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Malaria

Weniger Erkrankte, mehr Resistenzen

08.03.2016  15:00 Uhr

Von Christina Müller, Berlin / Die Zahl der Malaria-Erkrankungen ist seit dem Jahr 2000 um mehr als ein Drittel gesunken. Einen Teil dieses Erfolgs sehen Experten jedoch durch die verschärfte Resistenzlage bei Malaria-Mitteln immer mehr in Gefahr. Schuld daran seien vor allem Medikamentenfälscher.

In Zeiten des Zika-Virus rücken andere Tropenkrankheiten zunehmend in den Hintergrund. Dabei gibt es auch gute Nachrichten: Die Fall- und Todeszahlen der Malaria sind so stark gesunken, dass Mediziner jetzt die Prophylaxe-Empfehlungen für Tropenreisende lockern.

 

 »Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Malaria anzustecken, ist so gering geworden, dass wir heute in vielen Fällen von der vorbeugenden Einnahme von Medikamenten abraten«, sagte Professor Dr. Tomas Jelinek, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Reisemedizin (CRM), bei einer Pressekonferenz in Berlin. Stattdessen reiche es aus, ein Arzneimittel für den akuten Fall mitzunehmen. »Wir raten zu einer Kombination aus Atovaquon und Proguanil.«

 

Ein Grund für den Etappensieg im Kampf gegen Malaria sei die konsequente Behandlung von Infizierten in den vergangenen Jahren. Zudem finde der Hauptüberträger, die weibliche Anopheles-Mücke, kaum noch Plätze, um ihre Eier abzulegen, erklärte Jelinek. »Die Anopheles-Larven brauchen oberflächliches Süßwasser, das möglichst sauber sein muss. Wasser in dieser Qualität ist sehr selten geworden.« Die Tigermücke, die etwa Zika-, Dengue- und Chikungunya-Viren überträgt, bevorzuge dagegen schmutzige Gewässer. »Deshalb sind diese Krankheiten auf dem Vormarsch«, so Jelinek.

 

Reisende sollten vor allem auf einen guten Mückenschutz setzen. Der Goldstandard unter den Repellentien ist laut Jelinek Diethyltoluamid (DEET) in Konzentrationen zwischen 30 und 50 Prozent. »Alle anderen Wirkstoffe sind bei Weitem nicht so effektiv«, sagte er. Das hätten Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) belegt. An Schwangeren sei DEET jedoch bislang nicht getestet, eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene könne er daher nicht völlig ausschließen. Aus Jelineks Sicht ist das ein großes Problem. »Wenn eine Schwangere trotz aller Warnungen nach Brasilien reisen möchte, muss sie sich so gut wie möglich schützen. Das wirksamste Mittel können wir jedoch nicht guten Gewissens empfehlen – das ist eine Gratwanderung.«

 

Verschärfte Resistenzlage

 

Kopfschmerzen bereitet ihm darüber hinaus die verschärfte Resistenzlage gegen viele Malaria-Mittel, allen voran Artemisinin und seine Derivate. »Die Resistenzrate liegt mittlerweile bei mehr als 70 Prozent«, so Jelinek. Vor allem in Südostasien spitze sich die Situation immer weiter zu. Verantwortlich dafür seien vermutlich Medikamentenfälscher. »Das ist ein riesiger illegaler Markt – und wahnsinnig lukrativ.« Gefälschte Arzneimittel bringen laut Jelinek mehr ein als etwa der Handel mit Drogen und Waffen.

 

Um diese Gefahr in den Griff zu bekommen, habe die WHO vor einigen Jahren einen Test auf den Markt gebracht, mit dem die gängigen Wirkstoffe gegen Malaria nachgewiesen werden können. Das habe die Lage jedoch nur verschlimmert: Denn mit dem Test sei nur nachweisbar, ob der Wirkstoff in der Tablette enthalten ist, nicht aber, wie viel davon. »Die Fälscher sind also dazu übergegangen, die Arzneistoffe in sehr geringen Mengen beizumischen«, erklärte Jelinek. Das habe wesentlich zur Resistenzentwicklung beigetragen.

 

Daher warnte der Experte davor, entsprechende Arzneimittel vor Ort zu kaufen. »Reisende sollten in jedem Fall ein Notfallmedikament mitnehmen«, rät er. Die strengen Gesetze in Deutschland schützten weitgehend davor, dass Fälschungen in die reguläre Lieferkette gerieten. Verbraucher sollten jedoch darauf achten, dass sie die Arzneien nur bei Händlern erwerben, die dem Arzneimittelgesetz unterliegen. »Malaria-Mittel im Internet zu kaufen kann fatale Folgen haben«, mahnte Jelinek. /

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