Pharmazeutische Zeitung online
Chinageschäft

Gute Aussichten, schwieriger Einstieg

02.08.2011  16:20 Uhr

Von Martina Janning / Schätzungen zufolge soll China schon im nächsten Jahr zum drittgrößten Pharmamarkt der Welt aufsteigen. Auch deutschen Arzneimittelherstellern bietet der Ausbau von Krankenversicherung und Krankenhäusern Geschäftschancen. Aber ohne gute lokale Partner geht es nicht.

Eine Pekingente beim Chinesen um die Ecke lockt deutsche Pharmafirmen bisher mehr als die Aussicht auf gute Geschäfte im Heimatland des kross gebratenen Vogels. Erst wenige deutsche Arzneimittelhersteller sind in China aktiv. 62 Prozent der Mitgliedsfirmen im Bundesverband der pharmazeutischen Industrie (BPI) engagieren sich hingegen bislang gar nicht auf dem chinesischen Markt, hat jüngst eine Umfrage des Verbands unter seinen Mitgliedern ergeben. Für die Mehrheit (72 Prozent) stehen Osteuropa und Russland auf Platz eins ihrer strategischen Zukunftsagenda. China folgt erst auf Platz drei hinter dem europäischen Ausland.

 

Probleme mit der Zulassung

 

Diejenigen Pharmaunternehmen, die bereits den Schritt ins ferne China getan haben, taugen dabei nicht als Mutmacher. In der Befragung bezeichnen 70 Prozent ihre Aktivitäten als weniger oder gar nicht erfolgreich. Probleme bereitet deutschen Herstellern in China demnach vor allem die Zulassung ihrer Arzneimittel. Sie dauere relativ lang, berichtete Dr. Zhen Huang in einem Webseminar zum chinesischen Markt, das das Colloquium Pharmaceuticum kürzlich veranstaltete. »In der Regel dürfte die Zulassungsdauer bei zwei bis drei Jahren liegen«, sagte der Managementberater. Letztlich lehnten die chinesischen Behörden aber weniger als 20 Prozent der Zulassungsanträge ab.

Als weitere Gründe für ihr erfolgloses Engagement in China nannten die Pharmafirmen Schwierigkeiten mit Produktpiraterie und Markenrechtsverletzungen, unzureichende Markenkenntnisse und Probleme mit lokalen Partnern.

 

Der chinesische Markt ist »kein Geschäft, das man nebenbei machen kann«, sagte Huang. Er empfahl Unternehmen, ihre Eintrittsstrategie sorgfältig zu planen. »Viele machen den Fehler, sich zu spät lokale Partner zu suchen.« Um gute chinesische Geschäftspartner zu finden, sei es sinnvoll, sich schon vor der Zulassung eines Medikaments umzutun. Dabei sei es meistens nötig, in jeder der über 30 Provinzen und Regionen Chinas einen eigenen Partner zu haben und gesonderte Strategien zu definieren. »China ist quasi Europa mal vier«, sagte Huang. Außerdem versuchten die Provinzen und Regionen, ihre eigenen Pharmafirmen zu schützen.

 

Apothekenkette als Partner

 

Einfacher könnte die Partnersuche nach Huangs Einschätzung durch Kooperationen mit den in China existierenden Apothekenketten werden. Die größte chinesische Apothekenkette habe im Jahr 2010 rund 2900 Filialen gehabt, berichtete er. Chinesische Apotheken seien für deutsche Pharmaunternehmen besonders interessant, weil sie auch hochwertige Arzneimittel führten. Gute Umsatzchancen sieht Huang aber auch bei Lifestyle-Produkten.

 

Trotz aller Schwierigkeiten zeichnete Huang China als einen attraktiven Zukunftsmarkt für deutsche Pharmafirmen. Im Vergleich zu Deutschland habe China einen erheblichen Nachholbedarf bei Gesundheitsleistungen.

 

Für deutsche Arzneimittelhersteller bedeute das ein erhebliches Wachstumspotenzial. Huang: »Die goldene Dekade der Pharmaindustrie liegt noch vor uns.«

 

Mehr Chinesen versichert

 

Im Einzelnen sorge die Ausweitung der Krankenversicherung für »sehr positive Entwicklungen für die Pharmaindustrie«, sagte Huang. In den vergangenen Jahren sei die Quote der krankenversicherten Chinesen deutlich gestiegen, da der Staat erhebliche Zuschüsse zu den Beiträgen zahle.

 

Auch der Umbau der Krankenhauslandschaft wirke sich positiv auf die Umsatzchancen von Arzneimittelherstellern aus. 2009 habe der Staat ein Investitionsprogramm gestartet, um die einfachen Gesundheitszentren auf dem Land auszubauen. Dadurch werde der Anteil der Arzneimittelverkäufe deutlich nach oben gehen, sagte Huang. In neu entstehenden privaten Krankenhäusern ließen sich vor allem hochwertige Arzneimittel und Medizintechnik verkaufen.

 

Attraktive Aussichten für Pharmaunternehmen ergäben sich vor allem durch Ausschreibungen für die Liste der Basismedikamente, die jede Provinz vornimmt. Dem steht aber gegenüber, dass die chinesische Regierung die Arzneimittelkosten senken will und Massenmedikamente für jeden Chinesen günstig zu haben sein sollen. Das führt nach Aussagen Huangs dazu, dass einige internationale Konzerne bereits da-rauf verzichteten, auf der Liste der Basismedikamente vertreten zu sein.

 

Potenzial für deutsche Pharmafirmen sieht Huang auch im OTC-Markt (over the counter, im Sinne von rezeptfrei über den Ladentisch). China gehöre zu den Ländern, in denen private Ausgaben für Gesundheit eine große Rolle spielen.

 

»Viele vermeiden den Gang in ein Krankenhaus, weil sie dort zuzahlen müssen. Sie gehen lieber erst mal in eine Apotheke und holen sich Medikamente.« Wahrscheinlich sei der chinesische Selbstmedikationsmarkt der größte der Welt, mutmaßte der Berater. Schätzungen zufolge könnte er in den nächsten fünf Jahren noch um zehn Prozent zulegen.

 

»Alles ist möglich«

 

In China, so resümierte Huang, gelte das Motto: »Alles ist möglich, nichts ist einfach.« Mundgerecht zubereitet wie eine Pekingente wird deutschen Pharmafirmen das Chinageschäft nicht serviert. /

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa