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Revacept

Pflaster für verletzte Gefäße

12.04.2017  09:53 Uhr

Von Katharina Holl / Am Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) startet eine Studie mit einem neuen Plättchenhemmer, der bei Patienten mit koronarer Herzerkrankung (KHK) eingesetzt wird. Revacept wirkt im Gegensatz zu konventionellen Gerinnungshemmern lokal und dichtet ähnlich einem Pflaster Gefäßläsionen gezielt ab.

Der von der Biotechfirma Advance-Cor, einer Ausgründung der Technischen Universität München, entwickelte Arzneistoff Revacept ist ein dimeres Fusionsprotein, das sich aus dem Fc-Teil des humanen Immunglobulin G sowie der funktionellen extrazellulären Domäne des Glykoproteins VI (GPVI-Fc) zusammensetzt.

GPVI ist ein Kollagen- bindender Rezeptor, der fast ausschließlich von Thrombozyten exprimiert wird und eine Schlüsselrolle bei der Aktivierung und Aggregation von Thrombozyten im Zusammenhang mit Gefäßverletzungen spielt. Bei intakten Gefäßwänden ist das Kollagen von Endo­thel bedeckt und hat keinen Kontakt mit dem Blut. Wird es im Fall einer Läsion freigelegt, können Thrombo­zyten über GPVI binden und es kommt zur Gerinnselbildung.

 

Bei einer Gefäßverletzung, zum Beispiel bei einer Gefäßweitung mithilfe eines Katheters, fungiert Revacept quasi als lösliches GPVI: Es dichtet die Läsion gezielt ab und verhindert dadurch die Thrombozytenadhäsion. Die Thrombozyten selbst werden nicht beeinflusst, sodass die Wirkung auf den Ort des Geschehens beschränkt bleibt.

 

Dass dies in der Praxis funktioniert, zeigte eine erste klinische Studie an gesunden Probanden. Revacept inhibirte dosisabhängig die Thrombozytenad­häsion, ohne die Blutgerinnung zu beeinflussen. Mittlerweile befindet sich Revacept in Phase II der klinischen Prüfung. Seit 2012 laufen Studien an Patienten mit Schlaganfall beziehungsweise entsprechenden Vorerkrankungen, wie aus einer Mitteilung des DZHK hervorgeht. Aktuell iniitiiert das DZHK eine Studie an 330 Patienten mit stabiler KHK, die sich einer perkutanen Koronarintervention zur Aufweitung der verengten Herzkranzgefäße unterziehen. /

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