Pharmazeutische Zeitung online
Infektionen

Vaginalflora in Aufruhr

28.08.2009  14:22 Uhr

Richtige Intimpflege

Sowohl übertriebene als auch nachlässige Genitalhygiene zerstören die physiologische Vaginalflora und leisten Genital- und Harnwegsinfektionen Vorschub. So wird es richtig gemacht:

 

Nach dem Toilettengang die Genital- und Analregion immer von vorn nach hinten reinigen, um Schmierinfektionen zu vermeiden.

Es ist ausreichend, den Intimbereich mit lauwarmem Wasser, pH-neutralen Seifen, Syndets oder milden Lotionen, die auf das Milieu des Intimbereichs abgestimmt sind, zu säubern. Dazu die Hände, Einmal- oder einen frischen Baumwollwaschlappen benutzen. Hände weg von alkalischen Seifen, Duschgelen mit aggressiven Waschsubstanzen, Intimsprays oder Scheidenspülungen!

Konservierungsmittel und Duftstoffe, wie sie in einigen feuchten Toilettentüchern, Feuchttüchern für Babys und Intimsprays enthalten sind, können die Haut irritieren und für allergische Reaktionen sorgen.

Im Prinzip ist gegen eine Rasur oder Haarentfernung in der Bikinizone nichts einzuwenden. Doch viele Enthaarungscremes enthalten Substanzen, die die besonders empfindliche Haut in diesem Bereich reizen können. Manche Frauen haben eine angeborene Neigung zu einwachsenden Haaren. Kommt eine bakterielle Infektion des Haarbalgs hinzu, entsteht eine Follikulitis, die ärztlich behandelt werden sollte. Wer zu einwachsenden Haaren neigt, sollte die Intimrasur sein lassen.

Auch Reibung reizt die Haut. Eng anliegende Kleidung, Unterwäsche aus Kunstfasern, Slip-Einlagen mit Kunststoff-Folie sowie Nylon-Strumpfhosen sorgen für einen Wärme- und Feuchtigkeitsstau im Genitalmilieu. Lieber Naturfasern tragen, die man bei 60 °C waschen kann. Tampons außerhalb der Regelblutung sind tabu, da sie die Scheide austrocknen.

Apropos Slip-Einlagen: Eine kleine Studie untersuchte den Einfluss verschiedener Produkte auf die Haut der Vulva. So wurden deren Temperatur, Oberflächenfeuchtigkeit und pH-Wert gemessen. Die Ergebnisse zeigen, dass übliche Slip-Einlagen mit nicht atmungsaktiver Rückseite das Mikroklima verändern.

So lag die Hauttemperatur durchschnittlich um 1,5 °C höher, der mittlere pH-Wert an der Außenfläche der großen Schamlippe erhöhte sich um 0,5. Die Hautfeuchtigkeit war signifikant erhöht im Vergleich zu Frauen, die keine oder eine atmungsaktive Einlage trugen.

 

Literatur

<typolist type="1">

LiteraturAgrawal, B. M., et al., Role of non-H2O2-producing lactobacilli and anaerobes in normal and complicated pregnancy. J. Indian Med. Assoc. 100 (2002) 652-655.

AWMF-Leitlinie »Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe«. Leitlinie der Dt. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, AG Infektiologie und Infektionsimmunologie in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Stand 6/2008.

AWMF-Leitlinie Vulvovaginalkandidose. Leitlinie der Dt. Dermatologischen Gesellschaft, der deutschsprachigen Mykologischen Gesellschaft und der AG für Infektiologie und Infektionsimmunologie der Dt. Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Stand 11/2002.

De Bakker, E., et al., Quantitative determination by real-time PCR of four vaginal Lactobacillus species, Gardnerella vaginalis and Atopobium vaginae indicates and inverse relationship between L. gasseri and L. iners. BMC Microbiol. 7 (2007) 115-119.

Decena, D. C. D., et al., Metronidazole with lactacyd vaginal gel in bacterial vaginosis. J. Obstet. Gynaecol. 32; 2 (2006) 243-251.

