Großhandel und Apotheker entzweit |
13.03.2012 17:49 Uhr |
Von Daniel Rücker, Frankfurt am Main / Beim Geld hört die Freundschaft auf, sagt man. Falsch ist das nicht und es gilt auch für Apotheker und Pharmagroßhandel. Unter dem Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) hat deren Beziehung deutlich gelitten.
Apotheker und Großhändler haben beide Recht, wenn sie sich über die AMNOG-Auswirkungen beschweren. »Der Großhandel hatte 2010 ein Branchenergebnis von 177 Millionen Euro, gleichzeitig sollte unsere Vergütung aber 2011 um 200 Millionen Euro sinken«, beschrieb Thomas Trümper, Vorsitzender des Bundesverbandes des Pharmazeutischen Großhandels (Phagro) und des Großhändlers Anzag, die Situation der Großhändler Anfang 2011. Der Großhandel habe seine Belastung zwingend an die Apotheken weitergeben müssen, erklärte er in einem Streitgespräch mit dem Generalbevollmächtigten der Treuhand Hannover, Frank Diener, bei der Interpharm in Frankfurt am Main.
Kein gutes Ergebnis
Das Ergebnis sei allerdings unbefriedigend ausgefallen. Die erhoffte Konditionenkürzung habe sich am Markt nicht durchsetzen lassen. Hätte der Großhandel seinerseits die Kosten nicht reduziert, hätte die Branche 2011 rote Zahlen geschrieben. So reichte es laut Trümper immer noch zu 90 Millionen Euro Gewinn. Insgesamt sei dies jedoch zu wenig, sagte der Phagro-Vorsitzende. Eine Umsatzrendite von 0,36 Prozent genüge nicht. Deshalb hätten die Großhandlungen in diesem Jahr erneut die Konditionen kürzen müssen.
Für die Apotheker hatte dies erhebliche Konsequenzen. Diener: »Die Apotheken haben im Durchschnitt rund 10 000 Euro durch Rabattkürzungen verloren.« Die Steuerberatungsgesellschaft rechnet für dieses Jahr mit einem weiteren Rückgang des Betriebsergebnisses der Apotheken. Das sank schon 2011 für die typische Apotheke auf 5 Prozent vom Umsatz. Für 2012 rechnet Diener mit einem Betriebsergebnis von 4,2 bis 4,6 Prozent.
Eine Basis für eine gedeihliche Partnerschaft mit dem Großhandel ist dies sicher nicht. Zumal laut Diener die Apotheker ihre Großhandelsrechnungen immer weniger verstehen. Zu viele Positionen seien darauf aufgeführt, die Angaben seien nicht transparent.
Komplexe Rechnungen
Trümper widersprach dem. Die Rechnungen seien komplex, weil das Marktgeschehen komplex sei. Intransparent seien sie nicht. Diener sieht dies anders, weniger als 10 Prozent der Apotheker würden die Abrechnung verstehen. Es wird noch einige Zeit dauern, bis sich das Verhältnis zwischen Apothekern und Großhandel wieder normalisiert. /