Grippeimpfung für Schwangere |
03.08.2010 17:37 Uhr |
Alle Frauen, die während der Grippesaison schwanger sind, sollen sich gegen saisonale Grippe impfen lassen. Dies rät die Ständige Impfkommission (STIKO) in ihren überarbeiteten Impfempfehlungen, die sie diese Woche veröffentlichte (siehe dazu STIKO-Empfehlungen: Grippeimpfung für Schwangere). Damit spricht sie erstmals eine explizite Impfempfehlung für Schwangere aus. Hintergrund ist das erhöhte Komplikationsrisiko der Frauen. Immunologische und physiologische Veränderungen in der Schwangerschaft machen sie anfälliger für Infektionen, schreibt das Robert-Koch-Institut auf seiner Website. Schwere Krankheitsverläufe sind die Folge. Dies fiel nicht nur bei der Influenza-Pandemie des vergangenen Jahres auf, sondern schon bei früheren Grippewellen.
Um die Frauen und die ungeborenen Kinder zu schützen, ist eine Empfehlung zur Grippeimpfung daher sinnvoll. In anderen Ländern wie USA, Spanien oder Österreich existieren solche schon seit Längerem. Auch der deutsche Berufsverband der Frauenärzte fordert bereits seit einigen Jahren eine entsprechende Empfehlung. Doch es ist zu befürchten, dass Schwangere diese nicht gut annehmen werden. Sie gehören nicht zur impfwilligsten Klientel. Das zeigen schon die Erfahrungen mit der Schweinegrippe-Impfung. Dort war die Impfbereitschaft der Schwangeren nicht besonders groß, was natürlich auch mit der desaströsen Diskussion über die Pandemieimpfstoffe in den Medien zusammenhing. Die Debatte hat die Frauen stark verunsichert und dies wird sich auch auf ihre Bereitschaft auswirken, sich mit dem saisonalen Grippeimpfstoff immunisieren zu lassen.
Wie gut die Empfehlung umgesetzt wird, wird daher stark von der Beratung der Schwangeren und der Qualität der Kommunikation über Nutzen und Risiken der Impfung abhängen. Hier sind neben den Ärzten auch die Apotheker gefragt. Diese sollten schwangere Patientinnen auf die neue Impfempfehlung und den medizinischen Nutzen der Grippeimpfung aufmerksam machen und dabei versuchen, ein Stück der Verunsicherung abzubauen. Argumente für eine Grippeimpfung in Form von ausführlichen Daten zur Sicherheit und vor allem zum medizinischen Nutzen der Grippeimpfung wird das RKI in den nächsten Wochen veröffentlichen.
Einen Teil der Probleme hätte die STIKO umgehen können, wenn sie eine Impfempfehlung für Frauen mit Kinderwunsch ausgesprochen hätte. Diese sind in der Regel Impfungen gegenüber aufgeschlossener als Schwangere. Auf jeden Fall kann es nicht schaden, wenn Frauen, die sich ein Baby wünschen, ihren Frauenarzt oder ihre Ärztin auf die Grippeimpfung ansprechen.
Christina Hohmann
Ressortleitung Medizin