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Innovationsreport

Neue Medikamente oft überflüssig

04.06.2013  18:00 Uhr

Von Ev Tebroke, Berlin / Die meisten neuen Medikamente aus den Jahren 2010 und Anfang 2011 bieten keinen relevanten therapeutischen Fortschritt. Mit diesem Ergebnis ihres Innovationsreports will die Techniker Krankenkasse (TK) hervorheben, wie wichtig die Nutzenbewertung von Arzneimitteln ist.

Was ein neues Arzneimittel dem Patienten wirklich bringt, stellt sich meist erst im Versorgungsalltag heraus. Wie groß ist der therapeutische Nutzen tatsächlich im Vergleich zu bereits etablierten Therapien? Wie hoch sind die Kosten?

Wann und wie oft wird das Medikament von den Ärzten überhaupt verschrieben? Diesen Fragen widmete sich der Innovationsreport, den Wissenschaftler der Universität Bremen im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) erstellt haben und der vergangene Woche in Berlin vorgestellt wurde.

 

Neu, aber nicht besser

 

»Nicht alles was neu ist, ist auch tatsächlich besser.« Mit diesen Worten brachte TK-Chef Jens Baas das Ergebnis auf den Punkt. Lediglich einem von 23 neuen Wirkstoffen, die 2010 und Anfang 2011 auf den Markt gekommen sind, wurde demnach ein relevanter therapeutischer Fortschritt bescheinigt. Die Wirkstoffe, deren Markteinführung noch vor der Anwendung des Arz­neimittelmarkt-Neuordnungsgesetzes (AMNOG) lag, wurden von den Wissenschaftlern auf ihre Qualität und Wirtschaftlichkeit in der Versorgung untersucht. Laut Auswertung stellt lediglich das Medikament Brilique® mit dem Wirkstoff Ticagrelor einen relevanten therapeutischen Fortschritt dar. Diesem Wirkstoff, der 2011 als erster eine frühe Nutzenbewertung durchlief, wurde auch im Rahmen des AMNOG-Verfahrens ein beträchtlicher Zusatznutzen attestiert.

 

Die Studie soll aber nicht nur helfen, wirkliche Innovationen in der Arzneimitteltherapie von Scheininnovationen zu unterscheiden. Auch die Kosten von neu zugelassenen Medikamenten wurden untersucht und mit denen bereits etablierter Therapien verglichen. Laut Studienleiter Professor Gerd Glaeske waren drei von vier Medikamenten teurer als die bereits auf dem Markt befindlichen Präparate. »Und das, obwohl in den allermeisten Fällen überhaupt kein zusätzlicher Nutzen für die Patienten nachgewiesen werden konnte.« Hier schütze die AMNOG-Nutzenbewertung folglich effektiv vor Mondpreisen.

 

Nach Ansicht der Studienautoren belegen die Ergebnisse die Notwendigkeit und Effizienz der Nutzenbewertung von neuen und bereits am Markt befindlichen Medikamenten. Sie sei ein »notwendiges Instrument, um echte therapeutische Innovationen zu fördern«. Diese würden nach wie vor belohnt. So erwirtschafte beispielsweise das Medikament Brilique auch entsprechend gute Umsätze. »Wird ein Arzneimittel durch das AMNOG geadelt, dann zahlt es sich für die Pharmaunternehmen auch aus«, so Glaeske.

 

Innovationen bedeuteten aber auch Risiken. So ist es laut Report bei vielen neuen Medikamenten erst nach Markteinführung im Versorgungsalltag zu Negativmeldungen oder Sicherheitshinweisen gekommen. Als Beispiel nannte Glaeske Rote-Hand-Briefe für Denosumab und Dronedaron. Dieser Umstand mache deutlich, dass auch eine erneute zweite Bewertung von Medikamenten nach der Frühbewertung sinnvoll sei.

 

»Mit der Studie liegt erstmals eine strukturierte Übersicht vor, welche innovativen Medikamente überhaupt dazu beitragen, die Qualität der medizinischen Versorgung im Bereich der Arzneimitteltherapie zu verbessern«, sagte Baas. Darüber hinaus gibt sie Aufschluss über das Verordnungsverhalten der Ärzte.

 

Regionale Unterschiede

 

Demnach gehen Mediziner hierzulande regional sehr unterschiedlich mit Innovationen um: In den neuen Bundesländern und im Saarland werden häufiger neue Arzneimittel verschrieben. Im übrigen Bundesgebiet wird dagegen eher auf Bewährtes gesetzt.

 

Auch wurde laut Report deutlich, dass neue Medikamente teilweise medizinisch falsch eingesetzt werden. Demnach wurde beispielsweise der Wirkstoff Ticagrelor bei jedem dritten Patienten falsch verordnet. Ärzte hätten ihn auch bei solchen Erkrankungen verschrieben, bei denen das Medikament keinen zusätzlichen Nutzen im Vergleich zu bereits verfügbaren Therapien aufweise, so das Studien­ergebnis. /

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