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Telemedizin

Reichlich Nachholbedarf

30.04.2012  18:38 Uhr

Von Werner Kurzlechner, Berlin / Mobile Health und Telemedizin sind derzeit in aller Munde. Auf einer Fachmesse in Berlin diskutierten Experten die Chancen und Risiken. Nachholbedarf gibt es in jedem Fall reichlich.

Zumindest auf Herstellerseite zählt die Bundesrepublik nach den USA und Japan zu den wichtigsten Märkten für hochtechnologische Gesundheitslösungen. Was den flächendeckenden Einsatz von Telemedizin und mobiler Technologie in der Versorgung angeht, gibt es hierzulande aber noch erheblichen Nachholbedarf. Darin waren sich die Experten vergangene Woche in Berlin auf der Fachmesse »Euro ID« für automatische Identifizierung einig.

Zwei Perspektiven prägten das Themenforum zur Zukunft der Medizin: Einerseits erläuterte Prof. Dietrich Baumgart als Kardiologe am Düsseldor­fer Preventicum, einer interdisziplinären Praxisklinik, seinen Standpunkt als für neue Entwicklungen offener Mediziner. Andererseits legte Sandra Hoyer, Senior Manager bei der Deutschen Telekom AG, dar, wie der Telekommunikationskonzern die Anwendung innovativer Mobilfunklösungen in der Medizin mitgestalten will.

 

Baumgart stellte klar, dass er keinen Wider­spruch zwischen persönlicher Betreuung und dem Einsatz von Telemedizin sieht. »Beide Systeme sollten vernetzt sein«, so der Facharzt. Er bedauerte, dass es weithin noch an den passenden Strukturen fehle und nannte das HerzNetz Köln als funktionierendes Praxisbeispiel. Mehrere Tausend Herzkranke sind dort mit Smartphones ausgerüstet, deren Display über eine spezielle Alarmtaste verfügt. Wenn sich ein Infarkt anbahnt, genügt ein kurzer Knopfdruck. Der Notfall wird zentral erfasst, schnelle Hilfe eingeleitet. Baumgart lobte an diesem Beispiel, dass sich im Großraum Köln sechs kardiologische Kliniken und 15 Arztpraxen zu einer Bündelung ihrer Kräfte zusammengetan haben.

 

Chancen in ländlichen Regionen

 

Der Kardiologe ging ausführlich auf die Chancen, aber auch die Probleme der Telemedizin ein. Sie biete etwa eine Chance zur Verbesserung der Versorgungsstruktur in ländlichen Regionen. Allerdings warnte Baumgart auch davor, diese Option zur Wegrationalisierung von Ärzten zu missbrauchen. »Ohne Arzt wird es nicht gehen«, so der Mediziner. Neben den Möglichkeiten einer präziseren Diagnostik und höherer Therapiequalität, eines verbesserten Notfall-Managements und höherer Lebensqualität für die Patienten sowie verbesserter Transparenz und höherer Effizienz aus Kassensicht sprach Baumgart auch eine Reihe von Vorteilen für seinen Berufsstand an.

 

Insbesondere die zeitliche Entlastung – beispielsweise durch seltenere Kontakte mit chronisch Kranken oder durch automatisch generierte Dokumentation – könne Freiräume für notwendige ärztliche Tätigkeit schaffen und den Medizinern Chancen eröffnen, aus der zunehmenden Spezialisierung auf Nischengebiete herauszufinden. Baumgart verhehlte nicht, dass er auch an bessere Verdienstmöglichkeiten für die Ärzteschaft denkt.

 

Handys helfen, Compliance zu verbessern

 

»Bis zu 40 Prozent der Medikamente werden nicht eingenommen«, sprach Baumgart darüber hinaus das Problem der Compliance an. »Ältere Menschen vergessen das oft schlichtweg.« Abhilfe könnten hier Erinnerungsfunktionen moderner Mobilfunkgeräte schaffen. Baumgart nannte auch den schnelleren Zugriff auf Patientendaten und deren Generierung als Chance. Damit verbunden seien indes die Probleme der Datensicherheit und der Sicherung der Befunde. Zudem bestehe die Gefahr einer Zunahme der Selbstdiagnosen.

 

»Apple hat die Welt ein Stück weit revolutioniert«, sagte Hoyer. Mobile Gesundheitslösungen seien technologisch schon seit Jahren entwickelt, aber durch iPhone und iPad seien sie vereinfacht und verbessert worden. »Deshalb explodiert der Markt – und das ist keine Blase, das ist Wirklichkeit«, so Hoyer weiter. Die Deutsche Telekom wolle sich als »Enabler« für vernetzte Gesundheit positionieren – also als Anbieter von Infrastruktur, die den Einsatz von mobilen Endgeräten in der Versorgung ermöglicht. Als Beispiel nannte Hoyer die Anbindung an Informationssysteme im Krankenhaus, sodass Ärzte am Krankenbett Patientenakten abrufen können. Technologisch gebe es bisher keine perfekte Lösung für die Datenübertragung. /

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