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Tresiba

Ab Oktober nur noch als Import

Datum 08.07.2015  09:42 Uhr

Von Anna Hohle / Das Basalinsulin Insulin degludec (Tresiba®) verschwindet in Deutschland vom Markt. Hintergrund ist eine Bewertung durch den Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA), der in dem Arzneimittel keinen Fortschritt im Vergleich zu etablierten Therapien sieht.

Apotheker können Tresiba von Novo Nordisk ab Oktober nur noch als Import beziehen. Das hat der Hersteller vergangene Woche angekündigt. Man werde den Wirkstoff Ende September vom deutschen Markt nehmen, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Grund ist demnach die frühe Nutzenbewertung des Medikaments durch den G-BA im vergangenen Jahr. Der Ausschuss hatte dem Präparat keinen Zusatznutzen zugesprochen.

 

»Nicht tragbar«

 

Bei den anschließenden Preisverhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband habe man sich nicht auf einen Preis einigen können, so Novo Nordisk. Kürzlich habe nun eine Schiedsstelle festgelegt, Tresiba dürfe nicht mehr kosten als eine herkömmliche Therapie mit Humaninsulin. »Es wäre wirtschaftlich nicht tragbar für Novo Nordisk, Tresiba zu diesem Preis weiter zur Verfügung zu stellen«, begründete die Novo Nordisk-Geschäftsführerin Krisja Vermeylen den Marktrückzug.

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Hersteller ein Präparat vom Markt nimmt, nachdem am Ende der Preisverhandlungen ein aus seiner Sicht zu geringer Betrag steht. Mit Insulin degludec ist jedoch erstmals ein Insulin für Patienten mit Diabetes Typ-1 und Typ-2 betroffen. Tresiba sei eine wichtige Ergänzung zu anderen Insulinbehandlungen, betonte Vermeylen.

 

Besonders enttäuscht ist man bei Novo Nordisk über die aus Unternehmenssicht geringe Kompromissbereitschaft der Krankenkassen. Man habe zum Zeitpunkt der Verhandlungen bereits damit begonnen, ein Dossier für eine erneute Nutzenbewertung zu erstellen und dem GKV-Spitzenverband bis zur Prüfung der Dokumente eine Übergangslösung mit einem deutlich geringeren Preis und zusätzlichen Rabatten vorgeschlagen. Leider habe der Verband alle Angebote abgelehnt, so Vermeylen. Ein Unternehmenssprecher erklärte, man werde weiter versuchen, einen Zusatznutzen für das Präparat attestiert zu bekommen. Entsprechende Studien seien bereits angelaufen.

 

Die Techniker Krankenkasse (TK) kritisierte den Marktrücknahme scharf. »Die Verantwortlichen bei Novo Nordisk kannten die gesetzlichen Rahmenbedingungen und sie wussten, dass ihr Präparat keinen Zusatznutzen hat«, sagte TK-Vorstand Jens Baas. Umso unverständlicher sei es, dass das Unternehmen das Mittel dennoch mithilfe von Pharmaberatern und Marketing breit auf den Markt gebracht habe, sodass viele Menschen auf das Präparat eingestellt worden seien. All diese Patienten müssten nun wieder auf ein anderes Insulin umgestellt werden, was oft sehr schwierig sei, bemängelte Baas.

 

Vor Novo Nordisk haben bereits andere Hersteller ihre Präparate in Deutschland nach erfolglosen Preisverhandlungen vom Markt genommen. Laut G-BA gab es bei insgesamt 126 Nutzenbewertungsverfahren bis heute bereits 16 Marktaustritte. Für Wirbel hatte etwa der Rückzug des Antieleptikums Retigabin (Trobalt®) sowie der des Gliptins Linagliptin (Trajenta®) gesorgt. /

Kommentar

Gesundheit geht vor

Der Vertriebsstopp für Insulin degludec ist sehr bedauerlich, weil er nicht aus medizinischen, sondern allein aus Kostengründen erfolgt. Leidtragende sind rund 40 000 Diabetiker in Deutschland, die seit der Markteinführung von Tresiba® vor gut einem Jahr auf das Präparat umgestellt wurden. Es ist keine tolle Aussicht für diese Patienten, nun wieder auf ein anderes langwirksames Insulin wechseln zu müssen. Denn oft wird es eines sein, das sie schon von früher kennen und von dem sie wissen, dass es bei ihnen nicht optimal wirkt.

 

Dank Tresiba haben viele Patienten etwa das Problem nächtlicher Unterzuckerungen besser in den Griff bekommen. Zudem ermöglicht Insulin degludec bei Bedarf eine flexible Anpassung des täglichen Injektionszeitraums. Das ist zum Beispiel bei Pflegepatienten bei Schichtarbeitern oder bei Fernreisen mit Zeitverschiebung außerordentlich praktisch. Auf diese Vorteile müssen Diabetiker hierzulande nun wieder verzichten. In einem so reichen Land wie Deutschland ist das einfach blamabel.

 

Abgesehen davon birgt ein Insulinwechsel vor allem in der Umstellungsphase auch die Gefahr der Blutzucker-Entgleisung. Auf alle Fälle müssen die Patienten nun wieder häufiger messen, um dies zu verhindern. Zudem muss man berücksichtigen, dass die Umstellung der Patienten auch in den Arztpraxen Ressourcen bindet und damit hohe Kosten erzeugt. Paradoxerweise werden die Kassen am Ende sogar draufzahlen, wenn nun viele Typ-1-Diabetiker auf eine wesentlich teurere Pumpentherapie umsteigen. Gerade langjährigen Diabetikern, die schon einige Basalinsuline in ihrer Patientenlaufbahn gespritzt haben, bot Tresiba eine Alternative zur Insulinpumpentherapie. Daher müssen Hersteller und Kassen so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch zurückkehren. Denn es kann und darf nicht sein, dass Geld vor Gesundheit geht.

 

Sven Siebenand

Stellvertretender Chefredakteur

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