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Glaukom

Augendruck individuell einstellen

Datum 27.05.2008  16:42 Uhr

Pharmacon Meran 2008

<typohead type="3">Glaukom: Augendruck individuell einstellen

Menschen haben einen individuell unterschiedlichen optimalen Augeninnendruck (IOD). Normal sind Werte zwischen 10 bis 20 mmHg, doch für einige ist dies zu viel. Sie können ein Normaldruckglaukom entwickeln. Daher werden Glaukompatienten heute auf einen individuellen Ziel-IOD eingestellt.

 

Als Glaukom beschreiben Augenärzte eine Gruppe von Erkrankungen, die durch einen progredienten Sehnervenschaden und Sehverlust gekennzeichnet sind. Meist kommt ein erhöhter IOD hinzu, doch etwa 15 bis 20 Prozent der Glaukompatienten in Deutschland haben ein Normaldruckglaukom. Trotz einem Wert von 15 bis 20 mmHg wird der Sehnerv geschädigt. »Hier ist der vermeintlich normale Druck individuell zu hoch«, erklärte Professor Dr. Norbert Pfeiffer von der Uni-Augenklinik Mainz. Andererseits gibt es Menschen mit erhöhtem IOD ohne Glaukom (okuläre Hypertension). Daher müsse der Augenarzt zur Diagnose neben der Druckmessung (Tonometrie) immer auch den Sehnerven prüfen (Fundusuntersuchung). Hinzu kommt ein Test des Gesichtsfelds.

 

»Das Glaukom ist tückisch«, warnte der Augenarzt. »Es verursacht keine Schmerzen oder Beschwerden, die Sehschärfe ist lange normal und es gibt keine sichtbaren Zeichen.« Besonders gefährlich: Das Gehirn »denkt sich« den Teil des Gesichtsfelds hinzu, den das Auge nicht mehr sieht. Das funktioniert so gut, dass viele Menschen selbst drastische Gesichtsfeldeinschränkungen lange nicht bemerken. Etwa die Hälfte der Patienten sei nicht diagnostiziert.

 

In Europa leiden 95 Prozent der Betroffenen am Offenwinkelglaukom. Hier ist der Abfluss des Kammerwassers aus dem Augapfel über das Trabekel-Maschenwerk gestört. Nur bei 1 bis 2 Prozent staut sich das Kammerwasser wegen einer Verlegung des Kammerwinkels (Engwinkelglaukom). Laut Pfeiffer haben 2 Prozent der Bürger über 40 Jahre ein manifestes Glaukom; die Prävalenz steigt mit dem Alter deutlich an. Langfristig erblindet jeder siebte Betroffene. Jedoch sind das Krankheitsbild und seine Gefahren in der Bevölkerung kaum bekannt.

 

Das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, versechsfacht sich, wenn ein Angehöriger ersten Grades daran leidet. Kurzsichtigkeit, niedriger Blutdruck, Herzerkrankungen und dünne Hornhaut sind weitere Risikofaktoren. Corticoid-Augentropfen können selbst bei kurzzeitiger Anwendung den IOD erhöhen, da Cortison die Produktion von Glycosaminoglykanen fördert, die das Trabekelwerk »verkleben«. Ein Drittel der Bevölkerung sei genetisch prädisponiert.

 

Oberstes Therapieziel ist es, Lebensqualität und Sehvermögen des Patienten zu bewahren. Um den Sehnerven vor der Degeneration zu schützen, muss der IOD gesenkt werden. Galt früher ein Ziel-IOD von etwa 22 mmHg, so wird der Druck heute bis auf 10 bis 12 mmHg gesenkt. Dies entspricht den Werten im kindlichen und jugendlichen Organ. Beim Normaldruckglaukom soll der IOD um 30 bis 40 Prozent reduziert werden. Pfeiffer: »Glaukompatienten müssen behandelt werden, bei Menschen mit okulärer Hypertension ist dies nicht zwingend erforderlich.«

 

Moderne Arzneistoffe ermöglichen die drastische IOD-Senkung. Grundsätzlich gibt es zwei Ansätze für die Therapie: die Produktion des Kammerwassers zu drosseln oder den Abfluss zu steigern. In diesem Sinne wirken die Arzneistoffe der verfügbaren Klassen. Parasympathomimetika wie Pilocarpin, Adrenergika wie Dipivefrin und α2-Agonisten wie Clonidin spielen nur noch eine untergeordnete Rolle. Dagegen gehören β-Blocker wie Timolol zu den wichtigsten Antiglaukomatosa. Sie reduzieren die Kammerwasserproduktion deutlich, aber nur tagsüber. Sie haben kaum lokale Nebenwirkungen, können aber Asthma, AV-Block sowie Blutdrucksenkung auslösen. Eine eher begrenzte Wirkung bescheinigte Pfeiffer den lokalen Carboanhydrase-Hemmstoffen wie Dorzolamid und Brinzolamid, die die Kammerwasserproduktion jedoch auch nachts hemmen.

 

Am meisten verordnet werden heute Prostaglandine wie Latano- und Travoprost sowie das Prostamid Bimatoprost. Neu ist Tafluprost, das aber keinen wesentlichen Vorteil bringe. »Die Prostaglandine haben die Behandlung des Glaukoms revolutioniert«, sagte der Arzt. Von allen lokalen Antiglaukomatosa in der Monotherapie senken sie den Augeninnendruck am stärksten, nämlich um 30 bis 40 Prozent vom Ausgangswert. Bei einmal täglicher Anwendung verbessern sie den trabekulären und den uveoskleralen Abfluss des Kammerwassers und senken den IOD auch nachts. Problematisch sind die irreversible Irispigmentierung, Rötung des Auges und vermehrtes Wimpernwachstum. 

 

»Die effektive Drucksenkung kann die Progression des Glaukoms aufhalten. Dies gilt bei sehr hohen Ausgangswerten, aber auch beim Normaldruckglaukom.« Zunehmend würden die Ärzte topische Kombiarzneimittel verordnen, um die individuell beste IOD-Einstellung zu erreichen. Doch das größte Problem ist die Compliance der Patienten, beklagte Pfeiffer. »Wir haben viele gute Arzneimittel, aber sie müssen das Auge des Patienten auch erreichen.« Hier sei die Mithilfe des Apothekers unbedingt nötig.

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