Pharmazeutische Zeitung online

Keine Erfindung

18.07.2017  13:26 Uhr

Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind eine Herausforderung für das Nervenkostüm ihrer Umgebung. Die einen können nicht still sitzen, schmeißen ständig irgendetwas herunter und hören nicht zu, wenn man mit ihnen redet. Die anderen sind verträumt bis weggetreten, hängen ihren Gedanken nach und bekommen nicht mit, was um sie herum geschieht. Mit Zappelphilipp und Hans Guck-in-die-Luft ­beschrieb der Frankfurter Arzt und Psychiater Heinrich Hoffmann bereits 1844 in seinem »Struwwelpeter« diese beiden Ausprägungen der ADHS.

 

Anders als im 19. Jahrhundert weiß man heute, dass die ADHS weder eine Charakterschwäche der Kinder noch ein Erziehungsversagen der ­Eltern darstellt, sondern ein neurobiologisches Störungsbild, das auf Dysfunk­tionen in wichtigen Regelkreisen im Gehirn basiert. Weil damit Funktionsstörungen vor allem im dopaminergen System einhergehen, kann man auch medikamentös eingreifen, und zwar in erster Linie mit Stimulan­zien wie Methylphenidat oder Amphetamin(-Derivaten). Die Pharmakotherapie kann nicht nur die Verhaltensauffälligkeiten positiv beeinflussen, sondern sie senkt langfristig auch das bei ADHS-Patienten erhöhte Risiko für Alkohol- und Drogenmissbrauch (lesen Sie dazu auch ADHS: Medikation senkt Missbrauchsrisiko).

 

Medikamente sollen bei ADHS nur dann eingesetzt werden, wenn die Symptomatik es erfordert, und nie allein, sondern immer in Kombination mit Verhaltenstherapie und Elterntraining. Das ist selbstverständlich sinnvoll, obwohl die Evidenz für die Wirksamkeit von nicht medikamentösen Verfahren laut einem Übersichtsartikel im »Deutschen Ärzteblatt« unzureichend ist. Medikamente sind demnach dagegen in der Regel wirksam – ein weiteres Argument für die viel gescholtene Pharmakotherapie.

 

Man mag darüber diskutieren, ob die in den letzten Jahren beobachtete Zunahme der ADHS-Diagnosen Ausdruck eines tatsächlichen Anstiegs, eines gewachsenen Bewusstseins oder in manchen Fällen auch einer Überdiagnose ist. Unstrittig ist: ADHS ist keine Erfindung der Pharma­industrie. Wer sie hat, profitiert von einer gezielten Therapie. Das gilt auch für Erwachsene mit ADHS, die momentan noch häufiger unterversorgt sind als Kinder und Jugendliche. An der dringend erforderlichen Imageaufwertung der Pharmakotherapie sollten auch wir Apotheker uns beteiligen. Wir können so dazu beitragen, dass es ADHS-Patienten heute besser ergeht als seinerzeit dem Zappelphilipp und Hans Guck-in-die-Luft.

Annette Mende

Redakteurin Pharmazie

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.
THEMEN
KinderEltern

Mehr von Avoxa