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Pragmatismus

29.04.2015  10:27 Uhr

Bis zu 1000 Euro für eine Tablette Sovaldi® (Sofosbuvir), 43 000 Euro für die 12-Wochen-Therapie eines HCV-Patienten. Und es kommt noch verrückter: Das erste in Deutschland zugelassene Gentherapeutikum Gly­bera® (Alipogentiparvovec) soll sogar 1,1 Millionen Euro kosten. Sind solche Preise unmoralisch? Aber geht es dabei um Moral?

 

Sovaldi-Hersteller Gilead hat sich an dieser Stelle zumindest eine bemerkenswerte Marge gegönnt. Geschätzten Herstellungskosten von 100 Euro pro Tablette steht seit Februar ein Erstattungspreis von knapp 500 Euro gegenüber. Da dürfte selbst Apple vor Neid erblassen. Pharmaschelte ist an dieser Stelle aber fehl am Platz. Natürlich setzen die Arzneimittelhersteller auf maximalen Gewinn, da unterscheiden sie sich nicht von Henkel, Ferrero oder Shell.

 

Der Preis von Arzneimitteln lässt sich einfacher in Euro und Cent beziffern als deren Wert. Dabei ist dies bei Sovaldi und anderen modernen HCV-Medikamenten noch recht einfach. Sie sind deutlich wirksamer als ihre Vorgänger, haben weniger Nebenwirkungen und führen bei einem größeren Prozentsatz der Patienten zur Heilung einer potenziell tödlich verlaufenden Krankheit. Bei einer Veranstaltung des House of Pharma in Frankfurt am Main ließ auch der Hepatologe Professor Stefan Zeuzem keinen Zweifel am Nutzen dieser Medikamente (lesen Sie dazu Hepatitis-Therapie: Was darf Innovation kosten?).

 

Dennoch stellt sich die Frage: Sind 40 000 Euro für eine Heilung zu viel? Sind 1,1 Milli0nen Euro auch noch tolerabel? Wer selbst betroffen ist wird anders antworten als ein Gesunder. Ein Arzt hat andere Aufgaben als ein GKV-Controller. Moralische Kategorien bringen diese Diskussion nicht weiter. Die komplexe Mischung aus Gewinnstreben, Hoffnung auf Heilung, Pharmaskepsis und Kostenminimierung lässt sich nur rational mit Pragmatismus, klaren Regeln und verbindlichen Absprachen beherrschen. Und da ist das deutsche Gesundheitssystem in den vergangenen Jahren ein gutes Stück weitergekommen. Mit der frühen Nutzenbewertung und nachfolgenden Preisverhandlungen gibt es heute Instrumente, die Preis und Marktzugang neuer Medikamente regulieren – dem AMNOG sei Dank. Dass sich die beteiligten Parteien wechselseitig über diese Regelungen beschweren, ist Beleg für deren Ausgewogenheit.

 

Daniel Rücker 

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