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Polymorphe Lichtdermatose

Sonnenallergie, die vielleicht keine ist

Datum 29.05.2012  14:59 Uhr

Von Ulrike Viegener / Als Sonnenallergie wird umgangssprachlich eine Reihe lichtbedingter Hauterkrankungen bezeichnet, von denen viele gar keine Allergien sind. Die polymorphe Lichtdermatose ist die häufigste von ihnen. Ob sie allergisch bedingt ist oder nicht, ist derzeit noch unklar.

Mit starkem Juckreiz fängt es an, dann bilden sich fleckige Erytheme, die sich klar von einer diffusen Rötung bei Sonnenbrand unterscheiden. Schließlich entstehen auf dem Erythem verschiedene – polymorphe – Effloreszenzen: Es können Papeln, Plaques, Papulovesikel oder Bullae auftreten, wobei sich die Erkrankung im Einzelfall meist monomorph präsentiert. Die Effloreszenzen stehen zunächst einzeln und können später zusammenfließen. Typisch für die polymorphe Lichtdermatose ist der verzögerte Symptombeginn: Die Hautreaktionen stellen sich erst einige Stunden bis Tage nach Sonnenexposition ein.

Gipfel im Frühsommer

 

Besonders heftig ist die Reaktion, wenn die Haut nach längerer Abstinenz intensiver Sonnenstrahlung ausgesetzt wird. In vielen Fällen führt die wiederholte Sonnenexposition zu einem Gewöhnungseffekt mit abnehmender Symptomatik. Deshalb liegt der Häufigkeitsgipfel der polymorphen Lichtdermatose im Frühjahr beziehungsweise Frühsommer und nicht etwa im Hochsommer. Der Gewöhnungseffekt hält nur eine Sonnenperiode an. Über die Jahre hinweg verläuft die polymorphe Lichtdermatose meist chronisch rezidivierend.

 

Die Effloreszenzen treten in der Regel nur an sonnenexponierten Haut­arealen auf, und zwar mit absteigender Häufigkeit am Hals beziehungsweise Dekolleté, an den Streckseiten der Arme und den Handrücken, an den Beinen und im Gesicht. Bei Kindern allerdings scheint das Gesicht die häufigste Lokalisation zu sein.

Neuer Leitfaden zum Sonnenschutz

PZ / Sonnenbedingte Hautschäden nehmen nach wie vor zu. Dem pharmazeutischen Personal kommt bei der Information der Bevölkerung eine wichtige Rolle zu; Verbraucher erwarten neben der Hilfe bei der Auswahl eines für ihren Hauttyp geeigneten Produktes eine fachkundige und individuelle Beratung. Das Grundlagenwissen sowie neue Erkenntnisse, zum Beispiel über die Wechselwirkungen von Sonnenlicht mit Arzneistoffen und Kosmetikprodukten, vermittelt der neue Leitfaden »Sonnenschutz« von Dr. Gerd Kindl und Dr. Stephan Ruppert, der in der Reihe Offizin und Praxis im Govi Verlag erschienen ist. ISBN 978-3-7741-1192-9, 29,90 Euro.

Die polymorphe Lichtdermatose macht rund 90 Prozent aller Photodermatosen aus. Angaben zur Prävalenz schwanken zwischen 10 und 20 Prozent. Betroffen sind vor allem jüngere Erwachsene sowie Kinder, wobei Frauen öfter als Männer erkranken. Die polymorphe Lichtdermatose kann bei jedem der vier Haut-Lichttypen vorkommen.

 

Typisch: verzögerter Symptombeginn

 

Die genaue Ätiopathogenese ist nicht geklärt. Fest steht nur, dass die elektromagnetische Sonnenstrahlung der Auslöser ist. In 75 Prozent der Fälle ist die UVA-Strahlung verantwortlich. 10 Prozent der Patienten reagieren allein auf UVB, und 15 Prozent sind durch UVA und UVB zu provozieren. Das verzögerte Auftreten nach Sonnenexposition und der histopathologische Befund lassen an eine allergische Reaktion denken. Ein Allergen, das sich im Körper durch Sonneneinwirkung bildet, konnte aber bislang nicht identifiziert werden. Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass die UVB-induzierte Immunsuppression in der Haut abgeschwächt ist und in der Folge natürliche Photoprodukte eine Allergie auslösen könnten.

 

Nach einer anderen favorisierten Hypothese spielt oxidativer Stress eine wichtige Rolle. Durch UVA-Strahlung bilden sich in der Haut aggressive freie Radikale. Experimentell konnte gezeigt werden, dass speziell hochreaktiver Singulett-Sauerstoff entsteht, der die Expression des ICAM-1-Gens induzieren kann. ICAM-1 (Intercellular Adhesion Molecule 1) ist ein Protein mit einer Immunglobulin-artigen Domäne, das auf Immunzellen zu finden ist, aber auch frei zirkulieren kann und bei Entzündungsreaktionen bedeutsam ist.

Die polymorphe Lichtdermatose bildet sich bei Sonnenkarenz spontan innerhalb weniger Tage ohne bleibende Schäden zurück. Die wirksamste prophylaktische Maßnahme ist Sonnenkarenz beziehungsweise der Schutz der Haut mit entsprechender Kleidung. Wenn eine Sonnenexposition – etwa im Urlaub – gewünscht ist, müssen konsequent Sonnenschutzmittel speziell mit starkem UVA-Filter plus UVB-Filter angewendet werden.

 

Einen Zusatzeffekt können eventuell topische Antioxidanzien wie beispielsweise Vitamin E bringen, die heute in den meisten Sonnenschutzmitteln enthalten sind. Die systemische Gabe von Antioxidanzien hat in Studien jedoch nicht überzeugt. Die aktuellen Leitlinien der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft bewerten trotzdem einen Versuch mit β-Carotin als Option. Vorsicht ist allerdings bei Rauchern geboten, da β-Carotin-Tagesdosen ab 20 mg das Lungenkrebsrisiko erhöhen.

 

Eine prophylaktische Therapie für schwere Fälle ist die Phototherapie, die den Gewöhnungseffekt bei polymorpher Lichtdermatose nutzt. Dabei wird die Haut vor der Sonnensaison definierten UV-Dosen ausgesetzt. Bei der Photochemotherapie (PUVA) erfolgt nach Behandlung mit einer lichtsensibilisierenden Substanz eine Bestrahlung mit UVA-Licht. Die Indikation ist allerdings bei dieser gutartigen Hauterkrankung aufgrund möglicher Risiken sehr kritisch zu stellen.

 

Eine Sonderform der polymorphen Lichtdermatose ist die Mallorca-Akne. Hierbei kommt es nach Sonnenexposition zu akneformen Effloreszenzen, also zu Entzündungen der Talgdrüsenfollikel. Im Fall der Mallorca-Akne ist das auslösende Agens identifiziert: Aus Fettbestandteilen von Sonnenschutzmitteln beziehungsweise den körpereignen Talgfetten bilden sich durch UVA-Bestrahlung toxische Substanzen, die zu der Entzündung der Follikel führen. Gefährdet sind vor allem jüngere Frauen mit fettiger, zu Akne neigender Haut. / 

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