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Migräne

Vorbeugen und behandeln

Datum 23.09.2014  17:00 Uhr

Migräne ist mehr als eine Befindlichkeitsstörung. Der anfallsweise Kopfschmerz zählt laut Weltgesundheits­organisation zu den 20 Leiden, die das tägliche Leben Betroffener am meisten einschränken. Über Möglichkeiten der Prophylaxe und Behandlung der Migräne sprach Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz im Rahmen der Pharma World.

Wenn Patienten in der Apotheke über starke Kopfschmerzen klagen, sind beim Apotheker manchmal fast schon detektivische Fähigkeiten gefordert. Wie häufig treten die Attacken auf? Wo sitzt der Kopfschmerz, wie ist er und welchen Charakter hat er? Gibt es Begleitsymptome wie Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Licht- und Lärmempfindlichkeit? Ist die Diagnose Migräne gestellt (siehe Kasten), gilt es nicht nur, ein Medikament auszuwählen, das dem Patienten bei einem Anfall schnell Linderung verschafft, sondern auch, Anfälle möglichst von vorneherein zu verhindern.

 

»Leider kennen wir die molekularen Mecha­nis­men, die zu einer Migräne-Attacke führen, noch nicht«, sagte der Referent von der Univer­sität Frankfurt am Main. Es gebe jedoch eine Theorie, wonach defekte Ionenkanäle bei der Pathophy­si­olo­gie eine Rolle spielen. Zur Vermei­dung von Migräne-Anfällen sollten Apotheker Betroffenen raten, Ausdauersport zu treiben und Trigger­fak­to­ren wie Stress zu meiden. Coffein könne ebenfalls eine Migräne-Attacke auslösen, und zwar sowohl ein gesteigerter als auch ein reduzierter Konsum. »Wer also unter der Woche viel Kaffee trinkt, sollte das am Wochen­ende beibehalten, um keinen Migräne-Anfall zu ris­kie­ren«, so Schubert-Zsilavecz.

 

Eine medikamentöse Migräne-Prophylaxe ist nur bei besonderem Leidensdruck und bei sehr häufigen beziehungsweise außergewöhnlich lang andauernden Anfällen indiziert. »Hier haben sich in erster Linie die alten Betablocker Metoprolol und Propranolol bewährt sowie der Calciumkanal-Blocker Flunarizin«, informierte Schubert-Zsilavecz. Daneben gebe es diverse andere Ansätze mit schlechterer Evidenz, darunter Magnesium in Dosen bis 300 mg zweimal täglich. Dabei ist zu beachten, dass alle Migräne-Prophylaktika außer Flunarizin einschleichend dosiert werden müssen.

 

Akuttherapie der Migräne

 

»Triptane sind Mittel der ersten Wahl bei mittelschweren und schweren Mi­gräne­attacken, die nicht oder nicht ausreichend auf eine Therapie mit Analge­tika oder NSAR ansprechen«, sagte Schubert-Zsilavecz. Er informierte, dass alle Triptane agonistisch an 5-HT1B/1D-Rezeptoren wirken. Das führe zur Vasokonstriktion der während der Attacke erweiterten Blutgefäße im Gehirn, zur Freisetzung vasoaktiver Neuropeptide und zur Hemmung der Transmission von Schmerzsignalen im Bereich des Trigeminus-Nervs. Wie Schubert-Zsilavecz klar machte, unterdrücken Triptane den Schmerz und die vegetativen Begleiterscheinungen bei Migräne. Sie sind aber nicht in der Lage, den eigentlichen Krankheitsprozess der Migräneattacke zu durchbrechen.

 

Schubert-Zsilavecz betonte, dass sich die einzelnen Vertreter der Wirkstoffklasse in ihrer Pharmakokinetik und Wirkstärke stark unterscheiden. Eletriptan und Rizatriptan bezeichnete er als Sprinter, die besonders schnell wirken. Im Gegensatz dazu würde das auch in der Selbstmedikation erhältliche Naratriptan weniger schnell und stark wirken, sei dafür aber verträglicher.

 

Bei der Abgabe von Triptanen sollten Apotheker immer die Kontraindikationen beachten. So sei diese Wirkstoffklasse unter anderem bei Herzinfarkt oder Apoplex in der Vorgeschichte, bei koronarer Herzkrankheit oder bei schweren Leberfunktions- oder Nierenfunktionsstörungen tabu. Schubert-Zsilavecz gab zwei weitere Ratschläge für die Beratung: Zum einen sollte eine zweite Dosis bei wiederkehrenden Kopfschmerzen nach initialer Wirksamkeit eines Triptans nach frühestens sechs Stunden eingenommen werden. Der zweite Tipp lautet: Ist die erste Gabe eines Triptans unwirksam, ist es in der Regel sinnlos, während derselben Migräneattacke eine zweite Dosis zu applizieren, es sei denn, die erste Dosis wurde erbrochen.

 

Schubert-Zsilavecz bezeichnete die Triptane insgesamt als hochspezifische Migräne-Therapeutika. »Bei der Therapie mit einem Triptan kann man meist sogar auf die zusätzliche Gabe von Antiemetika verzichten«, nannte der Professor für Pharmazeutische Chemie einen weiteren Vorteil der Substanzklasse. Abschließend ging er auf die Mutterkornalkaloide ein. Anders als bei den Triptanen sei ihre Wirksamkeit nicht so gut belegt. Dennoch hält es Schubert-Zsilavecz für sinnvoll, diese Substanzen nicht vollständig aus dem Arzneistoff-Reservoir zu verbannen. Stattdessen solle man sie als Reserve-Arzneistoffe behalten. /

Diagnosekriterien

Um die Diagnose Migräne zu stellen, müssen zwei der vier folgenden Kriterien zutreffen: Die Kopfschmerzen sind einseitig, pulsierend, mittelschwer bis schwer und verschlechtern sich bei Bewegung. Zusätzlich dazu muss der Patient unter Übelkeit/Erbrechen und oder Licht- und Geräuschempfindlichkeit leiden.

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