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Demografie

Pflege – quo vadis?

11.05.2010  19:28 Uhr

Von Siegfried Löffler, Tutzing / Gegenwärtig sind 2,3 der knapp 82 Millionen Bundesbürger pflegebedürftig. Ihre Zahl wird weiter steigen. Die Gesellschaft steht damit vor einer großen Herausforderung.

Falls die Prognosen zutreffen sollten, wird die Bundesrepublik im Jahr 2050 nur noch 74 Millionen Einwohner haben. Die demografische Entwicklung dürfte dabei allerdings zu einer Verdoppelung der Zahl der Pflegedürftigen führen.

Nach Ansicht des Sozialverbandes VDK wird es höchste Zeit, die Pfle­ge »zukunftsfest« zu machen. Bei einem zweitägigen Forum an der Evangelischen Akademie in Tutzin­gen wurde über die demografischen Herausforderungen diskutiert.

 

Funkstille der Politik

 

VDK-Präsidentin Ulrike Mascher schloss aus der Tatsache, dass in vielen Pflegeheimen immer noch »eine Menge angelernter Kräfte, Ein-Euro-Jobber und Zivildienstleis­tende« arbeiten, dass die Pflege der alten Mitbürger gesellschaftlich immer noch nicht richtig ernst ge­nommen werde. Der bayerische VDK-Landesgeschäftsführer Al­brecht Engel beklagte die weitge­hende »Funkstille« der zuständigen Politiker zur Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, zur Finanzierung der pflegerischen Versorgung sowie zur besseren Organisation der nicht nur privat, sondern auch staatlich gewünschten vorrangigen ambulanten Pflege.

 

Steigende Scheidungsraten und Zunahme der Kinderlosigkeit hätten dazu geführt, dass »familiäre Bindungen als Garantie für Pflegebereitschaft wegbrechen«. Die Tatsache, dass knapp 30 Prozent aller über 80-Jährigen pflegebedürftig werden, erfordere deshalb im Blick auf »unsere eigene Sicherheit und die unserer Angehörigen« ein Umdenken.

 

Mascher kritisierte die Unterbezahlung des Pflegepersonals und die Überlastung der Frauen, denen es zu verdanken sei, dass drei Viertel aller Pflegebedürftigen zu Hause versorgt würden. Manche würden zwar von ambulanten Diensten unterstützt; den größten Teil ihrer Versorgung stemmten allerdings die Angehörigen. Sie seien der »größte Pflegedienst der Republik«.

 

Ein von ihnen zu Hause versorgter Demenzkranker koste die Kranken- und Pflegeversicherung pro Jahr durchschnittlich 10 000 Euro. Die Versorgung durch professionelle Anbieter ist dagegen mit 47 000 Euro deutlich teurer. Pro Demenz-Patient sparen die Kassen somit bei Pflege durch Familienangehörige 37 000 Euro pro Jahr.

 

Die Politik müsse zur Kenntnis nehmen, dass die Zeiten, in denen sich unsere Gesellschaft auf die »stille und meist weibliche Hilfe verlassen konnte, allmählich zu Ende gehen«. Nicht überall leben noch Eltern und Kinder am selben Ort oder gar im selben Haus. Für über 50-jährige Frauen, die im Berufsleben stehen, bedeute die Übernahme der häuslichen Pflege von Familienangehörigen oft eine Entscheidung gegen eine weitere Berufstätigkeit und damit gegen eine selbstständige wirtschaftliche Absicherung des eigenen Alters.

 

Ein halbherziger Versuch

 

Die VDK-Präsidentin begrüßte zwar grundsätzlich die Initiative der neuen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder zugunsten eines Rechtsanspruchs von pflegenden Familienangehörigen, zwei Jahre halbtags zu arbeiten, aber drei Viertel des Gehalts zu beziehen. Das sei aber leider nur ein »halbherziger Versuch«, weil reduzierter Lohn geringere Rentenbeitragszahlungen und damit eine Verschärfung des Altersarmutsrisikos bedeute. Mascher forderte, dass die Familienministerin möglichst bald praktikable Vorschläge zur Lösung des Pflegeproblems vorlegen solle. Sie signalisierte die Bereitschaft des VDK, »aktiv an Lösungsvorschlägen mitzuarbeiten«.

 

Bei zwei anschließenden Podiumsdiskussionen wurde deutlich, dass ein Umdenken der Bevölkerung dringend erforderlich ist, um die infolge der demografischen Entwicklung erfolgten Veränderungen in unserer Gesellschaft zu begreifen und darauf zu reagieren. / 

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