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Reisemedizin

Malaria-Prophylaxe für Schwangere

15.06.2010  15:37 Uhr

Von Daniela Biermann, Hamburg / Sowohl Malaria als auch einige Malariamedikamente können ungeborenen Kindern schaden. Lässt sich eine Reise in die Tropen nicht vermeiden, gilt es Risiken abzuwägen und die optimale Medikation für Mutter und Kind zu finden.

Eins vorneweg: Wer es vermeiden kann, sollte während einer Schwangerschaft nicht in Malaria-Gebiete reisen. Diesen Rat gab Privatdozentin Dr. Patricia Schlagenhauf von der Universität Zürich auf dem Nordeuropäischen Reisemedizinkongress in Hamburg. Wenn sich eine Reise nicht verschieben lässt, sollte sich die Schwangere intensiv reisemedizinisch beraten lassen.

 

Ohne Prophylaxe ist nicht nur die Gesundheit der Mutter gefährdet. Infizierte Erythrozyten akkumulieren in der Plazenta. Damit steigt das Risiko für Fehl- und Frühgeburten sowie für ein zu geringes Geburtsgewicht. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass weltweit jedes Jahr etwa 10 000 einheimische Frauen und 200 000 ihrer Kinder aufgrund einer Malaria und der damit verbundenen Anämie während der Schwangerschaft sterben.

 

»Schwangere werden doppelt so häufig von Anopheles-Mücken gestochen wie nicht schwangere Frauen«, so Schlagenhauf. Zu den wichtigsten Maßnahmen zählen daher imprägnierte Moskitonetze und die gründliche Anwendung eines Repellent. Icaridin wird allgemein für Schwangere empfohlen. Auch DEET gelte als relativ sicher für den Fetus.

 

Die Datenlage zur Chemoprophylaxe bei Schwangeren ist dagegen dürftig. »Chloroquin ist in allen Trimestern sicher«, so Schlagenhauf. Aufgrund des erhöhten Stoffwechsels könne im dritten Trimenon wie auch bei anderen Malariamedikamenten eine höhere Dosis notwendig sein. Allerdings sind die Malariaerreger in vielen Gebieten gegen Chloroquin resistent, sodass eine Prophylaxe oder -therapie nicht infrage kommt. Mefloquin (Lariam) sei eine gute Option für Schwangere. Die Mehrzahl der Studien bescheinige einen sicheren Einsatz. Eine bislang unpublizierte Studie fand unter 978 Neugeborenen eine Missbildungsrate von 4,3 Prozent. Dies entspreche der regulären Fehlbildungsrate. Ein Großteil der Mütter hatte Mefloquin sogar im empfindlichen ersten Trimenon eingenommen, obwohl die WHO das Mittel nur im zweiten und dritten Schwangerschaftsdrittel empfiehlt. Die Einnahme sei jedoch keine Indikation für einen Schwangerschaftsabbruch. »Mefloquin kann bei Reisen in Hochrisikogebiete empfohlen werden«, so Schlagenhauf.

 

Die Kombination Atovaquon und Proguanil (Malarone) werde derzeit nicht empfohlen, da kaum Daten zur Anwendung bei Schwangeren vorliegen. Kontraindiziert laut WHO und der US-amerikanischen Seuchenbehörde sind auch Primaquin und Doxycyclin. Neue Daten aus Schweden weisen jedoch darauf hin, dass Doxycylin im ersten Trimenon sicher angewendet werden kann.

 

Generell lägen oft noch zu wenig Daten für Schwangere zu Sicherheit, Wirksamkeit und Pharmakokinetik vor, konstatierte Schlagenhauf. Die Empfehlungen variierten von Land zu Land. In Regionen mit multiresistenten Erregern gebe es keine sichere Prophylaxe-Option. »Bei einer akuten Malaria darf man einer Schwangeren jedoch keine Medikamente vorenthalten«, mahnte Schlagenhauf. Im ersten Trimester sei abhängig von der Resistenzlage Chloroquin oder eine Kombination aus Chinin und Clindamycin Therapie der Wahl. Der Einsatz von Artemisinin sei zwischen der zweiten und sechsten Woche gefährlich. Ab dem zweiten Trimenon kommt es jedoch in Kombinationen zum Einsatz. Möglich sei im zweiten und dritten Trimenon auch Mefloquin oder eine Kombination aus Clindamycin plus Chloroquin oder Chinin. /

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