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Ophthalmika

Raffinierte Technologien am Auge

Datum 27.05.2008  16:42 Uhr

Pharmacon Meran 2008

<typohead type="3">Ophthalmika: Raffinierte Technologien am Auge

Die lokale Therapie von Augenerkrankungen erscheint aus galenischer Sicht auf den ersten Blick wenig spannend. Weit gefehlt. Implantate und Retardinjektabilia zur Therapie des hinteren Augenabschnitts sind galenische Sprunginnovationen, während Formulierungen zur Behandlung von Erkrankungen des vorderen Abschnitts eher Schrittinnovationen darstellen.

 

95 Prozent der Ophthalmika dienen der Lokaltherapie. Davon sind 70 Prozent wässrige Augentropfen, 16 Prozent Gele und 6 Prozent Salben. Obwohl das Auge leicht zugänglich ist, ist die Therapie oft suboptimal. »Die Reinigungsfunktion des Organs ist der natürliche Feind der Lokaltherapie am Auge«, erläuterte Professor Dr. Rolf Daniels von der Uni Tübingen. Die Tränendrüsen produzieren pro Minute etwa 1 ml Tränen; der Tränenfilm umfasst etwa 7 ml. Maximal 50 ml werden pro Minute über die Tränenkanälchen in den Tränensack und von dort zum unteren Nasengang abgeleitet.

 

Ein kleiner Medikamententropfen entspricht etwa 25 ml. Beim Eintropfen steigt die Wirkstoffkonzentration am Auge schlagartig auf fast 100 Prozent der Arzneilösung. Innerhalb von einer bis zwei Minuten sinkt sie durch den Auswascheffekt bereits auf ein Fünftel ab. »Spätestens nach 20 Minuten ist alles abtransportiert«, erklärte Daniels. Je höher das eingetropfte Volumen, umso mehr wird ausgewaschen. Dies erhöht die Gefahr von Nebenwirkungen durch den resorbierten Anteil, der ohne First-pass-Effekt in den Blutkreislauf gelangt.

 

Tipps für den Patienten: Immer nur einen Tropfen eingeben und nach der Applikation nicht blinzeln. Am besten Augen schließen und für etwa eine Minute den Tränenkanal komprimieren, indem man mit den Fingern rechts und links der Nasenwurzel drückt. Dies verlängert die Verweildauer am Auge und erhöht damit das Zeitfenster für die lokale Resorption.

 

Zahlreiche galenische Strategien sollen die Verweilzeit am Auge erhöhen. Wichtigste Maßnahme ist eine gute lokale Verträglichkeit, um eine forcierte Drainage zu verhindern. Ölige Arzneiformen haften zwar gut, sind aber wenig patientenfreundlich; sie werden vorwiegend zur Nacht oder im Krankenhaus eingesetzt. Viskositätserhöhende Zusätze wie Polyvinylalkohol oder -pyrrolidon sowie Cellulosederivate (Hypromellose, Carmellose und Hyetellose) erhöhen die Verweilzeit nur wenig, vermindern aber Reizungen. Leicht zu handhaben sind Systeme, deren Viskosität erst in situ steigt. So wandeln sich Poloxamergele durch die Temperaturänderung vom Sol zum Gel; pH-abhängig gelieren Guar-Borax-Komplexe am Auge, erklärte Daniels.

 

Besonders günstig sind hochmolekulare mukoadhäsive Zusätze wie Hyaluronsäure und Carbomer. Mit einem Timolol-Carbomer-Augengel erzielt der Patient in vivo vergleichbare Wirkstoffkonzentrationen wie mit einer fünffach höher dosierten Arzneiform ohne den Hilfsstoff. Auch Micro- und Nanopartikel, Liposomen und Inserte haben eine längere Verweilzeit. Trotz ausgefeilter Galenik könne man die Verfügbarkeit von Wirkstoffen nur etwa verdoppeln, sagte der Technologe. »Das bedeutet keine große Überlegenheit.« Technisch raffiniert und vielversprechend seien wirkstoffbeladene Punctum plugs (»Stöpsel« für die Tränenkanäle) und Kontaktlinsen mit langsamer kontrollierter Wirkstofffreigabe.

 

Nur 3 bis 5 Prozent der aufgebrachten Wirkstoffmenge gelangen in den vorderen Augenabschnitt. Technisch noch viel aufwendiger ist der Weg in den hinteren Abschnitt. Die Behandlung erfolgt systemisch oder durch Injektion. Paradebeispiel ist das Einspritzen von Arzneistoffen in den Glaskörper im Auge (intravitreal) bei Patienten mit altersgedingter Makuladegeneration.

 

Eine andere Strategie nutzt die relativ hohe Toleranz der Sklera (Lederhaut des Auges). Daniels stellte das intrasklerale Implantat MedidurTM zur Behandlung des diabetischen Makulaödems vor. Das 3 mm lange System setzt bis zu 36 Monate lang kontrolliert 0,6 mg Fluocinolonacetonid pro Tag frei und befindet sich in Phase III der klinischen Prüfung. Den gleichen Wirkstoff enthielt Retisert®, das operativ eingebracht werden muss; der Hersteller hat den Zulassungsantrag jedoch wieder zurückgezogen. Das Implantat Vitrasert® mit Ganciclovir zur Behandlung der HIV-assoziierten CMV-Retinitis wurde 2000 in der EU zugelassen, aber schon bald wieder vom Markt genommen. Nachteil aller Systeme: Sie müssen bei Laufzeitende explantiert werden, da die Polymere nicht bioabbaubar sind.

 

Als »intravitreale Plattformtechnologie« stellte der Technologe I-vation® vor. Das kleine schraubenförmige System wird ins Auge eingesetzt und gibt seinen Wirkstoff, zum Beispiel Triamcinolonacetonid, über längere Zeit kontrolliert ab. Trotz aller Kniffe: Die intravitreale Injektion ist derzeit noch die effizienteste Art, einen Arzneistoff in den hinteren Augenabschnitt zu bringen.

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