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Durchfall-Leitlinie

Antibiotika nur in Ausnahmefällen

Datum 17.06.2015  10:18 Uhr

Von Daniela Hüttemann / Die Deutsche Gesellschaft für Gastro­enterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) hat eine neue S2k-Leitlinie zur Gastroenteritis vorgelegt. Die Kernaussagen: Antibiotika sind bei akutem Durchfall meistens nicht indiziert. Loperamid kann kurzzeitig gegeben werden, wird aber nicht empfohlen.

Obwohl viele plötzliche Durchfall­erkrankungen bakteriell bedingt sind, sollten Ärzte Antibiotika nur zurückhaltend verschreiben. »Selbst bei Kenntnis des Erregers ist eine Antibiotika­behandlung häufig nicht sinnvoll, da sie die Dauer der Erkrankung kaum verkürzt«, erläutert Professor Dr. Andreas Stallmach vom Universitätsklinikum Jena. Durchschnittlich dauere eine Durchfallerkrankung drei bis vier Tage und verschwinde dann von selbst.

 

Auf Resistenzen testen

 

Bei Infektionen mit Campylobacter, Yersinien und Escherichia coli sollte laut Leitlinie in der Regel auf Anti­biotika verzichtet werden. Selbst bei EHEC-Bakterien sei nicht sicher, dass Antibiotika den Krankheitsverlauf günstig beeinflussen, so Professor Dr. Ansgar Lohse vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der gemeinsam mit Stallmach die Leitlinie koordinierte. Indiziert sind Antibiotika dagegen bei Shigellen, da häufig schwere Erkrankungsverläufe auftreten. »Allerdings sind Shigellen oft gegen Antibiotika resistent, sodass eine Resistenztestung erfolgen sollte«, empfiehlt Lohse. Auch bei Salmonellen und in Ausnahmefällen bei Reisedurchfällen könne eine Antibiose sinnvoll sein, insbesondere bei Bakteriämie.

 

»Durchfallerkrankungen sind keineswegs immer harmlos, gerade für Ältere oder immungeschwächte Patienten«, betont Lohse. Patienten mit blutigen Durchfällen, schwerem Krankheitsbild, Fieber höher als 38,5 °C oder starkem Flüssigkeitsmangel sollten immer einen Arzt aufsuchen.

 

In leichteren Fällen kann kurzzeitig Loperamid verabreicht werden, explizit empfohlen wird es jedoch nicht. Dabei sind die Kontraindikationen zu beachten: Bei Dysenterie (Diarrhö mit blutigem Stuhl und/oder Fieber) oder einer bakteriellen Enterocolitis durch Salmonellen, Shigellen, Campylobacter, Ent­amoeba ssp. oder Clostridium difficile darf es nicht eingenommen werden, ebenso wenig bei Darmverschluss (Ileus) oder (toxischem) Megakolon, einer massiven Erweiterung des Dickdarms. Kon­traindiziert ist Loperamid außerdem bei Durchfall während oder nach einer Antibiotikatherapie (pseudomembranöse Colitis). Grundsätzlich darf bei schwerem Krankheitsbild keine motilitätshemmende Therapie durchgeführt werden.

 

Laut Zulassung dürfen in der Selbst­medikation Patienten ab zwölf Jahre Loperamid über zwei Tage einnehmen. Besteht der Durchfall dann immer noch, ist ein Arzt aufzusuchen. Alternativ kann laut Leitlinie Racecadotril eingesetzt werden. Dieser Wirkstoff beeinflusst - im Gegensatz zu Loperamid - die Darmmotilität nicht. Racecadotril reduziert die Hypersekretion des Darms bei akutem Durchfall, vermittelt über eine Enkephalinasehemmung. Für andere Anti­diarrhoika wie pflanzliche Substanzen (Uzara-Wurzel, getrocknetes Apfelpulver), Siliciumdioxid, Tannin, Kohle oder Myrrhe liegen laut Leitlinien-Autoren keine kontrollierten Studien vor, sodass diese Mittel nicht empfohlen werden.

 

Glucose, Elektrolyte und Flüssigkeit

 

Die wichtigste Empfehlung ist weiterhin eine ausreichende Flüssigkeitssubsti­tution, am besten mit einer Glucose- basierten Elektrolytlösung wie der WHO-Trinklösung. Diese hat folgende Zusammensetzung: Glucose 13,5 g/l, Natriumchlorid 2,6 g/l, Kaliumchlorid 1,5 g/l und Natriumcitrat 2,9 g/l. Sie sollte nicht mit anderen Getränken wie Milch oder Limonade verabreicht werden und ist anderen Zubereitungen wie gesüßtem Tee in Kombination mit Salzgebäck oder mit Zucker und Salz angereicherter Fruchtsaftverdünnung vorzuziehen.

 

Als ungeeignet betrachtet die Leit­linie reine Fruchtsäfte, Leitungswasser und Limonade, da sie entweder zu viel Zucker oder zu wenige beziehungsweise im falschen Verhältnis Elektrolyte enthält. Die Rehydrierung sollte, außer in schweren Fällen, oral und nicht intravenös erfolgen. /

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