Pharmazeutische Zeitung online

Keine Allzweckwaffe

26.07.2013  10:39 Uhr

Von einer medizinischen Sensation und der möglichen Heilung von HIV ist in vielen Medien gerade die Rede. Anlass sind zwei HIV-positive Männer, bei denen nach einer Stammzell-Transplantation keine Viren mehr nachweisbar sind, obwohl sie keine HIV-Medikamente mehr einnehmen (lesen Sie dazu Fallberichte: HIV-frei ohne Medikamente). Leider werden damit wieder einmal bei Betroffenen Hoffnungen geschürt, dass eine Heilung von HIV und Aids in greifbare Nähe rückt. Dem ist leider bei Weitem nicht so.

 

Zum einen steht noch gar nicht fest, ob die Männer tatsächlich dauerhaft virenfrei bleiben. Selbst die Bostoner Wissenschaftler, die die beiden Fallberichte auf der internationalen Aids-Konferenz vergangene Woche vorstellten, sprachen deshalb noch nicht von einer Heilung. Man müsse noch mindestens ein Jahr abwarten, ob die Therapie tatsächlich alle HI-Viren im Körper eliminiert habe.

 

Zum anderen muss man bedenken, dass die Stammzell-Therapie keine Allzweckwaffe sein kann. Erstens braucht man passende Spender, und zweitens sind die Nebenwirkungen eines solchen Eingriffs nicht zu unterschätzen. Die Sterblichkeitsrate liegt bei mindestens 20 Prozent. Mit den heute verfügbaren HIV-Medikamenten lässt sich das HI-Virus gut in Schach halten und die Betroffenen haben eine fast normale Lebenserwartung. Warum sollte man das durch eine Stammzell-Transplantation aufs Spiel setzen? Wenn HIV-Patienten wegen einer gleichzeitig vorliegenden Erkrankung ohnehin eine solche Behandlung erhalten und im Anschluss daran – quasi als Nebeneffekt – möglicherweise virenfrei sind, ist das natür­lich etwas anderes. So war es auch bei den Bostoner Patienten, die beide an Lymphdrüsenkrebs erkrankt waren.

 

Auch wenn die Stammzell-Transplantation wohl nicht als Standard­therapie für den breiten Einsatz infrage kommt, sind die neuen Erkenntnisse dennoch von hohem Wert für die Wissenschaft. Denn daraus lassen sich wieder neue Forschungsansätze ableiten. So halten es Wissenschaftler für möglich, dass die HI-Viren bei den beiden Patienten zwar im Blut nicht mehr nachweisbar sind, sich aber in anderen Geweben, etwa Leber, Milz oder Gehirn, vorübergehend verstecken. Steigt die Viruslast im Blut der Patienten wieder an, ist dies ein Zeichen, dass Körpergewebe Reservoirs des Erregers darstellen können. Die Viruslast dort zu messen, wäre dann eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung kurativer Ansätze. Bis es so weit ist, werden aber mit Sicherheit noch einige Jahre vergehen. Mindestens so lange gilt: Vorbeugen ist besser als jede Therapie. Oder, wie es die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in ihrer aktuellen Kampagne formuliert: Mach’s! Aber mach’s mit.

 

Sven Siebenand

Stellvertretender Chefredakteur

 

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa