Statine wirken doch nicht |
15.03.2017 10:09 Uhr |
Von Annette Mende / Statine können die Wirkung von Zytostatika in der Krebstherapie nicht verstärken. Entsprechende Hinweise aus experimentellen Studien widerlegte jetzt eine große randomisierte Phase-III-Studie.
Statine senken den LDL-Cholesterolspiegel, indem sie die HMG-CoA- Reduktase hemmen. Dieses Enzym ist aber nicht nur an der Biosynthese von Cholesterol beteiligt, sondern auch an der von Proteinen der Ras-Superfamilie, die teilweise in Krebszellen antiapoptotische Signalwege hochregulieren. Für eine krebshemmende Wirkung der Statine gibt es also eine mögliche biologische Erklärung, wie ein Autorenteam um Dr. Michael J. Seckl vom Imperial College London im »Journal of Clinical Oncology« informiert (DOI: 10.1200/JCO.2016.69.7391).
In der Vergangenheit hatte Pravastatin in einer kleinen, unverblindeten Studie bei Patienten mit Leberkrebs das Gesamtüberleben deutlich um neun Monate verlängert. Weitere Untersuchungen hatten Vorteile bei Ösophagus-, Darm- und Lungenkrebs gezeigt. Diese krankten jedoch laut den Autoren der aktuellen Publikation alle daran, dass es sich lediglich um Beobachtungsstudien gehandelt hatte.
Für ihre LUNGSTAR-Studie wählten sie deshalb ein Interventions-Design. Eingeschlossen wurden 856 Patienten mit kleinzelligem Lungenkrebs, die mit einer Platin-basierten Chemotherapie plus entweder 40 mg Pravastatin täglich oder Placebo behandelt wurden. Das Ergebnis war ernüchternd: Weder beim Gesamtüberleben (10,6 versus 10,7 Monate) noch beim progressionsfreien Überleben (7,7 versus 7,3 Monate) wirkte sich die Statinbehandlung vorteilhaft aus. Das galt sowohl für frühe als auch für fortgeschrittene Stadien der Erkrankung.
Sollten Statine in Wirklichkeit dennoch eine krebshemmende Wirkung haben, sind verschiedene Erklärungen für dieses – gegenteilige – Ergebnis denkbar. So könnte die Dosis zu niedrig gewesen sein oder Pravastatin als hydrophiler Wirkstoff weniger effektiv als das lipophile Simvastatin. Bei der vermuteten antitumoralen Wirkung der Statine sei jedoch von einem Klasseneffekt auszugehen, so die Autoren. Es gebe keine plausible Begründung dafür, dass ein bestimmtes Statin in dieser Hinsicht einem anderen überlegen sein sollte. Sie halten ihr Ergebnis für so glaubwürdig, dass sie empfehlen, bei den aktuell laufenden sieben Studien mit Statinen in der Krebstherapie Zwischenauswertungen vorzunehmen und sie bei fehlendem Hinweis auf einen Nutzen abzubrechen. /