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Therapie

Schnell handeln, wenn's losgeht

Datum 06.04.2011  08:59 Uhr

Probieren geht über Studieren. Agieren statt Reagieren. Und: Nicht Kleckern, sondern Klotzen. So könnte man die drei Grundregeln im Umgang mit Analgetika bei Kopfschmerz beschreiben. Was hinter diesen Schlagworten tatsächlich steckt, verrät der folgende Artikel.

Schwache bis mittelstarke Migräneanfälle und Spannungskopfschmerzen vermögen in der Regel Nicht-Opioid-Analgetika zu kupieren. Die meisten der Substanzen hemmen die Prostaglandinsynthese und damit das inflammatorische Geschehen in den Hirngefäßen sowie die nachgeschaltete Schmerzwahrnehmung. Da die Patienten sehr unterschiedlich auf die Arzneistoffe ansprechen, muss jeder für sich selbst herausfinden, mit welchem er gut zurechtkommt und die beste Schmerzlinderung erzielt.

Wirkstoff oder Wirkstoffkombination Kommentar Empfehlung zur Selbstmedikation
2 Tabletten der fixen Kombination
ASS (250-265 mg)
+ Paracetamol (200-265 mg)
+ Coffein (50-65 mg)
hervorgehobene Empfehlung auf Basis der analysierten Vergleichsstudien Mittel der 1. Wahl
Acetylsalicylsäure 1000 mg Mittel der 1. Wahl
Ibuprofen 400 mg für 200 mg Ibuprofen kein Wirksamkeitsbeleg Mittel der 1. Wahl
Diclofenac 12,5 mg + 25 mg Mittel der 1. Wahl
2 Tabletten der fixen Kombination
Paracetamol (500 mg)
+ Coffein (65 mg)
Mittel der 1. Wahl
Paracetamol 1000 mg Mittel der 2. Wahl
ASS + Paracetamol nur in Einzelfällen
ASS + Vitamin C nur in Einzelfällen
Naproxen beziehungsweise Naproxen-Na Wirksamkeit von 200-250 mg Naproxen/-natrium ist nicht belegt nur in Einzelfällen
Phenazon oder Phenazon-haltige Kombinationen nur in Einzelfällen

Tabelle 1: Empfehlungen zur Selbstmedikation von Spannungskopfschmerzen; modifiziert nach den evidenzbasierten Empfehlungen der DMKG/DGN

Die aktuelle Leitlinie zur Therapie von Migräne sowie die evidenzbasierten Empfehlungen zur Selbstmedikation bei Migräne und Spannungskopfschmerzen der DMKG und der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) listen auf, welche Arzneistoffe ihre Wirksamkeit durch valide Studien untermauert haben (siehe Tabellen 1 und 2).

 

Danach sind Acetylsalicylsäure (wie Aspirin®), Ibuprofen (wie Aktren®), Paracetamol (wie ben-u-ron®) oder Diclofenac (wie Voltaren®) Mittel der ersten Wahl bei Migräne. Weniger umfangreich ist die Studienlage zu Phenazon (wie Migräne-Kranit®) und zum rezeptpflichtigen Metamizol (wie Novalgin®). Da aber der klinische Eindruck der Wirksamkeit und Verträglichkeit überzeugt, werden auch sie als Mittel der ersten Wahl genannt. Eine »hervorgehobene Empfehlung« hat die fixe Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein (wie Thomapyrin®) bekommen. »Es gibt genug Evidenz, und zwar nicht nur aus einer, sondern mehreren Studien, dass die Fixkombination stärker und schneller als die maximal empfohlenen Einmaldosen der Einzelsubstanzen wirkt«, erklärt Straube.

 

Zur Selbstmedikation von Spannungskopfschmerzen können folgende fixe Kombinationen oder Monosubstanzen empfohlen werden: fixe Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein beziehungsweise aus Paracetamol und Coffein (wie Vivimed® mit Coffein) sowie die Monotherapeutika Ibuprofen (wie Neuralgin® extra) oder Acetylsalicylsäure oder Diclofenac. Nähere Angaben macht die Tabelle 2.

Wirkstoff oder Wirkstoffkombination Tageshöchstdosis (mg) Kommentar Empfehlung zur Selbstmedikation
2 Tabletten der fixen Kombination
ASS (250-265 mg)
+ Paracetamol
(200-265 mg)
+ Coffein (50-65 mg)
1500 + 1200
+ 300
hervorgehobene Empfehlung auf Basis der analysierten Vergleichsstudien Mittel der 1. Wahl
Acetylsalicylsäure (900-1000 mg) 3000 als Tablette und Brausetablette Mittel der 1. Wahl
Ibuprofen (400 mg) 1200 Mittel der 1. Wahl
Naratriptan (2,5 mg) 5 Mittel der 1. Wahl
Paracetamol (1000 mg) 4000 Mittel der 1. Wahl
Phenazon (1000 mg) 4000 Mittel der 1. Wahl
Acetylsalicylsäure + Paracetamol nur in Einzelfällen
Naproxen beziehungsweise Naproxen-Na 1250 Wirksamkeit von 200-250 mg Naproxen/-natrium ist nicht belegt nur in Einzelfällen
Acetylsalicylsäure + Vitamin C ASS-Dosis pro Tablette mind. 400 mg nur in Einzelfällen
Phenazon-haltige Kombinationen nur in Einzelfällen

