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Lungenhochdruck

Riociguat erweitert Therapiespektrum

29.04.2014  16:25 Uhr

Von Kerstin A. Gräfe, Dreieich / Mit Riociguat (Adempas®) ist seit April ein neuer Wirkstoff für zwei Formen von Lungenhochdruck auf dem Markt. Der Stimulator des Enzyms lösliche Guanylatcyclase (sGC) kann bei Patienten mit pulmonal-arterieller Hypertonie (PAH) und chronischer thromboembolischer pulmonaler Hypertonie (CTEPH) eingesetzt werden. Für Letztere ist Riociguat das erste und einzige zugelassene Medikament.

Die PAH ist eine Untergruppe des Lungenhochdrucks. Gekennzeichnet ist sie durch einen Umbau (remodelling) kleiner Pulmonalarterien, der zu einem Anstieg des pulmonalen Gefäßwiderstands und des Blutdrucks im Lungenkreislauf führt. Die Betroffenen leiden oft schon in Ruhe unter Atemnot, ermüden schnell, neigen zu Schwindel- und Ohnmachtsanfällen, haben Thoraxschmerzen und entwickeln aufgrund von Rechtsherzinsuffizienz periphere Ödeme.

Die Erkrankung ist bis heute nicht heilbar. »Ohne Therapie liegt die Lebenserwartung bei unter drei Jahren«, sagte Professor Dr. Marius Hoeper auf einer von Bayer unterstützten Pressekonferenz in Dreieich. Nicht die krankhafte Verengung der Lungengefäße sei hier primär das Problem, sondern die im Laufe der Erkrankung hinzukommende Proliferation der Lungengefäße und das daraus resultierende Rechtsherzversagen. Zu der hohen Letalität trage auch die häufig späte Diagnosestellung bei, konstatierte der Internist von der Medizinischen Hochschule Hannover. Immer wieder gebe es Fälle, wo die Erkrankung vorschnell als Asthma oder COPD diagnostiziert wurde.

 

Sechs-Minuten-Gehstrecke signifikant verlängert

 

Mittlerweile betrage dank zahlreicher Therapieoptionen das Dreijahres-Überleben 70 bis 80 Prozent. Dazu zählen Prostacyclin-Analoga (Epoprostenol, Iloprost, Treprostinil), Phosphodiesterase-5-Hemmer (Sildenafil und Tadalafil) und Endothelin-Rezeptor­antagonisten (Bosentan, Ambrisentan und Macitentan), die je nach Schweregrad der Erkrankung miteinander kombiniert werden. Dennoch bleibe laut Hoeper die Mehrzahl der Patienten auch unter der Behandlung symptomatisch, und es müsse weiterhin mit einer Einjahres-Sterblichkeit von bis zu 10 Prozent gerechnet werden. »Die Zulassung von Riociguat eröffnet eine Reihe neuer Kombinationsmöglichkeiten, die den Patienten ein um Jahre längeres Leben bei guter Lebensqualität ermöglichen können«, so der Mediziner. Zugelassen ist der neue Arzneistoff bei PAH als Monotherapie oder in Kombination mit einem Endothelin-Rezeptorantagonisten. In der Zulassungsstudie PATENT-1 mit 443 Patienten steigerte Riociguat bei Patienten mit therapienaiver sowie auch vorbehandelter PAH signifikant die körperliche Leistungsfähigkeit: So verbesserte sich im Vergleich zu Placebo die Sechs-Minuten-Gehstrecke um 36 Meter. Zudem verlängerte sich unter dem neuen Wirkstoff die Zeit bis zur klinischen Verschlechterung. Häufigste unerwünschte Wirkungen waren Synkopen, Verschlechterung des Lungenhochdrucks, Brustschmerzen und Rechtsherzver­sagen.

Wirkmechanismus

Riociguat wirkt über denselben Signalweg wie das körpereigene, in den Endothelzellen gebildete Stickstoffmonoxid (NO). NO entspannt die Muskulatur der Gefäßwände, senkt den Blutdruck in der Lunge und entlastet das Herz, indem es die Aktivität des Enzyms lösliche Guanylatcyclase (sGC) moduliert.

 

Riociguat ist der erste Vertreter der direkten Stimulatoren der sGC. Der neue Arzneistoff verfügt über einen dualen Wirkmechanismus: Einerseits sensibilisiert er das Enzym für das körpereigene NO, andererseits kann es die sGC direkt und NO-unabhängig stimulieren. Dies ist insofern bedeutsam, da die NO-Spiegel im Lungenkreislauf bei Patienten mit Lungenhochdruck vermindert sind.

Höhere Lebensqualität

 

Auch in der zweiten Indikation bei inoperabler oder postoperativer CTEPH überzeugte Riociguat. Bei dieser Form des Lungenhochdrucks führen fibrotisch umgebaute Blutgerinnsel in den Lungengefäßen zu einer chronischen Drucksteigerung auch in nicht unmittelbar betroffenen Lungenarterien. Bislang werden bei CTEPH-Patienten als Standardtherapie die Blutgefäße der Lunge von Gerinnseln und Narbengewebe mithilfe einer sogenannten pulmonalen Endarteriektomie befreit. »Diese Operation ist jedoch für etwa 40 Prozent aller CTEPH-Patienten ungeeignet«, informierte Professor Dr. Ardeschir Ghofrani vom Universitätsklinikum Gießen/Marburg. Für diese Patienten stelle Riociguat einen signifikanten und klinisch relevanten Therapiefortschritt dar, so der Direktor der Kerckhoff-Klinik Bad Nauheim. Die Zulassung basiert auf der Phase-III-Studie CHEST-1 mit 261 CTEPH-Patienten, für die eine Endarteriektomie nicht infrage kam oder deren Lungenhochdruck nach chirurgischer Behandlung persistierte oder rezidivierte. Unter Riociguat konnten die Patienten im Vergleich zu Placebo die Sechs-Minuten-Gehstrecke um 46 m steigern. Das Ausmaß der Atemnot gemessen am Borg Dyspnoe-Score ging zurück und die Lebensqualität der Patienten nahm laut Gesundheitsfragebogen EQ-5D zu. Häufigste Nebenwirkungen waren Rechtsherzversagen, Synkopen und Hämoptyse (Bluthusten). /

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