Pharmazeutische Zeitung online
Gesundheit in den Medien

Erklären, nicht verflachen

04.05.2010  16:26 Uhr

Nachrichten sind, ähnlich wie Arzneimittel, keine beliebige Ware. Daher müssen Medien differenziert berichten, auch über komplexe Gesundheitsthemen. Besonders wichtig, aber auch schwierig, ist dies bei Aufreger-Themen wie der Schweinegrippe und dem neuesten Apotheken-Test der Stiftung Warentest.

»Apotheken: Selten gut beraten« titelte Stiftung Warentest vor zwei Wochen. Die Überschrift der zugehörigen Pressemitteilung lautete »11 von 50 mangelhaft – 8 davon Versandapotheken«. Ein typisches Beispiel für eine Schlagzeile nach dem Journalisten-Sprichwort »nur schlechte Nachrichten sind gute Nachrichten«. Dabei hätte die Überschrift auch lauten können »Vor-Ort-Apotheken haben sich verbessert«. Denn der Teufel steckt im Detail des rund 20 Seiten starken Berichts. Im Alltag eines Tageszeitungsredakteurs bleibt jedoch kaum genug Zeit, um sich derart in die Quellen zu vertiefen, bemerkte Andreas Streim, Redakteur der »Märkischen Allgemeinen«. Letztlich hat er nur etwa 100 Zeilen Platz, um darüber zu berichten. Den Vorwurf der einseitigen Vereinfachung wollte sich er sich nicht machen lassen. »Wir versuchen, die Betroffenen nach ihrer Meinung zu fragen«, sagte der Wirtschaftsjournalist. Dafür brauche man unter anderem die Hilfe von Pressestellen.

PZ-Chefredakteur Daniel Rücker merkte an, dass Unternehmen mit Pressemitteilungen eigene Interessen vertreten. »Das kommunizieren wir auch, schreiben aber unseren Lesern nicht nach dem Mund. Wir schauen uns deshalb genau an, wieso das Ergebnis von Stiftung Warentest so ausgefallen ist und kommentieren es.« So geht auch die Deutsche Apotheker-Zeitung (DAZ) vor. »Bei differenzierter Betrachtung fällt ein sehr großer Unterschied zwischen Versand- und Präsenzapotheken auf«, merkte Herausgeber Dr. Klaus G. Brauer an. Tatsächlich sei das schlechte Abschneiden der Versandhändler sogar noch geschönt.

 

»Gesundheit ist ein komplexes Thema, das sehr schwierig in nur wenigen Zeilen zu präsentieren ist«, sagte Dr. Albrecht ­Kloepfer, Leiter des Büros für gesundheitspolitische Kommunikation in Berlin. »Nur wenige Redakteure durchschauen das System. Medien greifen sehr gern Gesundheitsthemen auf, aber die Aufklärung zu Systemfragen funktioniert noch nicht.« Es werde oft einseitig berichtet oder skandalisiert. So auch im Fall der Schweinegrippe. Brauer nahm dagegen die Medien in Schutz: »Selbst die Virologen waren sich uneinig, welchen Verlauf die Pandemie nehmen wird«, sagte Brauer. In den Fachmedien sei die Diskussion ohnehin differenzierter verlaufen als in den Publikumsmedien. »Als PZ wollten wir keine Meinungsmache betreiben, sondern sachlich und fundiert berichten«, sagte Chefredakteur Rücker. Dies sei vor allem zu Beginn der Pandemie schwierig gewesen, da viele Spekulationen im Raum standen. Dass das Thema von allen so stark aufgenommen wurde, habe viele Gründe: Es fiel ins Sommerloch, überschnitt sich mit dem Wahlkampf zur Bundestagswahl und auch bislang eher unbekannte Wissenschaftler hätten die Chance genutzt, in die Medien zu gelangen. Journalist Streim bestätigte, wie schwer es war, sich im Experten-Dschungel zu orientieren. »Das Thema hat sich selbst hochgeschaukelt.« Auch Kloepfer hält die Berichterstattung zwar zum Teil für undifferenziert, »aber es hätte auch schiefgehen können«. Er vermisse insgesamt bei der Publikumspresse ein gewisses Know-how.

 

Alle Diskutanten der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass eine ausgewogene Berichterstattung guten Journalismus ausmacht. »Journalismus soll nicht Vorurteile bedienen, sondern auch über das Unerwartete berichten«, erklärte Streim. Dem stimmte Rücker zu, eine Orientierung an der Zielgruppe sei jedoch notwendig legitim.

 

Brauer sieht die Publikumspresse in der Pflicht, auch gegen den Mainstream zu schreiben. Im Falle der Ergebnisse der Stiftung Warentest wäre es eine verpasste Chance gewesen, einmal über das aus Sicht von Warentest selbst wohl überraschende Ergebnis positiv zu berichten. Streim dagegen hält das relativ gute Abschneiden der Präsenzapotheken für wenig überraschend. »Fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker – viele Leute glauben daran«, sagte der Tageszeitungsjournalist. »Schneiden sie schlecht ab, ist das für den Leser eher unerwartet.« Da Apotheken jeden betreffen, seien sie in jedem Fall ein lesernahes Thema.

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