Engelsing, A. M., Rezidivierende Vaginalinfekte: Neue Aspekte der Diagnostik und Therapie. Gynäkologie + Geburtshilfe 3 (2005) 36f.

Hoyme, U. B., Urogenitalinfektionen mit Chlamydia trachomatis. Frauenarzt 48 (2007) 339-345.

Hoyme, U. B., Prävention der Frühgeburtlichkeit. Geburtsh. Frauenheilk. 66 (2006) 412-414.

Hoyme, U. B., Möller, U., Saling, E., Aktuelle Aspekte der Thüringer Frühgeburtenvermeidungsaktion 2000. Zentralbl. Gynäkol. 125 (2003) 107-111.

Huber, J., Endokrine Gynäkologie. Verlag W. Maudrich. Wien, München, Bern 1998.

Larsson, P.-G., et al., Human lactobacilli as supplementation of clindamycin to patients with bacterial vaginosis reduce the recurrence rate. BMC Women’s Health 8, 3 (2008) 1-8. Unter: www.biomedcentral.com/1472-6874/8/3

Mendling, W., Bakterielle Vaginose – eine sexuell übertragbare Erkrankung. Frauenarzt 50, Nr. 4 (2009) 321-327.

Mendling, W., Schwiertz, A., Bakterielle Vaginose: Rezidivierende Infektionen und Frühgeburten durch veränderte Döderlein-Flora? Frauenarzt 48 (2007) 2ff.

Mendling, W., Vaginose, Vaginitis, Zervizitis und Salpingitis. Springer-Verlag, Heidelberg 2006.

Pfleiderer, A., Breckwoldt, M., Martius, G., Gynäkologie Geburtshilfe. Thieme-Verlag, Stuttgart New York 2000.

Richtige Intimpflege. Infos und Tipps für jede Frau. Patientenbroschüre Dr. August Wolff, Bielefeld.

Runeman, B., et al., The vulva skin microclimate: influence of panty liners on temperature, humidity and pH. Acta Derm. Venereol. 83 (2003) 88-92.

Saling, E., Schreiber, M., Das Vaginal-pH-Wert-Screening: Geringer Aufwand, großer Nutzen. Gynäkologie Geburtshilfe 2 (2004) 33ff.

Swidsinski, A., et al., Adherent biofilms in bacterial vaginosis. Obstet. Gynecol. 106 (2005) 1013-1023.

Swidsinski. A., et al., An adherent gardnerella vaginalis biofilm persists on the vaginal epithelium after standard therapy with oral metronidazole. Am. J. Obstet. Gynecol. 198 (2008) 97.

Internationales Symposium »Infektionen in Gynäkologie und Geburtshilfe«. Bielefeld, 24.-25. Oktober 2008, Presse-Unterlagen.

Pressekonferenz Bakterielle Vaginose und vaginale Trockenheit (RepHresh® sanol). Sanol GmbH, Düsseldorf, 11. März 2008.

Wilks, M., et al., Identification and H2O2-Production of vaginal lactobacilli from pregnant women at high risk of preterm birth and relation with outcome. J. Clin. Microbiol 42, Nr. 2 (2004) 713-717.

 

Die Autorin

Elke Wolf studierte Pharmazie in Frankfurt am Main. Die Approbation als Apothekerin erfolgte 1995 im Anschluss an das praktische Jahr in einer öffentlichen Apotheke und in der pharmazeutischen Industrie bei der damaligen Sandoz AG in Nürnberg. Nach einem Praktikum und einem Volontariat bei der Pharmazeutischen Zeitung schreibt sie seit mehr als zehn Jahren als freie Journalistin für Fach- und Publikumsmedien sowie für die Industrie. Die PZ-Leser kennen sie seither als Autorin zahlreicher spannender Titelbeiträge.

 

Elke Wolf

Traminerstraße 13

63322 Rödermark

pr-ewolf(at)t-online.de

Links zum Titelbeitrag

 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa