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Berlin-Chemie

Schreckgespenst China

11.05.2010  14:46 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Kosten-Nutzen-Bewertungen, festgesetzte Preise, Rabattverträge: Die Gesundheitspolitik in Deutschland gefällt dem Chef der Berlin-Chemie, Dr. Reinhard Uppenkamp, gar nicht. Sie spiele letztlich China in die Hände. Wegen seiner günstigen Rohstoffe und Forschungen besitze das Land ein enormes Erpressungspotenzial, warnt er.

Die politische Farbe eines Bundesgesundheitsministers lässt nicht unbedingt auf seine Entscheidungen schließen, davon ist Dr. Reinhard Uppenkamp mehr denn je überzeugt. Letzte Zweifel des Vorstandsvorsitzenden der Berlin-Chemie AG hat der aktuelle Amtsinhaber Philipp Rösler (FPD) mit seinem angekündigten Pharma-Sparpaket getilgt. Das macht Schluss damit, dass neue Arzneimittel sofort nach ihrer Zulassung auf den Markt kommen können. In Zukunft sollen Hersteller eine Kosten-Nutzen-Bewertung liefern und mit den Kassen über den Preis für ein neues Medikament verhandeln.

 

Schwarz-gelbe »Marktsperre«

 

Keiner habe erwartet, dass ausgerechnet eine schwarz-gelbe Regierung eine Marktsperre aufbaut, sagte Uppenkamp bei einem Vortrag in Berlin. Der wuchtige Titel: »Quo vadis Germania?« Uppenkamp erläuterte darin Studierenden der Technischen Universität Berlin und anderen Interessierten, welche Herausforderungen Deutschland zu meistern hat.

 

Die geplante Kosten-Nutzen-Bewertung für neue Arzneimittel kehre die Beweislast um, berichtete Uppenkamp. »Der Hersteller muss in drei Monaten ein Dossier über Kosten und Nutzen erstellen. Das heißt, er muss parallel Studien dazu machen.« Lässt sich kein Zusatznutzen nachweisen, kann der Hersteller keinen Preis mit den Krankenkassen aushandeln, sondern erhält einen Festbetrag. Letzteres wird in den nächsten fünf Jahren die Regel sein, da sich die Pharmaindustrie erst umstellen müsse, glaubt Uppenkamp.

 

Er sieht die Kosten-Nutzen-Bewertung als »eine Blockade für Deutschland«. Zum Glück für die Pharmaindustrie gebe es noch andere Märkte. Wer seinen Preis für ein Arzneimittel in einem Land nicht erzielen könne, liefere eben nicht dort hin. »Das gibt es heute schon.«

 

Es koste rund zehn Jahre Entwicklungszeit und mindestens eine Milliarde Euro, bis ein neues Produkt auf dem Markt sei. »Mittelständische Unternehmen wie wir haben maximal drei neue Produkte in der Entwicklung. Für 20 bis 30 Produkte fehlt uns das Kapital.« Zu Pharmafirmen gibt es nach Uppenkamps Ansicht aber keine Alternative; neue Medikamente kämen nicht aus den Universitäten. »Mediziner brauchen länger für die Entwicklung und sie machen den Fehler, ihre Ergebnisse zu publizieren. Dann lässt sich kein Patent mehr anmelden.«

 

Patentschutz – eine wichtige Einrichtung für forschende Pharmahersteller. Schon das Molekül melden Firmen zum Patent an. Ab diesem Zeitpunkt währt der Schutz vor Nachahmung 15 bis 20 Jahre lang – die Entwicklungszeit von zehn Jahren geht davon ab. Uppenkamp: »Wenn das Patent ausläuft, verlieren Sie über Nacht den Umsatz.«

 

Er beklagte, dass Rabattverträge den Generikamarkt kaputt gemacht hätten, weil sie zur Konzentration auf einige wenige große Konzerne führten. Noch schlimmer sei aber eine andere Entwicklung: Damit Hersteller den Kassen hohe Rabatte einräumen könnten, müssten sie Rohstoffe günstig einkaufen.

 

Diktiert China bald die Preise?

 

Schon heute kämen Rohstoffe für Arzneimittel nur noch aus China, sagte Uppenkamp und prognostizierte Erschreckendes: Da es insgesamt nur eine begrenzte Menge an Rohstoffen gebe, könne China irgendwann die Preise diktieren. Eine weitere Abhängigkeit von China sieht Uppenkamp darin, dass bloß noch dort Antibiotika-Forschung stattfinde. Auch das biete Potenzial für Erpressungen. Als Lösung schlug der Berlin-Chemie-Chef vor, einen nationalen Hersteller zur Absicherung, etwa bei Impfstoffen, zu installieren.

 

Die Ausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) lassen sich nach Ansicht von Uppenkamp in Zukunft nicht drosseln. Deshalb plädierte er in Berlin für eine »Basiskrankenkasse« und komplementäre Zusatzversicherungen.

 

Dabei dürften Arbeitgeber nicht aus der Parität entlassen werden, wie manche es fordern, um die Lohnnebenkosten zu senken. Sie sollten im Gegenteil mehr zahlen, findet der Chef der Berlin-Chemie. Schließlich wollten Arbeitgeber Fachkräfte gewinnen und halten. »Ich wäre bereit, für meine Arbeitnehmer Zusatzversicherungen zu bezahlen.« /

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