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Naturstoffe

Verkanntes Potenzial

10.09.2014  09:56 Uhr

Von Daniela Biermann, Guimarães/ Naturstoffe könnten viele Therapielücken schließen, wenn mehr in die Entwicklung gesteckt würde, glaubt Professor Dr. Matthias Hamburger von der Universität Basel. Der Präsident der Gesellschaft für Arzneipflanzen- und Naturstoffforschung (GA) sprach mit der PZ beim Jahreskongress der GA in Portugal auch über neue Trends in der Phytoforschung.

PZ: Professor Dr. Hamburger, die Pharmaindustrie setzt scheinbar immer mehr auf Biotechnologika wie Antikörper – ist die Arzneipflanzenforschung heute überhaupt noch zeitgemäß?

 

Hamburger: Auf jeden Fall, denn während die Biologicals vorwiegend bei sehr schweren Erkrankungen zum Einsatz kommen und extrem teuer sind, ist die klassische Phytotherapie relativ kostengünstig und deckt vor allem weniger gravierende Erkrankungen ab. Doch auch bei den pflanzlichen Arzneimitteln tut sich etwas: Phytos werden in Zukunft häufiger zur Prävention schwerer Erkrankungen eingesetzt werden, zum Beispiel Ginkgo gegen Demenz. In den Pflanzen aus aller Welt steckt ein enormes Poten­zial.

 

PZ: Und daran sind die Pharmafirmen nicht interessiert?

 

Hamburger: Mein Eindruck ist, dass die meisten Firmen heute nicht mehr mutig genug sind, ein neues Konzept zu verfolgen. In den vergangenen zehn Jahren kamen in Mitteleuropa so gut wie keine innovativen Phytopharmaka auf den Markt. Ein Grund dafür sind die hohen regulatorischen Anforderungen, die eine umfangreiche Präklinik inklusive toxikologischer Studien erfordert. Und das geht schnell in die Millionen.

 

PZ: Kann die akademische Forschung diese Lücke füllen?

 

Hamburger: Wir erarbeiten vor allem die Grundlagen, finden neue Leitsubstanzen und entwickeln neue Verfahren. Doch irgendwann in der fortgeschrittenen präklinischen Phase ist die Fortführung eines Projekts dann meist aus Geldgründen auf die Pharmaindustrie angewiesen.

 

PZ: Können die Apotheker und Patienten denn dann überhaupt damit rechnen, dass etwas aus der Präklinik in der Praxis ankommt?

Hamburger: Wir besprechen hier ja nicht nur vielversprechende Naturstoffe aus ersten Experimenten. Viele Beiträge befassen sich auch mit bereits angewandten Phytopharmaka, gewissermaßen zur wissenschaftlichen Unterfütterung. Wir müssen die Wirkung dieser Arzneimittel noch besser verstehen und dokumentieren und zum Beispiel Wirkmechanismen entschlüsseln und mehr klinische Studien durchführen. So erschließen sich für manche traditionellen Heilpflanzen ganz neue Indikationsgebiete. Nehmen Sie wieder den Ginkgo: Ursprünglich wurde er vor allem bei Durchblutungsstörungen eingesetzt, heute eben zur Behandlung oder Vorbeugung von Demenz. Was wir hier aus klinischen Studien erfahren, kann durchaus relevant für die tägliche Beratung in den Apotheken sein.

 

PZ: Gibt es neue Trends in der Naturstoffforschung?

 

Hamburger: Ein aktuelles Thema sind neue Technologien und Konzepte, um große Datenmengen zu erheben und verarbeiten – Stichwort Metabolomics: Dabei werden sämtliche Moleküle eines Organismus analysiert und mit neuartigen mathematischen Methoden in ihrer Gesamtheit qualitativ und quantitativ erfasst. Außerdem bemerken wir, dass klassische Disziplingrenzen immer weiter verschwimmen, zum Beispiel zwischen der Pharmakognosie und den Ernährungswissenschaften. Das Schubladendenken bei den Naturstoffen verschwindet langsam. Denn pflanzliche Produkte, ob als Arzneimittel oder Nahrungsergänzungsmittel deklariert, enthalten immer eine Vielzahl von Sekundärstoffen, die auf das System Mensch einwirken. Die Gesellschaft für Arzneipflanzenforschung will hier Wissen zusammenführen. /

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