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Antibiotikaeinsatz

Resistente Bakterien in Masthähnchen

26.07.2013  10:39 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Die meisten gesunden Schlachthähnchen in Deutschland tragen antibiotikaresistente Bakterien in sich, wie Mediziner aus Hannover berichten. Die Tiermast könnte somit zur Verbreitung von Resistenzen beitragen.

Die Forscher um Professor Dr. Günter Klein von der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover hatten 120 Blinddarm- und Karkassenproben von geschlachteten Tieren aus vier verschiedenen Herden untersucht: Bei fast 90 Prozent davon entdeckten sie Bakterien, die Antibiotika-inaktivierende Enzyme produzieren. In 88,6 Prozent der Karkassen und 72,5 Prozent der Blinddarmproben konnten die Forscher Bakterien nachweisen, die das Enzym »Extended-Spectrum β-Lactamase« (ESBL) produzieren, was β-Lactam-Antibiotika inaktiviert. »AmpC-β-Lactamase«-Produzenten fanden die Forscher in 52,9 Prozent der Karkassenproben und in 56,9 Prozent der Proben, die dem Blinddarm entnommen wurden. Das berichten die Forscher im Fachjournal »Emerging Infectious Diseases« (doi: 10.3201/eid1908.120879).

Die ESBL- und AmpC-Resistenzgene liegen meistens auf Plasmiden – kleine DNA-Moleküle, die außerhalb des Bakterienchromosoms vorliegen. Sie können sich autonom vom Hauptchromosom in der Zelle vervielfältigen und zwischen den Bakterien ausgetauscht werden. So können die Resistenzgene im ungünstigen Fall von nicht pathogenen Bakterien auf Krankheitserreger übertragen werden, heißt es in einer Pressemitteilung der Stiftung. Wenn Menschen Fleisch mit antibiotikaresistenten Keimen essen, könne es unter Umständen vorkommen, dass ein Medikament nicht mehr wirke.

 

Woher die resistenten Keime kommen, wurde in der Studie nicht untersucht. »Sicherlich ist Antibiotikaeinsatz eine theoretische Möglichkeit«, erklärte Klein. Die Resistenz-Gene können aber auch aus der Umgebung stammen. »Stäube und Insekten kommen zum Beispiel als Überträger theoretisch infrage«, so der Wissenschaftler. Die Bakterien an sich kämen in jedem gesunden Hähnchen vor und könnten durch Aufnahme von Plasmiden resistent werden. Die untersuchten Schlachthähnchen stammten aus konventionellen Betrieben. Ob sie im Laufe ihres Lebens mit Antibiotika behandelt wurden, ist unklar. Erst vor Kurzem hatten Wissenschaftler aus Hannover he­rausgefunden, dass ein Masthähnchen in Deutschland im Schnitt an 10 seiner 39 Lebenstage Antibiotika erhält.

 

Für gesunde Menschen seien die resistenten Bakterien kein Problem, bei Schwerkranken könnten sie aber problematisch werden, wenn Antibiotika nicht mehr wirken. Wer in der Küche auf eine gute Hygiene achtet und Fleisch ausreichend erhitzt, hat Klein zufolge nichts zu befürchten. Dann würden die Bakterien abgetötet.

 

Erst kürzlich hatte der Bundesrat strengere Regeln zum Antibiotika-Einsatz in der Tiermast gebilligt. Damit bekommen die Überwachungsbehörden der Länder ab 2014 mehr Kontrollbefugnisse. Dies soll dazu dienen, dass ein geringerer Antibiotika-Einsatz angeordnet wird. /

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