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Grippe-Impfstoffe

Weiter Chaos nach Chargenrückruf

30.10.2012  17:16 Uhr

Von Anna Hohle / Auf die Lieferprobleme folgte die nächste Hiobsbotschaft: In der vergangenen Woche musste Novartis fünf Chargen der begehrten Grippe-Impfstoffe zurückziehen.

Ein Unglück kommt selten allein. Das mussten impfwillige Europäer in der vergangenen Woche wieder einmal erfahren. Als wären die Meldungen über Engpässe bei der Lieferung von Grippe­impfstoffen nicht genug, tauchte am Donnerstag plötzlich die Nachricht auf, Italien und die Schweiz hätten den Verkauf mehrerer Vakzinen des Herstellers Novartis gestoppt. Der Grund: Es waren Verunreinigungen in Form weißer Ausflockungen aufgetreten.

Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) reagierte umgehend und nahm seine Freigabe für fünf in Deutschland ausgelieferte Impfstoff-Chargen zurück. Vier betrafen den Impfstoff Begripal®, eine die Vakzine Fluad®. Zwar seien hierzulande bislang keine Ausflockungen beobachtet worden, meldete das PEI. Man habe dennoch vorsorglich den Rückruf jener Chargen veranlasst, bei deren Produktionsvorstufen die gemeldeten Fälle im Ausland aufgetreten seien.

 

Schwere Nebenwirkungen

 

Die Spezialisten des PEI warnten vor schweren Unverträglichkeiten, die auf eine Impfung mit verunreinigter Vakzine folgen könnten, etwa allergische bis hin zu anaphylaktischen Reaktionen. Allerdings seien bislang keine Meldungen über ernste Nebenwirkungen eingegangen. Der Rückruf betrifft rund 750 000 Impfdosen. Novartis versicherte in einer ersten Stellungnahme, das Unternehmen sei weiterhin von der Sicherheit der Impfstoffe überzeugt. Man werde jedoch gemeinsam mit den Arzneimittelaufsichtsbehörden »den Gründen für deren Entscheidung nachgehen und etwaige Fragen klären«, heißt es etwas schwammig auf der Homepage des Herstellers.

 

Derweil warten nach wie vor viele deutsche Apotheker auf die Lieferung von Impfstoffdosen. In Schleswig-Holstein, Hessen und dem Saarland warnten Apothekerverbände erneut vor Engpässen bei der Versorgung.

 

Beim Gesundheitsministerium (BMG) war am Freitag dagegen von 14,2 Millionen Impfdosen die Rede, die das PEI in dieser Saison bereits freigegeben habe. Am Samstag sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) in der ARD, die Bürger könnten sich »darauf verlassen, dass der Impfstoff zur Verfügung steht«. In der vergangenen Saison seien schließlich nur insgesamt 15 Millionen Dosen benötigt worden. Auch teilte eine BMG-Sprecherin der Nachrichten­agentur dapd mit, das PEI habe 620 000 Impfstoffdosen anderer Hersteller freigegeben, um den Rückruf der Novartis-Mittel auszugleichen. Es handele sich um Präparate von GlaxoSmithKline (GSK) und Abbott. In den Apotheken sind jedoch auch diese Mittel bislang nicht angekommen. GSK versprach in einer Pressemitteilung, ab dem 13. November zu liefern.

 

Pharmahersteller und Apothekerverbände machten deutlich, dass aus ihrer Sicht die Ausschreibungspolitik der Krankenkassen das Impfchaos verursacht habe. »Die von den Krankenkassen abgeschlossenen Rabattverträge mit jeweils nur einem Hersteller sind bei den sensiblen Grippe-Impfstoffen aus heilberuflicher Sicht nicht vertretbar«, erklärte die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker. Sie forderte, der »bewährte Lieferweg von den Herstellern über die Großhändler und Apotheker bis zu den Ärzten« müsse wieder Standard werden.

 

Schuld bei den Kassen?

 

Auch Henning Fahrenkamp, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie, sprach von »verfehlter Kassenpolitik« zulasten der Versicherten. Die Krankenkassen sehen die Schuld für die Impfmisere jedoch beim Impfstoffhersteller. »Es gibt kein Problem mit den Rabattverträgen, das Problem heißt Novartis«, sagte ein Sprecher AOK Nordwest auf Anfrage der Pharmazeutischen Zeitung. Die bestehenden Lieferschwierigkeiten in Schleswig-Holstein dementierte er. Die Engpässe von Anfang Oktober seien behoben: »Mir ist nicht bekannt, dass wir aktuell ein Problem haben«. Ein Kommunikationsproblem scheint es jedoch allemal zu geben. / 

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