Frühe Meisterschaft |
11.04.2011 13:42 Uhr |
Von Barbara Haack / Fünf junge Musikerinnen und Musiker werden auch in diesem Jahr beim Pharmacon-Kongress in Meran konzertieren. Dabei ist für höchste Qualität ebenso wie für Vielfältigkeit gesorgt.
»Früh übt sich . . .«: Wer als Musiker eine erfolgreiche Karriere machen will, weiß, wie zutreffend der altbekannte Spruch vom Meister-Werden ist. Tatsächlich schaffen es in der Regel nur diejenigen Musiker, die schon in der Kindheit intensiv mit dem Üben begonnen haben, später die Laufbahn eines Profi-Musikers einzuschlagen – sei es als Instrumentalist in einem Orchester, als Chorsängerin oder -sänger – oder als Solist am Instrument, als Sänger auf der Bühne. Dass häufig gleich mehrere erfolgreiche Musiker aus einer Familie kommen, haben die Pharmacon-Konzerte der letzten Jahre gezeigt. Immer wieder haben Geschwisterpaare hier miteinander musiziert. Dazu gehört natürlich auch eine frühe Förderung in der Familie. Eltern mit mehreren begabten Kindern könnten aus der Betreuung ihrer Sprösslinge fast einen Vollzeit-Job machen.
Schaut man auf die Biografie der Brüder Wassily und Nicolai Gerassimez, dann erkennt man schnell: Die musikalische Laufbahn dieser noch so jungen Musiker hat in der Tat früh begonnen. Sie stammen aus einer Musikerfamilie – und sie haben noch einen Bruder, der als Musiker ebenso erfolgreich ist. Nicolai am Klavier tritt im Übrigen regelmäßig auch mit seinem Bruder Alexej am Schlagzeug auf. Allein die Zahl der ersten Preise, die Wassily und Nicolai beim Wettbewerb »Jugend musiziert« gewonnen haben, ist beeindruckend: Gleich 15 waren es bei Wassily, dem Cellisten. Nicht nur als Solist, sondern auch in der Kammermusik wurde er mehrfach im Rahmen des renommierten Nachwuchswettbewerbs ausgezeichnet. Dazu kommen zahlreiche internationale Preise, Rundfunkaufnahmen und Konzerte bei wichtigen Festivals wie den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern oder beim Schleswig-Holstein-Festival. Das Sprichwort vom »frühen Üben« auf dem Weg zum Meister bedeutet konkret: Schon im Alter von 5 Jahren haben sie mit dem Instrumentalspiel begonnen.
Neben aller bereits erlangten Meisterschaft zeichnet die beiden Musiker etwas aus, das Künstlern mit der Zeit manchmal verloren geht: Die Natürlichkeit, die jugendliche Begeisterungsfähigkeit, mit der beide und mit der sie vor allem auch gemeinsam spielen. Das sympathische Brüderpaar hat denn auch ein vielseitiges Programm ausgesucht, das nicht zuletzt dem sommerlichen Charakter des Konzerts entgegenkommt.
Unter anderem haben sie »Sieben Variationen über ›Bei Männern, welche Liebe fühlen‹« von Ludwig van Beethoven im Gepäck. Die Original-Musik aus Wolfgang Amadeus Mozarts Oper »Die Zauberflöte« stammt aus dem Duett des Papageno mit Pamina, der Tochter der Königin der Nacht. Der Vogelfänger Papageno, eine Fantasiegestalt, die in der Handlung zunächst als quirlig-oberflächliche Figur auftritt, besingt hier mit der sehnsüchtig liebenden Prinzessin die Kraft der Liebe. Die Mozartsche Oper erlebte nach ihrer Uraufführung im Jahr 1791 einen Erfolgszug durch ganz Europa. Bereits 1798 hatte Beethoven Variationen über die Papageno-Arie »Ein Mädchen oder Weibchen« komponiert. Einige Jahre später folgten dann die Duett-Variationen.
Um die Oper drehen sich – naturgemäß – auch viele Konzertbeiträge der beiden Sängerinnen Svenja Kallweit und Julia Pschedezki. Gemeinsam mit ihrem Begleiter am Klavier, Markus Steines, geben sie ein buntes Programm von Georg Friedrich Händel bis Bedrich Smetana zum Besten, von Oper zu Operette, von der Arie zum Kunstlied. Mozart ist bei ihnen gleich zweimal vertreten. Gemeinsam singen sie ein Duett aus »La Clemenza di Tito«. Solistisch interpretiert Julia Pschedezki außerdem die Arie des Cherubino »Voi che sapete« aus »Die Hochzeit des Figaro«. Dazu kommen unter anderem Werke von Robert Schumann, Richard Strauß und Willibald Gluck.
Der Gesang ist bei »Jugend musiziert« inzwischen zur festen Größe geworden. Waren bei der Einführung dieser Kategorie zunächst große Bedenken laut geworden, die sich auf die Frage konzentrierten, ob diese jungen Stimmen denn schon »wettbewerbsfähig« seien, so bezweifelt heute keiner mehr, dass diese Neuerung überaus sinnvoll war. Inzwischen ist die Qualität der teilnehmenden Sängerinnen und Sänger enorm gestiegen. Wer heute einen ersten Bundespreis gewinnt, ist in der Regel auf dem Weg zum Profi. Auch die beiden Sängerinnen – Julia und Svenja – haben früh angefangen. Dabei reichte ihr Spektrum zunächst vom klassischen Gesang über die »leichte Muse« bis hin zur Popmusik. Beide sangen in zahlreichen Chören und traten auch früh solistisch in Musiktheater-Aufführungen auf. Die heute 20-jährige Svenja Kallweit sang bereits vor vier Jahren die Ottilie in der Operette »Im weißen Rössl«. Inzwischen hat Julia Pschedezki ihr Gesangsstudium in Lübeck begonnen. Obwohl der räumliche Abstand zur Duo-Partnerin, die in Koblenz lebt, nun erheblich ist, singen die beiden weiter im Ensemble. Daneben pflegen sie natürlich ihre solistische Ausbildung. Wohin der Weg einmal gehen wird, ist noch offen. Auf jeden Fall haben sie Chancen, zu »Meisterinnen« zu werden. /