Pharmazeutische Zeitung online
BAH-Podiumsdiskussion

Lieber Status quo als Boni für alle

29.03.2017  09:37 Uhr

Von Anna Pannen, Berlin / Der Deutsche Apothekerverband (DAV) würde eher gar nichts an der derzeitigen Rabatt-Situation ändern, als sich auf einen der Alternativvorschläge zum Rx-Versandverbot einzulassen. Das sagte der DAV-Vorsitzende Fritz Becker bei einer Podiumsdiskussion des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) am Dienstag in Berlin.

DAV-Chef Fritz Becker will ein Rx-Versandverbot – und lehnt alle Alternativvorschläge entschieden ab. Das machte er am Dienstag noch einmal deutlich. Der BAH hatte Becker und andere Gäste zu einer Expertenrunde geladen, um über das Verbot und mögliche Alternativen zu sprechen.

 

Im vergangenen Herbst hatte der Europäische Gerichtshof entschieden, dass sich Versandapotheken mit Sitz in der EU nicht länger an die deutsche Preisbindung halten müssen, wenn sie hierzulande Kunden beliefern. Deutsche Präsenzapotheken müssen dies aber nach wie vor tun und fürchten um ihren Umsatz. Bundesgesundheitsminister Herrmann Gröhe (CDU) will deshalb den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneien verbieten.

 

Zuletzt sah es jedoch so aus, als ob einige Ministerien Gröhes Gesetz ablehnen. Auch die SPD-Fraktion hatte deutlich gemacht, dagegen stimmen zu wollen. Dennoch hoffen die Apotheker noch auf eine Kehrtwende. Sollte diese nicht kommen, stehen derzeit zwei Alternativen im Raum: SPD und Grüne hatten vorgeschlagen, allen Apotheken Rabatte auf Rx-Arzneien einzuräumen, jedoch höchstens 1 Euro pro Packung. Die Grünen wollen außerdem die Festpreise zu Höchstpreisen machen, von denen Apotheken nur nach unten abweichen können.

 

Becker sagte, beim DAV habe man diese Alternativen durchgespielt, sie seien jedoch ungeeignet. Das 1-Euro-Modell würde Apotheken pro Jahr bis zu 30 000 Euro Gewinn vor Steuern kosten – gerade kleine Apotheken würden sich so nicht mehr tragen, sagte er. Sollte das Rx-Versandverbot nicht kommen, würde man eher beim Status quo verweilen, als einem dieser Vorschläge zuzustimmen. Ausländische Versender würden dann also weiter bevorzugt, dafür hätten DAV und ABDA die Chance, nach der Bundestagswahl erneut für eine bessere Lösung zu kämpfen.

 

Gastgeber Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des BAH, ist klar aufseiten der Apotheker. Ein einheitlicher Abgabepreis für Rx-Mittel sei die einzige Lösung, »alles andere wird ein Drama«, sagte er. BAH-Rechtsanwalt Wolfgang Kozianka glaubt ohnehin, dass die Alternativvorschläge europarechtlich keinen Bestand haben würden. »Wir werden bis zur letzten Sekunde um das Rx-Versandverbot kämpfen«, kündigte Wieczorek an. Er sehe verschreibungspflichtige Medikamente nun mal lieber in der Hand des Apothekers als in der des Postboten.

 

Der Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken, Christian Buse, sieht das naturgemäß anders. Ihm zufolge würde die EU ein Rx-Versandverbot nicht akzeptieren, schließlich habe der EuGH mit seinem Urteil klargestellt, dass Deutschland sich beim Thema Preisbindung öffnen soll. Buse findet den 1-Euro-Boni-Vorschlag der SPD gut. Eine gute Apotheke werde keine Kunden verlieren, weil diese ein Medikament im Internet 1 Euro günstiger bekommen, sagte er. Seine eigene Präsenz-Apotheke etwa würde solche Rabatte auch dann nicht anbieten, wenn sie es dürfte, da sie durch ihre Beratungskompetenz punkte. DAV-Chef Becker sieht das anders: »Klar kommen die Kunden weiter und lassen sich von uns beraten«, sagte er. Ihre Medikamente würden viele von ihnen trotzdem anschließend online bestellen, auch wenn es nur um wenige Euro gehe.

 

Höhere Notdienstpauschale

 

Um kleine Landapotheken zu entlasten, schlug Buse vor, die Bezahlung für Notdienste zu verdoppeln. Alle Apotheker sollten pro abgegebener Rx-Arzneimittelpackung 32 statt 16 Cent in den Notdienstfonds einzahlen, forderte er. Da Landapotheken sehr viele Notdienste leisten, würden sie durch diese Maßnahme attraktiver. »Da werden sich die kleinen Apotheker bedanken, dass Sie ihnen durch Boni den Gewinn schmälern wollen und sie das durch die anstrengenden Nachtdienste wieder ausgleichen dürfen«, so Wieczorek ironisch.

 

Buse hatte auch erklärt, die Apotheker dürften sich der Digitalisierung nicht entziehen. Versandhandel habe nichts mit Digitalisierung zu tun und sei keine Errungenschaft des neuen Jahrtausends, konterte Becker. »Den Quelle-Katalog gab es auch schon in meiner Kindheit.« /

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