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Kindergesundheit

Veraltete Vorsorge

26.06.2012  13:51 Uhr

Von Annette Mende, Berlin / »Ich geh’ zur U! Und du?« Slogans wie dieser haben dazu geführt, dass erfreulich viele Kinder und Jugendliche an Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen. Den Vormarsch neuer Gesundheitsprobleme wie Adipositas und Störungen des Sozialverhaltens konnte das jedoch nicht aufhalten. Pädiater fordern daher, die Inhalte der Untersuchungen neu zu formulieren.

Regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen von Kindern und Jugendlichen sollen dazu dienen, Erkrankungen, die die körperliche, geistige und soziale Entwicklung gefährden, möglichst frühzeitig zu erkennen. Dieses Konzept ist jedoch aus Sicht von Pädiatern überholt. Denn gerade bei Heranwachsenden kommt es darauf an, dass die gesundheitlichen Weichen richtig gestellt werden und Krankheiten erst gar nicht entstehen. Nicht das frühestmögliche Erkennen bereits vorhandener Erkrankungen müsse daher das Ziel sein, sondern die Prävention der Krankheitsentstehung, sagte Dr. Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), bei einer Pressekonferenz zum Auftakt des Kinder- und Jugendärztetags in Berlin.

 

Die Eltern beraten

 

Um dieses Ziel zu erreichen, müssen die Inhalte der Untersuchungen aus Sicht des BVKJ neu ausgerichtet werden. Vor allem die Beratung der Eltern muss Hartmann zufolge einen höheren Stellenwert bekommen. In der kinderärztlichen Praxis gebe es im Wesentlichen zwei Problemgruppen. Auf der einen Seite seien das bildungsferne Familien, häufig mit sehr jungen Müttern, die ihre Kinder nicht adäquat fördern. »Diese Kinder leiden an den Folgen von Bewegungsmangel und falscher Ernährung, an zu hohem Medienkonsum und sozialen Umständen, die ihnen ein kindgerechtes Leben unmöglich machen«, sagte Hartmann.

Problematisch seien auf der anderen Seite aber auch überängstliche Eltern. Diese hätten sämtliche Erziehungsratgeber gelesen und meinten, alles über Kinder und Kindeswohl zu wissen, »kommen aber trotzdem völlig verunsichert in unsere Praxen und glauben, dass ihr Kind krank ist, obwohl es sich ganz normal entwickelt«, so der Kinderarzt. Meist hätten sich diese Eltern ihren Kinderwunsch erst sehr spät erfüllen können, und die Kinder müssten nun allen möglichen Erwartungen entsprechen. »Der enorme Zuwachs von logopädischen Behandlungen und Ergotherapien ist medizinisch überhaupt nicht mehr erklärbar. Das sind pädagogische Defizite«, erklärte Hartmann.

 

Eine spezielle, standardisierte Beratung der Eltern im Rahmen der U-Untersuchungen soll nach dem Willen des BVKJ dazu beitragen, diese Probleme zu lösen. Der Verband hat dazu eine überarbeitete Version des Vorsorgehefts vorgelegt, in dem die Ergebnisse dieser Untersuchungen dokumentiert werden. »Dieses neue Vorsorgekonzept ist allerdings aufwendiger und daher teurer als das bisherige Vorsorgeprogramm«, sagte Hartmann. Daher sei es dringend erforderlich, dass der Gemeinsame Bundesausschuss die Kostenübernahme durch die Krankenkassen sicherstelle.

 

Grundschulkinder sind unterversorgt

 

Hartmann bezeichnete es als Unding, dass gesetzlich krankenversicherte Kinder in Deutschland im Alter zwischen sechs und zehn Jahren keinen Anspruch auf Vorsorgeuntersuchungen haben (siehe Kasten), für privatversicherte Kinder dagegen jährliche Vorsorgeuntersuchungen bis zum 14. Lebensjahr vorgesehen sind. Eine weitere politische Forderung des BVKJ ist es, Kinderbeauftragte in allen Bundes-, Länder- und kommunalen Parlamenten zu benennen. Im Bundestag gebe es zwar eine Kinderkommission, diese sei jedoch ein »zahnloser Tiger«, dessen Anträge meist folgenlos blieben, kritisierte Hartmann. »Wir meinen, dass sich hier dringend etwas ändern muss.« / 

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