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Arzneistoffforschung

Therapiekonzepte auf der Zielgeraden

Datum 27.05.2008  16:42 Uhr

Pharmacon Meran 2008

<typohead type="3">Arzneistoffforschung: Therapiekonzepte auf der Zielgeraden

Einige interessante und dringend benötigte Arzneimittel befinden sich derzeit in der Pipeline. Über Substanzen, die in Kürze die Marktreife erreichen könnten, referierte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

 

Einen ungewöhnlichen Wirkstoff stellt Laropiprant (Cordaptiv®) dar. Er richtet sich nicht gegen eine Erkrankung, sondern gegen die Nebenwirkung eines anderen Medikaments. Er soll zusammen mit Nicotinsäure eingesetzt werden und die therapielimitierende Flush-Symptomatik mildern. Nicotinsäure verbessert das Lipidprofil, führt aber auch über die Bildung von Prostaglandinen zu einer Erweiterung der Hautgefäße (Flush-Symptomatik). In einer ganzen Reihe von Studien traten durch die Gabe von Laropiprant diese Nebenwirkungen seltener auf, sagte Schubert-Zsilavecz. »Dies ist ein innovatives Therapieprinzip, das die Compliance verbessert und hilft, die Therapieziele zu erreichen.«

 

Nicht mehr in der Pipeline, sondern bereits seit kurzem zugelassen ist ein Wirkstoff, der in die Gerinnungskaskade eingreift. Dabigatran-Etexilat (Pradaxa®) ist ein Prodrug, das zu dem eigentlichen Wirkstoff Dabigatran gespalten wird. Dieser hemmt Thrombin direkt, reversibel und kompetitiv, wodurch er die Fibrinvernetzung verhindert. In zwei Studien war der Wirkstoff der Standardtherapie zur Prophylaxe von Thrombosen ebenbürtig. Der erste Vertreter der Stoffklasse, Ximelagatran, war nach der Zulassung wegen Lebertoxizität vom Markt genommen worden. Auf Leberschäden müsse daher auch bei Dabigatran verstärkt geachtet werden, sagte Schubert-Zsilavecz. »Das Präparat sollte langsam und vorsichtig in den Markt eingeführt und die Patienten streng überwacht werden.«

 

Ebenfalls in die Gerinnungskaskade, aber an einem anderen Target greift Rivaroxaban (Xarelto®) ein. Der ebenfalls oral zu applizierende Wirkstoff hemmt den Gerinnungsfaktor Xa und ist in Studien der Standardtherapie überlegen, berichtete der Referent. In der Record-3-Studie traten nach Kniegelenkersatzoperationen unter Rivaroxaban nur halb so viele tiefe Beinvenenthrombosen, Lungenembolien und Todesfälle auf wie unter der Standardtherapie mit Enoxaparin (9,6 versus 18,9 Prozent).

 

Ein orales Antidiabetikum mit einem ganz neuen Wirkprinzip befindet sich in Phase III der klinischen Entwicklung. Die Substanz Dapagliflozin hemmt das Transportprotein SGLT2 (Natrium-Glucose-Transportprotein-2) und verhindert somit in der Niere die Rückresorption von Glucose aus dem Primärharn. Dadurch wird der Zucker vermehrt ausgeschieden, berichtete Schubert-Zsilavecz. Die Einnahme von 100 mg Dapagliflozin täglich senkt den Nüchternglucosespiegel um 29 Prozent. Derzeit laufe eine Phase-III-Studie mit dem SGLT2-Inhibitor. Die Ergebnisse der Phase-I- und Phase-II-Studien seien aber bislang nicht publiziert, sondern nur auf Kongressen vorgestellt worden, sagte Schubert-Zsilavecz. Ernsthafte Nebenwirkungen seien bisher nicht beobachtet worden. Das neue Wirkprinzip funktioniere nur bei uneingeschränkter Nierenfunktion. Bei manifesten Nierenschäden, wie sie als Spätfolge des Diabetes auftreten können, sei die Wirkung herabgesetzt oder die Substanz sogar kontraindiziert.

 

Eine weitere Substanz, die sich in der Pipeline befindet, ist Safinamid. Sie ist als Add-on-Therapeutikum für frühe Stadien von Morbus Parkinson gedacht, erklärte Schubert-Zsilavecz. Safinamid greife gleich mehrere Targets an: Zum einen hemmt es den Dopaminabbau durch Inhibition der MAO-B, zum anderen hemmt es die Dopaminwiederaufnahme in die Nervenzelle. Zudem verringert es die Freisetzung von Glutamat und stellt somit das Gleichgewicht der Neurotransmitter wieder her. Ob die Substanz Marktreife erlangen wird, sei noch nicht abzuschätzen, man müsse erst die Ergebnisse der Phase-III-Studie abwarten, sagte der Referent.

 

Bereits zugelassen von der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA sei Tocilizumab für die Behandlung der rheumatoiden Arthritis. Der humanisierte monoklonale Antikörper richtet sich gegen den Interleukin-6-Rezeptor. Er unterdrückt somit die Wirkung von IL-6, das eine wichtige Rolle im Entzündungsprozess spielt. In insgesamt fünf Phase-III-Studien habe Tocilizumab sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Metothrexat die Symptomatik deutlich verbessert. Vor wenigen Tagen hat die europäische Zulassungsbehörde EMEA auch eine entsprechende Empfehlung zur Zulassung ausgesprochen.

 

Ein bekannter Wirkstoff, aber in neuer Form soll demnächst in die Apotheke kommen: Der Lipase-Inhibitor Orlistat soll in niedriger Dosierung (3 mal 60 mg statt 3 mal 120 mg) als OTC-Präparat zur Verfügung stehen. »Dies ist eine wichtige Chance für die Apotheker, sich des Themas Adipositas anzunehmen und die Prävention von Folgeerkrankungen zu unterstützen.«

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