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PJ im Ausland

Das kam mir gar nicht spanisch vor

12.04.2010  16:15 Uhr

Von Corinna Lueg / Ein Halbjahr des PJ im Ausland zu verbringen, das hatte ich mir schon während des Studiums überlegt. Und prompt bekam ich dazu die Gelegenheit, an der Universidad de Concepción (UdeC) in Concepción zu arbeiten. So verbrachte ich die erste Hälfte meines PJ in Chile, was mir gar nicht spanisch vorkam.

Chile gilt als das sicherste Land Südamerikas. Concepción selbst liegt etwa 500 km südlich von Santiago am Fluss Bío-Bío und ist mit circa einer Million Einwohnern im Einzugsbereich die zweitgrößte Stadt des Landes nach der Hauptstadt Santiago de Chile. Trotz der Größe der Stadt hat Concepción nur ein recht kleines Zentrum mit dem Plaza de Armas, vielen kleinen »galerias« und dem Mercado Central. Etwas außerhalb liegt »el mall«, ein modernes, nordamerikanisch anmutendes, klimatisiertes Einkaufszentrum. Die Nächte in der weitläufigen Stadt sind nie langweilig: Es gibt zahlreiche gute Restaurants, Bars, Kneipen und Discos.

Die 1919 gegründete Universidad de Concepción ist wie die meisten Universitäten Chiles eine Privatuniversität. Sie umfasst mehr als 77 Fakultäten, die sich um die Ausbildung der rund 20 000 Studenten kümmern. Zu der Universität selbst gehören noch Zweigstellen in Chillán und Los Àngeles.

 

Wer sich sportlich oder kreativ die Zeit vertreiben möchte, für den bietet die UdeC unterschiedlichste Kurse für etwa 12 Euro pro Semester. Auch legt die Universität Wert auf ein kulturelles, für die Studenten bezahlbares Umfeld. Das Universitätsradio und der eigene Fernsehkanal der UdeC informieren jeden Abend über die neuesten Ereignisse des universitären Alltags.

 

Meine Arbeit an der Uni umfasste die Mitarbeit an einem Forschungsprojekt, Studentenbetreuung und Unterricht, den ich im Bereich der Biopharmazie für das achte Semester hielt. Gewohnt habe ich, wie für Studenten üblich, in einer Pension in der Nähe der pharmazeutischen Fakultät. Die Pension beherbergte 45 Studenten, vier Haushälterinnen (die man in Chile liebevoll »Tia«, also Tante nennt), drei Portiers, mich und einige Straßenhunde. Das Leben in der »Residencia Valentín« war sehr familiär: Man frühstückt und kocht zusammen, trifft sich in einem der Wohnzimmer und trinkt nach dem Essen einen »cafesito« mit den Tias. Man findet schnell Anschluss, denn die Chilenen sind ein sehr lustiges, offenes und lebensfrohes Volk.

Meine Spanischkenntnisse reichten zunächst nicht für alle Situationen, denn in Chile wird ein relativ starker Dialekt gesprochen. Es gibt unzählige Modismen und Doppeldeutigkeiten, die besonders lustig sind, wenn die deutsche Austauschstudentin sie erst überhaupt nicht versteht und/oder sie dann auch noch falsch benutzt. Die anfänglichen Sprachschwierigkeiten verflogen aber in den ersten Wochen dank Sprachunterricht am Goethe-Institut und geduldigen Freunden und Kollegen, die nie müde wurden, mir alles in Ruhe auch ein zweites Mal zu erklären und mir aufmerksam zuzuhören, auch wenn die Erklärungen meinerseits mangels des fehlenden Vokabulars am Anfang etwas länger waren. Meine chilenischen Freunde vermittelten mir das chilenische Lebensgefühl bei cafesitos oder »Pisco Sours«, dem Nationalcocktail Chiles, und nahmen mich auf das herzlichste in ihre Mitte auf.

 

»Eile tötet«, dieses Motto findet sich in allen Lebensbreichen wieder. Das Pharmaziestudium scheint sich aber leider nicht ganz dieser Lebensphilosophie zu beugen und ähnelt dem in Deutschland sehr: Grund- und Hauptstudium, insgesamt aber neun Semester, dann das letzte Examen und anschließend ein praktischer Teil. Dieser kann ein halbes Jahr in der Apotheke oder als Diplomand an der Universität absolviert werden. Danach ist es möglich, direkt in die öffentliche Apotheke oder die Industrie zugehen, oder ein zwei- bis dreijähriges Magisterstudium an der Universität zu absolvieren.

Eine Promotion im Bereich Pharmazie ist derzeit nur im Ausland möglich. Der Schwerpunkt der pharmazeutischen Ausbildung an den Universitäten in Chile divergiert ziemlich. Jede Universität legt andere Schwerpunkte, die pharmazeutische Fakultät der UdeC zum Beispiel im klinischen Bereich.

 

Sulfonylharnstoffe zum Sonderpreis

 

Auch die Apothekenlandschaft ist eine andere: Zum allergrößten Teil finden sich Ketten, die im Moment wegen ihrer Preisabsprachen für Furore in Chile sorgen. Mein erster Besuch einer Apotheke in Concepción war für mich eine Überraschung: Im Schaufenster der Apotheke warb man mit einer großen Diabetes-Aktion, die Kundenkarteninhabern 35 Prozent Preisnachlass an jedem Donnerstag auf Sulfonylharnstoffe offerierte. Im Eingangsbereich fiel mir neben mit Kosmetik und Parfüm bestückten Regalen ein Geldautomat zu meiner Linken und zu meiner Rechten eine Kühltruhe mit Getränken und Eis auf. Nachdem man einige Verkaufsgondeln passiert hat, gelangt man zu einer Theke, hinter der der Apotheker steht, der gerade für einen Kunden eine Handykarte auflädt. Beim Kauf eines Arzneimittels sollte man zum Originalpräparat greifen, denn »Generikum« bedeutet nur, dass derselbe Arzneistoff verwendet wurde. Generika sind in Chile nicht wie unsere mit dem Original äquivalent, sondern weisen Differenzen in Bioverfügbarkeit, Reinheit und Wirkstoffkonzentration auf. Insgesamt ein Konzept, dass für uns hier unvorstellbar ist.

 

In den wunderschönen sieben Monaten habe ich Chile mit seiner unglaublich einmaligen Natur (von der Sandwüste, über fruchtbare Täler bis zur Eiswüste) und seinen lebensbejahenden und temperamentvollen Bewohnern lieben gelernt und hoffe, bald wiederzukehren. / 

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