Pharmazeutische Zeitung online
Chagas

Eine vergessene Krankheit

23.04.2013  17:13 Uhr

PZ / »Chagas« ist kaum einem Europäer ein Begriff, obwohl weltweit schätzungsweise acht bis zwölf Millionen Menschen mit dem Chagas-Erreger infiziert sind. Die meisten Betroffenen leben in Lateinamerika. Mit einer Initiative in Buenos Aires helfen »Apotheker ohne Grenzen« im Kampf gegen die Infektion.

»Wenn in den nördlichen Provinzen Argentiniens ein Fußallspiel angepfiffen wird, stehen sich immer zwölf Mann auf jeder Seite gegenüber!« So lautet eine Redewendung in Argentinien. Der Grund dafür ist die Chagas-Krankheit, auch amerikanische Schlafkrankheit genannt, die auch bei jungen Leuten zu einem plötzlichen Herztod führen kann. Daher beginnt das Spiel vorsichtshalber mit einem Mann mehr pro Team.

Diese vergessene Krankheit, die erstmals 1909 vom brasilianischen Arzt Carlos Chagas entdeckt wurde, betrifft häufig die ärmsten der Armen, informiert die Hilfsorganisation »Apotheker ohne Grenzen« in einer Pressemitteilung. Alleine in Lateinamerika, wo der Erreger endemisch ist, rechnet man mit etwa acht Millionen Infizierten, davon etwa zwei Millionen in Argentinien. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich der Erreger auch auf andere Kontinente ausgebreitet. So tritt er zum Beispiel auch im Süden der USA, vor allem in Texas, oder in Kanada auf. Auch in Deutschland leben etwa 500 bis 1000 mit Chagas infizierte Personen, die zumeist aus Lateinamerika stammen.

 

Infektion durch Wanzenstich

 

Übertragen wird diese Krankheit, deren Erreger ein einzelliger Flagellat namens Trypanosoma cruzi ist, von der blutsaugenden Raubwanze. Diese sticht ihre schlafenden Opfer bevorzugt in dünnere Hautschichten, beispielsweise in der Nähe der Augen und hinterlässt dabei ihren erregerhaltigen Kot auf der Haut. Die Erreger werden durch Reiben in die Stichwunde oder durch das Eindringen in unverletzte Schleimhaut aufgenommen.

In einzelnen Fällen wird Chagas auch von der Mutter auf das ungeborene Kind, durch verunreinigte Lebensmittel sowie durch Bluttransfusionen oder Organtransplantationen übertragen. Beim Verlauf der Krankheit unterscheidet man zwischen einer akuten und einer chronischen Phase, die von einer oft mehrere Jahre andauernden Latenzzeit unterbrochen wird. In der Latenzzeit sind die Betroffenen meist beschwerdefrei. Typische Symptome in der akuten Phase der Krankheit, die jedoch häufig nicht als Chagas-Symptome erkannt werden, sind Ödeme (häufig an den Augen), Atemnot, Fieber, Magen-Darm-Erkrankungen sowie Schwellungen der Lymphknoten. Diese akute Phase kann zudem zu Entzündungen im Gehirn und zu einem vergrößerten Herzen führen.

 

In der chronischen Phase, die weltweit etwa bei 10 bis 20 Prozent der Infizierten auftritt, manifestiert sich die Krankheit in schweren Erkrankungen des Darms oder Herzens, die bis zum plötzlichen Herztod führen können. Weltweit verläuft die Chagas-Krankheit jährlich für 10 000 bis 15 000 Menschen tödlich.

 

Als Therapie stehen die beiden Wirkstoffe Benznidazol und Nifurtimox zur Verfügung, die zumindest in der akuten Phase des Krankheitsverlaufs gute Chancen auf Heilung bieten. Wenn die Infektion bereits in jungen Jahren diagnostiziert werden kann, bestehen für die Betroffenen daher gute Heilungschancen. Je länger die Erkrankung bereits besteht, desto geringer fällt die Wirksamkeit der Wirkstoffe aus.

 

Gesundheitszentrum im Elendsviertel

 

Auch wenn die Raubwanze in Buenos Aires nur selten anzutreffen ist, sind aufgrund der Landflucht aus dem Norden Argentiniens bereits etwa 10 Prozent der Bevölkerung in den Elendsvierteln von Buenos Aires mit Chagas infiziert. Man rechnet damit, dass in Argentinien sogar in 30 Prozent der Fälle die Chagas-Krankheit in die chronische Phase übergeht. Seit 2008 unterstützen die »Apotheker ohne Grenzen« ein Gesundheitszentrum in den Elendsvierteln von Buenos Aires und erreichen monatlich etwa 2000 Patienten, denen so nicht nur bei Chagas-Infektionen, sondern auch bei akuten und chronischen Krankheiten, insbesondere bei den weit verbreiteten Erkrankungen Diabetes, Hypertonie und Dyslipid­ämien geholfen werden kann. Im Gesundheitszentrum wurde durch Initiative von »Apotheker ohne Grenzen« eine kleine Apotheke eingerichtet, die von sieben ehrenamtlichen argentinischen Apothekerinnen, einem Apotheker und einer deutschen PTA betrieben wird. /

Spendenkonto

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Konto 0005077591

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