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Morphin retard

Weniger Verlangen nach Heroin

Datum 08.04.2015  10:25 Uhr

Von Christiane Berg, Hamburg / Die zur Substitutionsbehandlung von Heroinabhängigen eingesetzten Wirkstoffe Methadon und Buprenorphin haben Konkurrenz bekommen: retardiertes Morphinsulfat. In Studien schnitt das neue Präparat genauso gut, teilweise sogar besser ab als die etablierten Medikamente.

Substitiol® heißt das retardierte Morphin-Präparat, das von Mundipharma als Kapseln à 100 mg beziehungsweise 200 mg vermarktet wird. »Es ist gemessen am Heroinbeigebrauch ebenso effektiv wie die Standardtherapie mit Methadon«, sagte Professor Dr. Christian Haasen vom Medizinischen Versorgungszentrum Altomed in Hamburg bei der Einführungspressekonferenz des Herstellers in Hamburg. Im Vergleich zu Methadon zeichne sich das Retard-Morphin durch ein signifikant geringeres Suchtverlangen nach Heroin sowie eine deutlich höhere Haltequote aus.

 

Das habe die prospektive und randomisierte Cross-over-Zulassungsstudie SUB9001 gezeigt, an der 14 Zentren in Deutschland und der Schweiz beteiligt waren. Im Rahmen der Studie erhielten 276 Patienten über jeweils elf Wochen einmal täglich die Morphinsulfat-Retardformulierung (bis 1200 mg pro Tag) oder Methadon (bis 200 mg täglich). Dabei erwies sich Morphin retard im Vergleich zu Methadon in Bezug auf das Hauptzielkriterium der Untersuchung, die Zahl der Heroin-positiven Urinproben, als nicht unterlegen. Hinsichtlich des Suchtverlangens nach Kokain habe Morphin retard sogar deutlich besser abgeschnitten, so Haasen.

 

Geringerer Beikonsum

 

Der Beikonsum von Alkohol und Benzodiazepinen war unter Morphin geringer und die psychische Stabilität der Pa­tienten besserte sich deutlich stärker. Zudem war die Therapiezufriedenheit der Probanden unter Morphin signifikant höher als unter Methadon und es kam zu deutlich weniger klassischen Nebenwirkungen wie übermäßigem Schwitzen. Die Umstellung vom einen auf das andere Präparat verlief in beide Richtungen ohne Überdosierungen oder Entzugserscheinungen. Es gab keine Hinweise auf Toleranzentwicklung und keine negativen Einflüsse auf EKG und QT-Zeit.

 

Viele Ärzte scheuen die Substitu­tionstherapie aus Furcht vor der schwierigen Patientenklientel, dem hohen Verwaltungsaufwand sowie möglichen strafrechtlichen Konsequenzen bei Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz. Haasen hofft, dass die Berührungsängste gegenüber Morphin als einer Substanz, »die jeder Arzt kennt« geringer sind und sich daher mehr Ärzte zur Substitutionstherapie entscheiden.

 

»Bundesweit sind derzeit lediglich circa 2500 Hausärzte und Internisten aktiv in der Substitutionstherapie tätig«, sagte Dr. Konrad F. Cimander, Allgemeinmediziner aus Hannover. Von circa 200 000 heroinabhängigen Menschen in Deutschland würden daher nur knapp 77 300 entsprechend therapiert. Die schon jetzt geringe Therapeutenzahl werde aufgrund des demografischen Wandels weiter sinken. »Viele gehen demnächst in den Ruhestand. Gleichzeitig mangelt es an Nachwuchs«, sagte Cimander.

 

Multimodaler Ansatz

 

Er hob die Bedeutung der höheren Haltequoten und somit dauerhafteren Arzt-Patienten-Bindung durch Morphin retard als entscheidend hervor. Sucht sei eine lebenslange, schwere chronische Erkrankung. Opioid-Abhängige könnten durch das neue Substitutionsmittel effektiver unter anderem vor den Gefahren des Straßen-Heroins, der Ansteckung mit Hepatitis oder HIV, der Beschaffungskriminalität und der Prostitution geschützt werden.

 

Ob mit Morphin, Methadon oder Buprenorphin: »Grundsätzlich lässt sich durch die professionelle psychosozial gestützte Substitutionstherapie bei Heroinabhängigkeit eine effektive Stabilisierung erzielen«, sagte der Suchtmediziner. »In unserer Praxis sind abgesehen von THC-Konsumenten mehr als 60 Prozent der Patienten nach relativ kurzer Zeit drogenfrei. 30 Prozent wiederum sind beruflich und sozial reintegriert«, sagte Cimander. /

Substitol-Hartkapseln

PZ / Der Wirkstoff Morphinsulfat steht als Hartkapsel mit Retard-Pellets in den Wirkstärken 100 mg und 200 mg für eine einmal tägliche Gabe zur Verfügung. Der Retard-Effekt wird ausschließlich durch die Matrix der Pellets bewirkt und nicht durch die Kapselhülle. Zur Sichtvergabe kann die Kapsel auch geöffnet und der Inhalt nach dem Schlucken mit ausreichend Wasser verabreicht werden. Die Retard-Pellets müssen auf jeden Fall unzerkaut und unzerkleinert geschluckt werden. Bei Neu­einstellung erhalten die Patienten eine Initialdosis von 100 bis 200 mg. Kommt es zu Entzugssymptomen, können nach sechs Stunden weitere 200 mg gegeben werden. Danach erfolgt eine individuelle, schrittweise Dosisanpassung bis zur Erhaltungsdosis. Die Umstellung von Methadon auf Morphin geschieht im Verhältnis 1 : (6 bis 8). Die typische Dosis in einer Erhaltungstherapie liegt bei 500 bis 800 mg pro Tag.

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