Gut ernährt trotz Krebs |
16.06.2009 15:27 Uhr |
<typohead type="3">Gut ernährt trotz Krebs
Bis zu 85 Prozent der Krebspatienten verlieren ungewollt erheblich an Gewicht. Daher ist ein Ernährungs-Screening bereits bei der Diagnose des Tumorleidens sinnvoll. Eine Intervention soll so früh wie möglich beginnen, erklärte Dr. Karin Nemec vom Donauspital in Wien im Seminar zur Ernährung von Krebspatienten.
»Die Tumorkachexie ist ein Ausnahmezustand des Stoffwechsels und nicht mit dem Hungerstoffwechsel vergleichbar.« Kennzeichnend sind deutlicher Muskel- und Fettgewebeabbau, massive hepatische Gluconeogenese und die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen und tumorinduzierten Faktoren. »Mit der Ernährung allein ist dieser katabole Zustand nicht umkehrbar«, betonte die Krankenhausapothekerin. Die Ernährungstherapie könne aber den Ernährungszustand und die Effektivität der Therapie verbessern, Nebenwirkungen mildern und die Lebensqualität erhöhen. Ob sie die Prognose verbessert, ist nicht nachgewiesen. Wichtig sei es, dass Probleme wie Schmerzen, Übelkeit und Erbrechen, Mucositis, Depression und Schlafstörungen ebenfalls behandelt werden. Kurzzeitig könnten auch Steroide wie Megestrolacetat und Medroxyprogesteron gegeben werden.
Die Fachgesellschaften empfehlen eine Standarddiät mit unveränderter bis leicht erhöhter Energiezufuhr. Der Eiweißbedarf liegt bei 1 bis 2 g/kg KG pro Tag. Oral oder enteral ernährte Patienten mit raschem Sättigungsgefühl profitieren von hoch kalorischen Nahrungsmitteln. Welche »Goodies« gibt es für Krebspatienten? Antioxidanzien haben keinen Nutzen. Bei Fischöl und Omega-3-Fettsäuren geben die Fachgesellschaften unterschiedliche Empfehlungen. Der Nutzen ist nicht eindeutig belegt, sie werden »nach heutiger Kenntnis aber auch nicht schaden«, so Nemec.
Die Ernährungstherapie soll möglichst immer oral beginnen. Man kann die Kost anreichern, zum Beispiel mit Proteinen, Kohlenhydraten oder MCT-Fetten. Ergänzend oder ausschließlich kann der Patient kalorien- und proteinreiche Trinknahrungen zuführen. Wie diese Supplemente schmecken, konnten die Teilnehmer im Seminar selbst ausprobieren. Wenn der Patient nicht mehr schlucken oder peroral nicht mehr genügend Nahrung aufnehmen kann, ist eine enterale Ernährung über eine Sonde möglich, die durch die Nase (transnasal nur kurzzeitig möglich) oder die Haut (perkutan auch langfristig) in den Magen oder ins Jejunum führt. Je nach individuellem Bedarf werden nährstoff- oder chemisch definierte Diäten gegeben.
Ist die Ernährung über den Gastrointestinaltrakt nicht (mehr) möglich, steht der parenterale Weg offen. Die Nährlösungen werden über einen peripher oder zentral venösen Katheter zugeführt. Heute gibt es industriell gefertigte Lösungen in Mehrkammerbeuteln für nahezu alle Indikationen, informierte Nemec. Nur für die Neonatologie und die Kinderintensivstation würden die Lösungen individuell angefertigt. Ein subkutaner Infusionsport ermögliche eine parenterale Ernährung auch zu Hause.
European Society for Parenteral and Enteral Nutrition
www.espenblog.com
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin
www.dgem.de/leit.htm
Österreichische Arbeitsgemeinschaft für klinische Ernährung
www.ake-nutrition.at