansicht von GSK jedoch nicht unüblich, schließlich handele es sich um einen »sehr komplexen biologischen Prozess«, der nicht eindeutig kalkulierbar sei. Die Auslieferung der bestellten 50 Millionen Dosen erfolge kontinuierlich und sukzessive auf wöchentlicher Basis. Die bestellte Menge wird dann nach Einschätzung des Unternehmens bis ins erste Quartal 2010 produziert und ausgeliefert worden sein. Die Bundesregierung bemühte sich indes, Sorgen wegen mangelnder Impfstoffmengen zu zerstreuen. »Es war klar, dass der Stoff nicht in einer 50-Millionen-Dosis plötzlich da ist«, sagte ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums in Berlin. Dass es zu Wartezeiten komme, sei ganz normal.

 

Nach der anfänglichen Impfskepsis in der Bevölkerung haben nun offenbar viele Bürger ihre Vorbehalte gegen die Impfung aufgegeben. In einigen Bundesländern kam es zu einem regelrechten Ansturm auf Praxen und Gesundheitsämter. Hintergrund sind sicher auch die stark gestiegenen Erkrankungszahlen sowie Meldungen über Todesfälle. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtet von mehr als einer Verdoppelung der übermittelten Fälle für die 44. Kalenderwoche. Aktuellere Zahlen liegen bislang nicht vor. Insgesamt erkrankten in dieser Woche 7822 Menschen in Deutschland an Schweinegrippe.

 

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler bat die Menschen in der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« um Geduld. Helfern und chronisch Kranken solle bei der Impfung in jedem Fall der Vortritt gelassen werden, so Rösler. Am vergangenen Montag hat er die Lage mit seinen Länderkollegen in einer Telefonkonferenz beraten. In weiteren Gesprächen sollen nun organisatorische Verbesserungen der Schweine-grippeimpfung diskutiert werden.

 

Auch die Apotheken in den Bundesländern, die an der Verteilung des Impfstoffes maßgeblich beteiligt sind, bestätigten die Engpässe in der Versorgung. Die Nachfrage sei sprunghaft angestiegen, sagte ein Apotheker aus Schleswig-Holstein, der eine der insgesamt 200 Logistik-Apotheken in dem Bundesland betreibt. Der Impfstoff sei binnen weniger Tage vollständig abgegeben worden, die Liste der Nachbestellungen sei lang. In Bayern sprachen Apotheker neben Lieferschwierigkeiten von einem unübersichtlich strukturierten Distributionssystem. Auch in Berlin verzeichnet die einzige dort für die Verteilung des Impfstoffs zuständige Apotheke deutliche Engpässe (siehe dazu Impfstoffverteilung: Eine Apotheke versorgt ganz Berlin).

 

Unerwünschte Reaktionen

 

Je mehr Menschen geimpft werden, desto häufiger werden unerwünschte Reaktionen gemeldet. Das Paul-Ehrlich-Institut sammelt und bewertet die eingehenden Meldungen und veröffentlicht sie auf seiner Website www.pei.de. Seit Beginn der Impfaktion am 26. Oktober wurden dem Institut bei 59 Personen Verdachtsfälle von unerwünschten Reaktionen nach Impfung mit Pandemrix gemeldet. Am häufigsten traten demnach Lokalreaktionen an der Injektionsstelle wie Schmerzen, Rötung und Schwellung sowie Allgemeinreaktionen wie Kopfschmerzen, Fieber, Müdigkeit, Muskel- oder Gliederschmerzen, Übelkeit, und Lymphknotenschwellung auf. Diese Reaktionen sind schon aus klinischen Studien bekannt und in der Fachinformation zum Impfstoff aufgeführt.

 

Bei sieben Impflingen wurden Hinweise auf eine allergische Reaktion gemeldet. Bei einem kam es zu einer anaphylaktischen Reaktion, die vom impfenden Arzt unverzüglich behandelt wurde. Eine Hühnereiweißallergie lag bei dem jungen Mann anscheinend nicht vor. Da Pandemrix auf Hühnereiern hergestellt wird, sollte bei Personen mit bekannter Allergie Nutzen gegen Risiko der Impfung sehr sorgfältig abgewogen werden. Wird eine Entscheidung für die Impfung getroffen, sollte diese nur durchgeführt werden, wenn eine Notfallbehandlung möglich ist und der Impfling für mindestens eine Stunde beobachtet werden kann. Eine Alternative für Hühnereiweiß-Allergiker steht theoretisch in Form des Pandemieimpfstoffs Celtura zur Verfügung, der auf Zellkulturbasis hergestellt wird und jetzt eine Zulassung erhalten hat (siehe dazu Schweinegrippe: Impfstoff Celtura zugelassen). Die Bundesländer haben Kaufoptionen für diese Vakzine. Es gebe aber keine Überlegungen, jetzt etwas zu bestellen, teilte das Thüringer Gesundheitsministerium mit.

 

Zudem erhielt das PEI Meldungen zu zwei Fällen eines Kreislaufkollaps und einem Hyperventilationssyndrom nach der Impfung. Diese stehen laut PEI vermutlich eher mit der emotional belastenden Impfsituation als mit der Vakzine in Zusammenhang. Zu zwei Verdachtsfällen zu neurologischen Nebenwirkungen (Neuritis) kann das PEI aufgrund mangelnder Informationen noch keine Bewertung abgeben. /

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