Bei Schulstress erst mal in die Apotheke |
13.03.2012 15:54 Uhr |
Von Julia Bange / Jugendliche gehören meist nicht zur Kernkundschaft in der Apotheke. Doch auch sie haben Bedarf an Gesundheitsdienstleistungen. Mit zielgruppengerechter Ansprache können Apotheken sich als Partner für Gesundheitsfragen profilieren und die Kunden von morgen frühzeitig an sich binden.
»Was tun gegen Pickel?«, »Bin ich zu dick?«, »Wie funktioniert eigentlich die Pille?« – mit Fragen wie diesen beschäftigen sich Jugendliche. Auch wenn die 14- bis 18-Jährigen meist nicht zur Hauptkundschaft gehören, lohnt es sich, sie frühzeitig auf die Leistungen der Apotheke aufmerksam zu machen. Denn auch sie werden älter und gehören zur Kernzielgruppe von morgen. Aus diesem Grund widmet sich die Conrad Apotheke in Tecklenburg bei Osnabrück verstärkt ihren jungen Kunden. Sie bietet jede Woche eine Sprechstunde an, in der die Mitarbeiter in einem separaten Raum beraten, zum Beispiel zu Themen wie Verhütung oder Prävention.
»Es ist wichtig, dass die Präsenzapotheke Jugendliche schon jetzt an sich bindet«, sagt Elke Balkau, Inhaberin der Conrad Apotheke. »Sonst wandern sie ins Internet ab, sprich zu den Versandapotheken.«
Die Bedürfnisse der Kunden verstehen
Die jungen Kunden haben ganz unterschiedliche Bedürfnisse. Wichtig ist es, ihren Alltag zu verstehen. »Wenn sie zum Beispiel Angst vor der Fahrprüfung haben, sprechen wir darüber und empfehlen ihnen ein Medikament mit Baldrian zur Beruhigung«, so Balkau. Ein weiteres Thema, das unter Jugendlichen zunehmend an Bedeutung gewinnt, sind depressive Verstimmungen und Schlafstörungen, die meist aus Schulstress resultieren. Hierfür ist die Conrad Apotheke eine erste Anlaufstelle. Die Mitarbeiter klären auf, geben Informationsbroschüren mit und verweisen gegebenenfalls an eine fachkundige Stelle.
Auch über das Produkt- und Dienstleistungsangebot können Apotheker bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen punkten. Die Postcarré Apotheke im hessischen Hanau hat ein großzügiges Kosmetiksortiment mit Hautpflegeprodukten, zum Beispiel für die Therapie von Akne, Neurodermitis und Psoriasis. Außerdem werden Kosmetika und Produkte nach eigenen Rezepturen hergestellt, etwa gegen Herpes, und in der Offizin vertrieben. Ernährungsberatung und Produkte mit den Schwerpunkten Diät sowie Muskelaufbau gehören ebenfalls zum Angebot.
Bei der Kommunikation mit den jungen Kunden kommt es darauf an, verständlich und möglichst ohne Fachtermini zu sprechen. Besonders bei dieser Zielgruppe ist Diskretion wichtig, da Teenager meist eine niedrigere Schamgrenze haben als Erwachsene. So ist es besser, im Beratungsgespräch zu erläutern »Wenn Sie die Pille nehmen, dann . . .«, anstatt danach zu fragen »Nehmen Sie die Pille?«. Denn so kommen die Kunden nicht in die Verlegenheit, Auskunft darüber zu geben, ob sie sexuell aktiv sind. »Bei uns gehen auch keine Pille und kein Kondom uneingepackt über den HV-Tisch«, sagt Apothekerin Balkau.
Um Services wie die Ernährungsberatung bekannt zu machen, kooperiert die Postcarré Apotheke mit lokalen Sportstudios. Auch das Internet bietet eine gute Plattform, um die junge Zielgruppe auf sich aufmerksam zu machen. Denn so begegnen Apotheker den jungen Leuten dort, wo sie nach Informationen suchen.
Rund 53 Prozent der Jugendlichen in Deutschland surfen täglich oder fast täglich im Netz. Das hat die Studie EU Kids Online des Hans-Bredow-Instituts für Medienforschung ergeben. Die Conrad Apotheke bietet daher auf ihrer Website Informationen zu Themen wie Pubertät, Sexualität und Verhütung speziell für Jugendliche an.
Guter Ansprechpartner auch für Jugendliche
»Letztlich geht es bei der Ansprache dieser Zielgruppe darum, den Jugendlichen zu vermitteln, dass die Apotheke ein guter Ansprechpartner für Gesundheitsfragen ist«, sagt Stefan Möbius, Pressereferent der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg. Denn – ähnlich wie die jungen Erwachsenen – gehen auch die Jugendlichen erst zu einem Arzt, wenn es ihnen wirklich schlecht geht oder sie an einer chronischen Krankheit, wie etwa Diabetes, leiden. Die Apotheke ist eine gute Anlaufstelle für Präventionsfragen und kann für einen gesunden Lebensstil werben.
Für Postcarré-Apotheker Schmidt liegt die Motivation bei der Arbeit mit Jugendlichen vor allem darin, nicht nur bei akuten gesundheitlichen Problemen zu helfen, sondern auch präventiv zu arbeiten. »Oftmals ist Gesundheitsprophylaxe die einzige Chance, die wir haben«, so Schmidt. /