Schwache Evidenz bei Rheuma |
21.10.2015 10:05 Uhr |
Von Verena Arzbach / Für die Behandlung chronischer Schmerzen bei rheumatischen Erkrankungen mit Cannabis gibt es bislang keine aussagekräftigen Studien. Das ist das Ergebnis eines systematischen Reviews, das Privatdozent Dr. Winfried Häuser vom Klinikum Saarbrücken bei einer Pressekonferenz zum Deutschen Schmerztag in Mannheim vorstellte. »Wir können aufgrund der schwachen Datenlage derzeit nicht empfehlen, Rheumapatienten mit Cannabisprodukten zu behandeln«, so der Facharzt für Innere Medizin und Psychosomatik.
Häuser war zusammen mit Forschern aus Deutschland, Kanada und Israel der Frage nachgegangen, bei welchen rheumatischen Erkrankungen mit chronischen Schmerzen Cannabisprodukte wirken und ob sie verträglich und sicher sind. Bei der Übersichtsarbeit, die demnächst im Fachjournal »Arthritis Care & Research« erscheinen wird, wurden laut Häuser nur randomisierte, kontrollierte und doppelblinde Studien berücksichtigt.
Rheumatische Beschwerden können mitunter sehr schmerzhaft sein. Cannabisprodukte sind keine wirksame Option.
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Die Datenlage zum Einsatz bei Rheuma ist demnach spärlich: Eingeschlossen wurden zwei Studien mit Nabilon über die Dauer von zwei beziehungsweise sechs Wochen mit 71 Patienten mit Fibromyalgiesyndrom, eine vierwöchige Studie zum Einsatz von Nabilon bei 30 Rückenschmerzpatienten und eine Studie mit Tetrahydrocannbinol/Cannabidiol mit 58 Patienten mit rheumatoider Arthritis über fünf Wochen. Die Ergebnisse zeigen laut Häuser keine bessere Wirksamkeit der Cannabisprodukte gegenüber den Kontrollsubstanzen (Placebo beziehungsweise ein schmerzlinderndes Antidepressivum). Vertragen wurden die Cannabisprodukte trotz einiger unerwünschter Arzneimittelwirkungen wie Konzentrationsstörungen, Schläfrigkeit und Müdigkeit aber gut.
Eigentherapie indiskutabel
Die schwache Evidenz schließe allerdings nicht aus, dass Ärzte Patienten, die als austherapiert gelten, mit Cannabinoiden behandeln können, sagte Häuser. Er forderte, die Bundesregierung müsse ein Gesetz zum medizinischen Gebrauch von Cannabisprodukten erlassen und dafür sorgen, dass die Krankenkassen die Kosten für verordnetes Cannabis übernehmen. Alle Formen einer Eigentherapie lehnten die Experten der Deutschen Schmerzgesellschaft – wie auch die Bundesapothekerkammer – ab. »Patienten, die sich mit Medizinalhanf oder Cannabis aus Eigenanbau selbst behandeln, fügen ihrem Körper ein in seiner Dosis permanent schwankendes Medikament zu und riskieren belastende Nebenwirkungen«, sagte Professor Dr. Michael Schäfer, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. /