Tabelle 2: Empfehlungen zur Selbstmedikation akuter Migräneattacken mit und ohne Aura; modifiziert nach den evidenzbasierten Empfehlungen der DMKG/DGN und den Fachinformationen

Bei gelegentlich auftretenden Spannungskopfschmerzen wirkt ein »Gang um den Block« oft Wunder. Weitere Alternative, wenn auch nicht in der Leitlinie aufgeführt: Pfefferminzöl-Präparate (wie Euminz®), die mit einem speziellen Applikator auf die Schläfen getupft werden. In doppelblinden, placebokontrollierten Studien konnte es 10-prozentiges Pfefferminzöl in ethanolischer Lösung zumindest mit 1000 mg Paracetamol und 1000 mg Acetylsalicylsäure aufnehmen.

 

Schmerzmittel richtig einnehmen

 

Viele Kopfschmerzpatienten haben Angst, sich mit ihren Medikamenten zu schaden. Daher zögern sie die Anwendung lange hinaus oder nehmen eine zu geringe Dosis. Doch das ist besonders bei einer Migräneattacke ein fataler Fehler: Denn nicht Opioid-Analgetika können den rasch zunehmenden Migräneschmerz nur dann effektiv kappen, wenn sie spätestens mit Einsetzen der Kopfschmerzen angewendet und ausreichend hoch dosiert werden. Bei Nichtbeachtung dieser Regeln bleibt der Kopfschmerz bestehen, was den Patienten zur wiederholten Einnahme und den Schmerzmittelgebrauch in die Höhe treibt. Nach rund 30 bis 60 Minuten kann der Betroffene mit der Wirkung rechnen. Sie hält bis zu acht Stunden an. Für einen schnelleren Wirkungseintritt sorgen Kau- oder Brausetabletten, da sie schneller resorbiert werden. Wichtig: Im Gegensatz zu den Triptanen können die Analgetika/NSAR bereits während der Aura angewendet werden.

Haben sich die Beschwerden dennoch nicht ausreichend gebessert, kann nachdosiert werden. Allerdings sollten Einnahmeintervalle und Tageshöchstdosen im Auge behalten werden. Was die Migräne-Therapie betrifft, nennt die Leitlinie folgendes Erfolgskriterium: Zwei Stunden nach Anwendung des Präparates sollte der Kopfschmerz abgeklungen sein, oder die Beschwerden sollten sich zumindest von stark/mittelstark zu leicht verbessert haben.

 

Viele Patienten beklagen, dass sie den Beginn einer neuen Attacke oft verschlafen. Beim morgendlichen Aufstehen haben sie dann bereits heftige Beschwerden und können erst spät medikamentös gegensteuern. Dazu ein Tipp: Vor dem Schlafengehen relativ viel trinken. Bei dadurch bedingten Toilettengängen in der Nacht hat der Betroffene die Möglichkeit, auf erste Kopfschmerzanzeichen zu achten.

 

Nicht vergessen: Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Diclofenac und Co. dürfen bei bestimmten Vorerkrankungen nicht abgegeben werden. So sind sie kontraindiziert bei vorangegangener allergischer Reaktion oder Asthmaanfällen in Zusammenhang mit NSAR, peptischen Ulcera, gastrointestinalen Blutungen, ungeklärten Blutbildungs- und Gerinnungsstörungen sowie bei schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen. Paracetamol ist kontraindiziert bei Leberschäden und Nierenversagen.

 

Antiemetikum am Anfang

 

Migräne-Patienten, die von Übelkeit und Erbrechen geplagt werden, müssen vorsorgen. Denn ohne Rezept sind nur die relativ schwach wirksamen Substanzen Diphenhydramin (wie Sediat®) oder Dimenhydrinat (wie Vomex®) erhältlich. Sie sind in der Leitlinie noch nicht einmal erwähnt. Effektiv helfen dagegen die beiden verschreibungspflichtigen Antiemetika Metoclo­pramid (Paspertin®, 10 bis 20 mg peroral, 20 mg rektal, 10 mg intramuskulär, intravenös oder subkutan) und Domperidon (Motilium®, 20 bis 30 mg peroral). Gut zu wissen: Metoclopramid hat auch eine analgetische Wirkung bei Migräne.

 

Neben der Besserung der vegetativen Symptome verfügen Metoclopramid und Domperidon noch über ein weiteres Plus: Sie kurbeln die Magenperistaltik wieder an, die zu Beginn der Attacke oft zum Erliegen kommt. Das verbessert die Resorption und Wirkung der Analgetika oder auch der Triptane. Deshalb folgender Beratungstipp: Das Antiemetikum sofort anwenden, wenn sich eine Migräneattacke ankündigt. Erst eine Viertelstunde später das Analgetikum folgen lassen. /

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