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Arzneimittel-Atlas

Deutsche Preise unter Durchschnitt

23.09.2014  17:19 Uhr

Von Stephanie Schersch, Berlin / Über Jahre galt Deutschland als Hochpreisland für Arzneimittel. Aus Sicht der Hersteller ist das längst passé. In Berlin haben sie eine Studie präsentiert, die deutsche Preise für innovative Präparate meist sogar unter dem Durchschnitt vieler EU-Staaten sieht.

Seit 2011 gelten in Deutschland neue Spielregeln für die Pharmabranche. Konnten die Hersteller die Preise für ihre Produkte bis dahin selbst festsetzen, müssen neue Arzneimittel nun bei Markteintritt zunächst eine Nutzenbewertung durchlaufen. 

 

Anschließend verhandeln Industrie und Krankenkassen mit Blick auf den ermittelten Zusatznutzen den Preis für das Präparat, so schreibt es das Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) vor. Die Politik wollte damit vor allem die vergleichsweise hohen Preise für Arzneimittel in Deutschland dämpfen. Aus Sicht der Hersteller ist sie nun weit über das Ziel hinausgeschossen.

 

Vergangene Woche legte der Verband der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) den aktuellen Arzneimittel-Atlas vor. Das IGES-­Institut hat darin die bislang zwischen Kassen und Herstellern nach den Vorgaben des AMNOG vereinbarten Erstattungsbeträge unter die Lupe genommen. Die Preise für neue Präparate liegen hierzulande demnach nun in vier von fünf Fällen unter dem Durchschnitt vieler EU-Länder. Vierzehn Staaten haben die Studienautoren als Vergleich he­rangezogen, darunter Schweden, Griechenland, Italien, Frankreich und Großbritannien. Bei 40 Prozent der bislang bewerteten Arzneimittel ist der deutsche Preis im Ländervergleich sogar der günstigste.

 

Innovationsbremse

 

»Preisprobleme gehören in Deutschland offensichtlich der Vergangenheit an«, sagte vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer. »Leider geht das zulasten von Versorgungsproblemen.« Denn allzu oft erweise sich die Nutzenbewertung als Innovationsbremse. Die Hersteller machen dafür unter anderem die mächtige Position der Krankenkassen verantwortlich. Deren Stimme komme bei der Nutzenbewertung übermäßig stark zum Tragen, so Fischer. Das müsse sich ändern. »Wir fordern stattdessen eine stärkere Einbeziehung der Fachgesellschaften und Zulassungsbehörden.«

 

Wie im vergangenen Jahr kommt auch der neue Arzneimittel-Atlas darüber hinaus zu dem Ergebnis, das Patienten in Deutschland zu selten von innovativen Medikamenten profitieren. In einigen Fällen erreichten Innovationen nicht einmal 10 Prozent der Patienten, denen das neue Präparat besser helfen würde als andere Medikamente, sagte IGES-Chef Bertram Häussler.

 

Im Rahmen der frühen Nutzenbewertung prüft der Gemeinsame Bundesausschuss, für welche Patienten das Präparat einen Extranutzen aufweist. Auf Basis dieser Bewertung hat das IGES-Institut die möglichen Verordnungszahlen für einige neue Arzneimittel errechnet und mit dem tatsächlichen Verbrauch abgeglichen. Das Ergebnis: In allen untersuchten Fällen blieben die Verordnungsquoten weit hinter den Erwartungen zurück.

 

So erreichte das Zytostatikum Decitabin 2013 nur etwa jeden vierten für eine Therapie infrage kommenden Patienten. Immerhin 53 Prozent der Zielgruppe profitierten von Ivacaftor gegen Mukoviszidose. Das Immunsuppressivum Belatacept erhielten der Studie zufolge hingegen gerade einmal 2 Prozent der betroffenen Patienten.

 

Fischer sieht einen Grund für diese Entwicklung im Verhalten der Ärzte. Diese verordneten innovative Arzneimittel aus Angst vor Regressen immer noch zu zögerlich. Zwar bestehe die Möglichkeit, für Arzneimittel mit Zusatznutzen sogenannte Praxisbesonderheiten zu vereinbaren. Die Verordnung eines solchen Präparats würde das Budget des Arztes dann nicht belasten. Tatsächlich werde davon jedoch kaum Gebrauch gemacht.

 

Klarstellung im Gesetz

 

Die Hersteller wünschen sich daher eine Klarstellung im Gesetz. Die Politik müsse deutlich machen, dass die Verordnung geprüfter Arzneimittel mit Zusatznutzen grundsätzlich wirtschaftlich sei, forderte Fischer. Zusätzliche Kontrollen der Ärzte sollten bei diesen Präparaten dann wegfallen. /

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