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EHEC-Epidemie

Erreger identifiziert, Quelle unbekannt

30.05.2011  17:20 Uhr

Von Annette Mende und Daniela Biermann / Wissenschaftler haben den genauen Erregertyp der aktuellen Durchfallepidemie identifiziert, die Infektionsquelle jedoch noch nicht. Zu Wochenbeginn gab es mehr als 1200 Verdachtsfälle von Infektionen mit enterohämorrhagischen Escherichia-coli-Bakterien (EHEC). Viele Patienten befinden sich noch in Lebensgefahr.

Forscher der Uniklinik Münster identifizierten vergangene Woche den EHEC-Typ des Stammes, der für die aktuelle Durchfall-Epidemie in Deutschland verantwortlich ist. »Es handelt sich um einen Vertreter des Typs HUSEC 41 des Sequenztyps ST678«, erklärte Professor Dr. Helge Karch, Direktor des Konsiliarlabors für das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Eine andere Bezeichnung lautet EHEC O104:H4. Derzeit läuft in Münster laut »Spiegel« die Sequenzierung des Erregers. Die Wissenschaftler wollen herausfinden, wie sich die EHEC-Variante genetisch von bisherigen Epidemie-Auslösern unterscheidet. Dies könnte Hinweise darauf geben, wieso derzeit vor allem erwachsene Frauen betroffen sind und wieso es im Vergleich zu vorherigen EHEC-Epidemien zu einem relativ hohen Anteil schwerer Verlaufsformen kommt. Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf spricht man von 25 bis 30 Prozent.

HUSEC 41 ist den Wissenschaftlern schon seit einigen Jahren bekannt. »Allerdings ist er bisher nicht auffällig in Erscheinung getreten«, sagte Karch. Mit diesem EHEC-Typ sei es bisher weder in Deutschland noch weltweit zu dokumentierten Ausbrüchen gekommen. Die Münsteraner EHEC-Experten wollen auch einen Schnelltest zum Nachweis des Erregers entwickeln. Der Test, der schon bald zur Verfügung stehen könnte, soll auch helfen, die Quelle des Erregers zu ermitteln.

 

Die Behörden hielten weiter an ihrer Empfehlung fest, in Norddeutschland auf den Verzehr von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalat zu verzichten. Bis Montagmittag hatten Epidemiologen und Gesundheitsbehörden nur vier belastete Gurken gefunden, zum Teil aus biologischem Anbau. Drei Gurken sollen aus Südspanien stammen. Ob die Verkeimung dort geschah oder erst beim Transport, ist unklar.

 

Montagmittag meldete Hamburgs Gesundheitsbehörde nur noch einen relativ schwachen Anstieg neuer EHEC-Infektionen auf 488 inklusive Verdachtsfälle, von denen sich 94 in stationärer Behandlung befinden. Nordrhein-Westfalen dagegen meldete über das Wochenende einen relativ starken Anstieg auf mittlerweile 85 EHEC-Fälle, darunter 26 HUS-Patienten. Allerdings verzeichnet NRW weitere 39 HUS-Fälle, bei denen ein EHEC-Nachweis noch aussteht. Bundesweit meldete das Robert-Koch-Institut bis Sonntagmittag 329 HUS-Fälle inklusive drei Todesfällen. Die Zahl der an EHEC Verstorbenen dürfte jedoch nach Medienberichten mittlerweile über zehn liegen. Mehr als 1000 Menschen waren infiziert.

 

Neben eventuell bleibenden Nierenschäden sehen sich Ärzte mit ungewöhnlich vielen neurologischen Nebenwirkungen konfrontiert. Bei den schwer erkrankten Patienten gebe es »zunehmend mehr neurologische Ausfälle«, erklärte der Neurologe Professor Dr. Christian Gerloff vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. »Es sind von den 58 Patienten, die momentan bei uns stationär sind, mehr als die Hälfte. Und das Bild ist sehr bunt.« So gebe es Unruhezustände, aber auch Sprachstörungen oder Zuckungen bis hin zu epileptischen Anfällen. Auch kleine Schlaganfälle traten auf. Die Patienten werden symptomatisch behandelt. An den Universitätskliniken erhalten sie experimentell den Antikörper Eculizumab, der Nieren- und damit Folgeschäden verhindern soll (lesen Sie dazu EHEC-Epidemie: Antikörper hilft gegen Komplikationen). /

 

Mehr Informationen zu EHEC und Eculizumab finden Sie in der Rubrik Zum Thema.

 

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